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Vogelzug Wahrenbergs Störche lassen sich viel Zeit

Mit Rühstedt kann es Wahrenberg noch nicht aufnehmen. Aber seit Montag zeigt Meister Adebar wieder Flagge.

Von Ralf Franke 28.03.2017, 20:00

Wahrenberg l Spät kommen sie, aber sie kommen. Rund fünf Wochen, nachdem der erste Storch in Werben gesichtet wurde, meldet sich Meister Adebar auch in Wahrenberg zurück. Montag wurde der erste Horst in Beschlag genommen. Und zumindest in der Beziehung ist Kontinuität angesagt: Denn die Storchenwohnung in luftiger Höhe auf einem Mast am Mietenberg an der Straße in Richtung Groß Garz wird in der Regel zuerst belegt, weiß auch Werner Mohr, der die gefiederten Weltenbummler seit vielen Jahren beobachtet, über deren Lebensgewohnheiten Buch führt und seine Erkenntnisse zum Wohle des Tier- und Artenschutzes weiterreicht.

Und weil Statistiken nicht lügen, weiß der Ruheständler auch, dass die Störche selten so spät in das Elbedorf zurückgekehrt sind wie dieses Jahr. Die Zugvögel, rechnet er im Gespräch mit der Volksstimme nach, sind gut und gerne acht Tage später dran als üblich. Um die Zeit ist meist schon eine ganze Gruppe vor Ort, um sich auf das Brutgeschäft vorzubereiten. Die letzten lassen sich allerdings gewöhnlich auch Zeit bis Ende Mai. Ebenso ungewöhnlich scheint, dass das Pärchen vom Mietenberg dieses Mal gemeinsam eintrudelte. Denn üblicherweise ist der Familienvater eine Woche vor der Dame des Hauses da.

Dass die Sommergäste des Storchendorfes generell später als in anderen Orten zurück sind, liegt an den Regionen, die zum Überwintern aufgesucht werden. Die Wahrenberger Störche bevorzugen demnach die Ost-Route und fliegen nach Afrika, während andere Artgenossen zum Beispiel schon in Spanien ausspannen.

Ost-Zieher legen bis zu 14 000 Kilometer zurück. Das braucht Kraft und Ausdauer. Da kann es schon mal zu der einen oder anderen Verspätung kommen, weiß Mohr, dem viel mehr daran liegt, dass es alle hin und zurück schaffen. In dem Ort warten immerhin 21 Horste auf ihre Nutzer. Und 19 bis 20 sind in jeder Saison besetzt. Heißt: Die Leerstandsquote ist fast zu vernachlässigen. 1995 wurden in Wahrenberg zu den vorhandenen Horsten auf Hausdächern sieben neue Masten aufgestellt. Und die fanden alle noch im gleichen Jahr ihre Nutzer, erinnert sich Mohr.

Dass sich Meister Adebar in dieser Ecke der Altmark so wohl fühlt, liegt an den Elbwiesen und an den vielen Biotopen in der Nachbarschaft des Ortes. Viel länger als zehn Minuten muss keiner zur Futterstelle fliegen. Das wirkt sich offenbar auch auf die Fruchtbarkeit der Störche aus, die in durchschnittlichen Jahren oft bis zu drei Junge aufziehen.