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Corona-Lockdown An der Sportschule herrscht Stille

Die letzten Gäste gingen im November 2020, viele Mitarbeiter sind auf Kurzarbeit null: Die Sportschule Osterburg läuft im "Notbetrieb.

Von Nico Maß 12.02.2021, 00:01

Osterburg l Eigentlich hätten sich gerade jetzt Dame, König und ihre Bauern in der Landessportschule Paroli geboten. „Der Schachverband wollte eine Großveranstaltung mit mehr als 100 Teilnehmern bei uns austragen“, erklärt die Leiterin Stephanie Lück. Doch die Bretter, auf denen sich das königliche Spiel entspinnt, bleiben eingepackt. An ein Schachturnier ist in der Landessportschule in diesen Tagen noch nicht zu denken. Die Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie haben die auf dem Osterburger Fuchsbau gelegene Einrichtung des Landessportbundes (LSB) im Griff.

Und das seit mittlerweile fast einem Jahr. Von Mitte März bis Ende Mai 2020 war die Sportschule im Rahmen des ersten Lockdowns geschlossen, seit dem 2. November ist die Eingangstür erneut verriegelt. Ein Drittel des Jahres 2020 komplett geschlossen, dazu selbst in den Monaten der Öffnung weitab vom aus Vor-Corona-Tagen gewohnten Normalbetrieb, das liest man auch in den Besucherzahlen ab. 2020 konnte die Sportschule gerade einmal 16 500 Kinder und Erwachsene begrüßen. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor hatten mit 31 300 noch fast doppelt so viele Besucher in der Osterburger Einrichtung Quartier bezogen.

Weniger Gäste, dazu ist die Zahl der vor Ort tätigen Mitarbeiter aktuell arg geschrumpft. Die große Mehrheit der insgesamt 40 Beschäftigten sei auf Kurzarbeit null, bedauert Stephanie Lück. Lediglich acht Mitarbeiter zählen zur Notbesetzung, die den Betrieb in der Landessportschule aufrechterhält. Dazu zählen auch zwei Bundesfreiwilligendienstler, die eigentlich im sozialpä­dagogischen Bereich arbeiten sollten. Stattdessen hülfen sie mit, Hausmeisterdienste zu erledigen, sagt Lück. Wie die Sportschul-Chefin berichtet, nutze die Notbesetzung den Lockdown, um Räumlichkeiten wie die Geräteturnhalle von Grund auf zu reinigen oder Renovierungsarbeiten zu verwirklichen. „Wenn wir jetzt malern, stören wir keine Gäste“, begründet sie.

In den „vier Wänden“ des Sportschul-Komplexes wird renoviert, an größere Investitionen sei vorerst aber nicht mehr zu denken. „Wir hätten sehr gern die eine oder andere Sache angeschoben, um nach 20 Jahren auch mal etwas zu sanieren oder etwas Neues zu machen, beispielsweise in Sachen Bowlingbahn. Doch die Corona-Zeit wirft uns um Jahre zurück, der Investstau wird mit Sicherheit wieder größer“, sagt Lück. Sie ist froh darüber, „dass uns das Land mit Fördermitteln unterstützt und der Bestand unserer Einrichtung auch nicht in Frage gestellt wird“. Ob es aber an der Sportschule im gewohnten Umfang der Vor-Corona-Zeit weitergehe, könne sie noch nicht sagen. Lück verwies darauf, dass der Landessportbund eben auch gefordert sei, die von der Pandemie arg gebeutelten Sportvereine zu unterstützen.

Zudem blickt Lück mit Sorge auf die Schwimmhalle. Das im Eigentum der Einheitsgemeinde Osterburg befindliche und vom LSB bewirtschaftete Bad zählt zu den großen Pluspunkten des Sport-Standortes, hat aber seit Jahren Sanierungsbedarf. Kann die Stadt diese Erneuerungsarbeiten finanzieren?

Die Kommune bereitet zwar für 2021 einen Förderantrag vor, um die Erneuerung der Bädertechnik, des Rohr- und Leitungsnetzes sowie die barrierefreie Erschließung mit Unterstützung von Landesgeldern umzusetzen. Doch mit Blick auf das geschätzt mehr als zwei Millionen Euro teure Maßnahmepaket ist es für Osterburg selbst bei einer Maximalförderung von 90 Prozent nicht leicht, den nötigen Eigenanteil aufzubringen. Vom Landessportbund sei diesbezüglich jedenfalls keine Unterstützung zu erwarten, „wir können beim Eigenanteil nicht helfen“, stellt die Sportschul-Chefin klar.

Stefanie Lück hat sich darauf eingestellt, dass für die Sportschule auf absehbare Zeit nur das Nötigste finanziert werden könne. Und so bleibe der Anfang 2020 eingeweihte Niedrigseilgarten wohl für längere Zeit auch die letzte neue Attraktion, die auf dem weitläufigen Gelände vor den Toren der Stadt ihren Platz gefunden hat. Den Parcours ließ sich der Landessportbund 47 000 Euro kosten. Mangels Hausgästen sei er im ersten Jahr seines Bestehens kaum genutzt worden, sagt Lück. Die Sportschul-Chefin, die den Garten insbesondere auch als Angebot für teambildende gemeinsame Erlebnisse versteht, hofft darauf, dass der Parcours in diesem Jahr intensiver in Anspruch genommen wird. Ob und wann Besucher von ihm Besitz ergreifen können, sei mit Blick auf den weiterhin andauernden Lockdown aber noch nicht abzusehen. Stephanie Lück hat sich bereits gedanklich von den 26 000 Übernachtungen verabschiedet, die von Schulklassen, Vereinen oder Sportgruppen für das Jahr 2021 gebucht wurden. „Wenn wir auf 20 000 kommen, wäre das wohl schon gut“, schätzte sie ein.