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Bürgermeisterwahl Anstoßer mit Zahlenfaible

Wolfgang Trösken ist ein Mann, der mitgestalten möchte. Der 59-jährige Behrendorfer bewirbt sich um das Werbener Bürgermeisteramt,

Von Karina Hoppe 18.10.2016, 19:00

Werben l Wolfgang Trösken ist ein Mensch, der sich vorbereitet. In seiner Funktion als Finanzausschussvorsitzender des VG-Rates genauso wie als Stadtratsmitglied von Werben. Gibt es etwas zu studieren vor den Sitzungen, Wolfgang Trösken hat es studiert. Der Behrendorfer hakt gerne nach, das Kommunalverfassungsgesetz als graues Büchlein wird bei ihm Gebrauchsspuren aufweisen. Ein genauer Mensch bewirbt sich also um das Werbener Bürgermeisteramt. Auch ein streitbarer Mensch? „Scheinbar ist das so.“ Dazu möchte Trösken erwähnen, „dass nur durch gegensätzliche Positionen am Ende eine klare Willensäußerung hervortritt“. Mit anderen Worten: Diskussionen, wenn auch mal heftiger, seien wichtig für einen Stadtrat. Und auch, dass jeder sich in seiner Weise einbringt. Da sieht Trösken noch Reserven. Einige Ratsmitglieder beteiligen sich zu wenig, „dabei haben wir einen guten Querschnitt der Einwohner im Rat“. Trösken ist optimistisch, dass er als Bürgermeister mehr Teilhabe aus der einen oder anderen Ecke am Tisch erwirken könnte. Und das ginge schon beim nächsten Haushalt los. Im Übrigen sei die vergangene Stadtratssitzung – für Trösken in neuer Funktion als stellvertretender Bürgermeister war es die erste, die er leitete – „ausgesprochen harmonisch“ abgelaufen. „Das hätten manche vielleicht anders erwartet.“

Wolfgang Trösken ist in Bielefeld aufgewachsen, kam nach der Wende nach Behrendorf, wo seine Familie früher einen Hof bewirtschaftete. Trösken kannte die Gegend durch Besuche während der DDR-Zeit. Dass der studierte Maschinenbauer eines Tages in die Landwirtschaft geht, sei ihm immer klar gewesen.

Nach der Wende bot sich die Chance und und Tröskens Familie ergriff sie. In Kate­gorien wie Ost und West würden seine vier Kinder gar nicht mehr denken. Sie sind voll ins Dorfleben integriert. Aber auch Trösken selbst sei „inzwischen hier zu Hause“.

Beim Geschehen vor seinem Hoftor mitreden, es mitgestalten, wollte Trösken schon sehr früh. Zunächst im Gemeinderat Behrendorf, dann im Stadtrat Werben (2009 sogar Bürgermeisterkandidatur) und seit der letzten Wahl auch im Verbandsgemeinderat. Da Zahlenwerke ihm keine Angst machen, hat er sich als Finanzausschussvorsitzender zur Verfügung gestellt und wurde jüngst auch nach Bewegung im Fraktionengefüge wiedergewählt. „Darüber habe ich mich sehr gefreut.“ Anscheinend mache er es ja doch recht ordentlich.

Und was das Amt als Werbens Bürgermeister angeht, könne es ja nicht schaden, wenn man sich im Haushalt der Verbandsgemeinde gut auskennt. Die Gelder werden knapper. Das Land novelliert das Finanzausgleichsgesetz, für Werben erwartet Trösken keine Vorteile. Um so wichtiger sei es, wohl bedacht zu handeln. Grundsätzlich hat für Trösken in den zurückliegenden Jahren das Augenmerk zu sehr auf die Stadtsanierung gelegen.

Wenn diese auch sehr wichtig sei, aber nicht nur. Die laufenden Geschäfte seien es auch. Dazu gehören etwa die städtischen Wohnungen. Langsam bewege sich dort etwas, „richtig so, denn das sind Einnahmen.“ Es sei ja nicht nur ein Problem, an Fördergelder heranzukommen. Man muss auch genau wissen, wofür man sie ausgibt.“

Gutes wolle Trösken für Werben, „dass es wächst und gedeiht“. In diesem Zusammenhang sei der Behrendorfer zwar offen für einen Neustart bezüglich der Gründung einer privaten Grundschule, im gleichen Atemzug hält er diesen Schritt aber auch für problematisch. Nicht, weil er etwas gegen Privatschulen habe, seine Familie hatte selbst damit Berührung, „sondern, weil Privatschulen dem öffentlichen Schulsystem nun mal Schwierigkeiten bereiten“. Darüberhinaus sei die Lage Werbens schwierig: im Norden und Osten die Elbe. „Wir sind hier in Randlage.“ Schon vor der Sanierung der Schule hätte mehr oder überhaupt der Kontakt zu Mitgliedsgemeinden gesucht werden müssen, so Trösken.

Die B190n, noch so ein Dauerbrenner. Früher sei Trösken strikt dagegen gewesen, heute sehe er den Fall nicht mehr schwarzweiß. Eine bequeme Anbindung nach Havelberg brächte Werben näher an ein Grundzentrum. Das sei auch nicht von der Hand zu weisen. So gebe es in vielerlei Hinsicht ein Für und Wider. Wichtig sei, dass der Stadtrat, wo er Einfluss hat, eine klare Haltung formuliert. Dabei helfe immer wieder der Blick auf den Haushalt, der nun mal sei wie er sei. Von Luftschlössern hält Wolfgang Trösken jedenfalls nichts.

Dass der Behrendorfer schon lange hier lebt, nicht zuletzt auch durch seine Arbeit als Landwirt lokale Kenntnisse hat, empfindet er gegenüber seinen Mitbewerbern Wolfgang Tacke (jetzt auch mit Hauptwohnsitz Werben, aber noch in Magdeburg arbeitend) und Lutz Rosenkranz aus Arneburg als Vorteil. Dass sich niemand, den Trösken als Hiesigen begreift, zur Wahl aufgestellt hat, war mit Motivation für seine eigene Kandidatur. Natürlich sähe auch Wolfgang Trösken es gern, wenn er am Sonntag das Rennen macht.