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Coronavirus Viele Läden machen dicht

Viele Osterburger Läden sind geschlossen. Inhaber und Mitarbeiter blicken mit Sorge in die Zukunft. Sie hoffen auf Unterstützung.

Von Nico Maß 19.03.2020, 00:01

Osterburg l Das „Closed“-Schild an der Eingangstür ihres Ladens hat die Osterburgerin Andrea Lux am Dienstagabend kurz nach 18 Uhr noch einmal umgedreht. Zum vorerst letzten Mal, mindestens bis zum 19. April. Das hatte die Magdeburger Landesregierung wenige Stunden zuvor per Verordnung festgelegt. Aus Sorge vor dem Coronavirus und in der Hoffnung, das Ausbreiten der Pandemie verzögern zu können.

Keine Frage, „die Gesundheit steht an allererster Stelle“, betont Lux. Und doch verbänden sich mit der angewiesenen Schließung aller Geschäfte abseits von Lebensmittelläden, Supermärkten und Läden mit Waren des täglichen Gebrauchs große Sorgen. Unter anderem wegen der immer größeren Konkurrenz aus dem Internet befinde sich der Einzelhandel ohnehin schon in einer schwierigen Situation, es gebe viele Geschäftsleute, die faktisch von der Hand in den Mund leben würden. Nun verschärfe die durch die Pandemie notwendig gewordene Schließung vieler Läden die Situation noch einmal dramatisch. „Wer jetzt keinen Puffer hat oder auf Rücklagen zurückgreifen kann, für den geht es um seine wirtschaftliche Existenz“, befürchtet die Geschäftsfrau.

Ob bundesweit ins Gespräch gebrachte Maßnahmen wie die Stundungen von Steuern oder die Erhöhung von Kreditrahmen wirksam helfen könnten, Ladeninhaber vor dem Aus zu retten? Vielleicht zur Über­brückung, Schulden aber würden eben auch Schulden bleiben. Unterstützung für die heimische Händlerschaft erhofft sich Andrea Lux aber auch aus dem Osterburger Rathaus. „So würde uns eine Reduzierung der Gewerbesteuer ganz sicher helfen. Oder der Verzicht auf die Parkgebühren in der Breiten Straße, wie es von der Einheitsgemeinde ja schon in der Vorweihnachtszeit gehandhabt wird“, nennt die Händlerin mögliche Beispiele. Sandra Matzat stellt sich hinter diese Vorschläge. Die Geschäftsfrau und AfD-Stadträtin nennt aber noch weitere: „Als Maßnahme zur Unterstützung der Einzelhändler wäre es sinnvoll, Ausnahmeregelungen für eine Öffnung halbtags oder an bestimmten Tagen in der Woche zu schaffen.“ Die neue Saisonware sei eingetroffen und müsse bezahlt werden, „aber verkaufen dürfen wir sie jetzt nicht mehr“, sagte Sandra Matzat. Angesichts des Umstandes, „dass wir kleinen Einzelhändler mit wenig Publikumsverkehr schließen mussten, während der Onlinehandel boomt“, frage sie sich, „ob der Osterburger Einzelhandel diese Krise wirtschaftlich überleben wird.“ Ohne Umsätze und Unterstützung sei daran jedenfalls kaum zu denken, so die Dobbrunerin. Matzat fordert deshalb auch direkte Hilfen für Händler wie zum Beispiel die Übernahme von laufenden Betriebskosten ein. Zudem könnten das Absenken der Hebesätze für die Grund- und Gewerbesteuer, kostenlose Kita- und Hortplätze und der Abbau bürokratischer Hürden bei der Beantragung von Hilfen dazu beitragen, die ungemein schwierige Situation für viele Einzelhändler zu entschärfen.

Anders als Sandra Matzat und Andrea Lux kann Torsten Engels seinen Büroausstatter an der Breiten Straße weiter öffnen. Weil der Geschäftsmann auch eine Brief- und Paketannahme betreibt, reiht sich sein Laden in die Ausnahmen ein. Davon abgesehen blickt aber auch Engels mit Sorge auf die vom Land verordnete Schließung vieler Geschäfte. „Das ist eine Katastrophe für den Einzelhandel.“ Zumal eben auch niemand wisse, „wie lange das anhält“, fügt er nachdenklich hinzu.

„Ich erkenne schon, dass diese Situation für viele Händler eine existenzielle Bedrohung bedeutet“, weiß auch Nico Schulz (Freie Wähler). Osterburgs Bürgermeister fordert deshalb von der Politik Maßnahmen, „damit die kleinen Läden und Geschäfte unkomplizierte Zuwendungen erhalten, um Verluste auszugleichen. Denn natürlich haben die Einzelhändler auch bei geschlossenen Geschäften laufende Kosten, die sie bestreiten müssen“, machte er deutlich. Ob die Einheitsgemeinde selbst direkte Hilfe leisten könnte, beispielsweise über das Absenken des Gewerbesteuer-Hebesatzes, dazu wollte sich der Bürgermeister gestern noch nicht äußern. „Aber natürlich werden wir Überlegungen anstellen, wie wir als Einheitsgemeinde helfen können“, machte Nico Schulz abschließend deutlich.