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CD-Premiere Osterburger erfüllt sich Lebenstraum

Nico Brazda hat sich einen Lebenstraum erfüllt. Der gebürtige Osterburger brachte mit seiner Band seine erste CD heraus.

Von Astrid Mathis 16.12.2017, 00:01

Osterburg/Potsdam l Passend zur Vorweihnachtszeit stellten die vier Sänger in der Französischen Kirche in Potsdam das auf Tonträger gebannte Repertoire kürzlich zahlreichen Zuhörern vor. Längst hat das Quartett treue Fans, Autogramme mussten sie deshalb auch noch lange nach dem einstündigen Konzert geben. Zu den treuesten Fans gehören selbstverständlich die jahrzehntelange Osterburger Chorleiterin Dagmar Brazda, seine Mutter, Schwester und Bruder, die voller Stolz auf das Hörwerk blicken und extra aus der Biesestadt anreisten.

Schon lange ist Potsdam für den gebürtigen Osterburger zum Lebensmittelpunkt geworden. Hier hat er an der Universität Potsdam vor 27 Jahren Diplom-Musik mit Schwerpunkt Gesang studiert, von hier aus knüpfte er wichtige Kontakte für sein musikalisches Schaffen. Vor inzwischen zehn Jahren übernahm er die stimmbildnerische Betreuung des Madrigalchors Charlottenburg, seit über zehn Jahren gestaltet er deutschlandweit Gesangsworkshops und steht an der Spitze verschiedener Chöre. Als wäre das noch nicht genug, arbeitet der 47-Jährige als gefragter Gesangslehrer, trat mit den Bogarts im Berliner Konzerthaus zum Beispiel am Tag der offenen Tür mit einer Musiktheaterproduktion für Kinder auf, im Deutschen Theater, Berliner Ensemble oder erfreute mit einem weihnachtlichen Programm im Hans-Otto-Theater Potsdam wie im vergangenen Jahr. Zwei Auftritte monatlich sind Usus. Teilnahme an internationalen A-Cappella-Festivals gang und gäbe.

In Osterburg lernten die Altmärker den Sänger Nico Brazda mit den „Bogarts“ 2009 im Rahmen der „Kleinkunstbühne“ im Hotel „Zum Kanzler“ kennen und wertschätzen. Außerdem sang sich der Wahl-Potsdamer während der Osterburger Literaturtage in der Lebenshilfe zuletzt in die Herzen der Sachsen-Anhalter.

Diese Mischung aus Bogarts‘ Songs, amerikanischen Hits, traditionellen deutschen Volksliedern oder Filmmusik wie „If I needed you“ ist es, die fasziniert. Sie ist auch auf der CD zu finden. „Wenn ich ein Vöglein wär‘“ steht zwischen „Es geht eine dunkle Wolk‘“ und „Lindenbaum“, während „As time goes by“ Auftakt für ein unterhaltsames und zugleich erstklassiges Programm mit Renaissance-Meister John Dowlands „Time stands still“ ist, das im „Abendlied“ seinen krönenden Abschluss findet. Einen melancholischen Beigeschmack möchte das Quartett dem Tonträger gar nicht absprechen. Der ist unbedingt gewollt, obwohl die Sänger gerade durch spitzfindige, humorvolle Moderation im Live-Konzert auftrumpfen. Sie mögen es romantisch und musikalisch stark arrangiert. Und für die Arrangements ist seit Gründung der Band vor zehn Jahren erfolgreich Tom Heiß zuständig, der zudem auf der CD die Mundharmonika einsetzt. Mit seiner Bass-Stimme bringt er neben Bariton Nico Brazda, Tenor 1 Martin Fehr und Tenor 2 Philipp Neumann eine dunkle Klangfarbe ins Spiel.

Vor einem Jahr begannen die Vorbereitungen zur Aufnahme der CD. Ein ordentliches Tonstudio sollte es sein und darum auch einiges kosten. Crowdfunding war für das Quartett die ideale Lösung. Kurz übersetzt: Sie starteten Rundmails, aktivierten alle Kontakte und baten um Geld. Mit Erfolg. Nach der Planung im Herbst 2016 fanden sich die Sänger zwischen Februar und April im Studio Remise Berlin ein und nahmen alle Lieder auf, die sie schon immer gern aufnehmen wollten. Allein 13 Termine brauchten sie danach zum Abmischen. Dazu dauerte es Monate, um für alle gewünschten Titel und Arrangements die Rechte zu bekommen. Endlich war es geschafft. Deutsches Liedgut und englisch-amerikanische Musiktradition, präsentiert von dem Berliner Männerquartett, konnte so dank großzügiger Spenden verewigt und jetzt veröffentlicht werden. Einen Teil hat es dem Crowdfunding zu verdanken, einen Teil übernahm es selbst.

Warum die Gentlemen des A Cappella, wie sie genannt werden, jetzt „b major“ und nicht mehr „Die Bogarts“ heißen, führt Nico Brazda auf die veränderte Musikrichtung zurück. Außerdem bedeutet „b major“ ins Deutsche übersetzt „H-Dur“ und wird somit überall verstanden. Der Abschied von Tenor Philipp Neumann nach zehn Jahren ist ein weiterer Grund für die Veränderung und das besondere Konzert in Potsdam. Als Musiklehrer an einem Gymnasium in Berlin-Charlottenburg wird ihm nur zu Gastauftritten Zeit bleiben. Martin Netter komplettiert das Quartett künftig in seiner Stimmlage.

Auf der CD glänzt das Ensemble in Originalbesetzung. Das Werk hat übrigens nur einen Fehler: Es ist zu schnell zu Ende. Oder wie die Sänger es selbst auf Englisch mit dem Titel sagen: „time goes by.“