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Dorfwohnzimmer Gestalten statt verwalten

Das alte Kreveser Verwalterhaus ist nicht mehr zu retten. Aber die Ruine soll perspektivisch ein kultureller Hot-Spot werden,

Von Ralf Franke 30.09.2019, 01:01

Krevese l Dass ein Wohnzimmer nicht immer mit einem Sofa und einer Mattscheibe ausgestattet sein muss, ist spätestens seit dem Spruch von Tennislegende Boris Becker zu Wimbledon klar. Das Wohnzimmer, das die Herren des Kreveser Gutshauses, Ralf Engelkamp und Rainer Kranz, vor Augen hatten, als sie sich der Ruine des benachbarten Verwalterhauses widmeten (wir berichteten), passt in das Schema. Und es nimmt nicht zuletzt mit Unterstützung von Landaufschwung, dem Bundeslandwirtschaftsministerium, der Gartenakademie Altmark, Helfern und Spendern seit 2018 Gestalt an, wie bei einem Ruinen-Aufräum-Seminar zu sehen war, zu dem die Eigentümer mit Christa Ringkamp von der Gartenakademie Sonnabend eingeladen hatten.

Die Resonanz war groß. Gut 30 Frauen und Männer aus Krevese und der Nachbarschaft fanden sich am frühen Vormittag ein, um entsprechend ausgerüstet, im Kleinen fortzusetzen, was ein Bagger im Großen begonnen hatte. Den Begriff Seminar verdiente sich die Aktion nicht zuletzt damit, dass zum Beispiel Architekt Tobias Spillner erklärte, auf was die Einsatzkräfte beim Arbeiten in der Denkmalruine achten müssen und welche Steine benötigt werden, um die rund 80 Zentimeter dicken Außenmauern mindestens auf Höhe der Fenster- und Türbögen zu erhalten, die dem historischen Gebäude sein Gesicht geben. Am fast fertig sanierten und stabilisierten Südgiebel ist schon zu sehen, wie das am Ende einmal aussehen soll.

Bevor das große Aufräumen startete, bei dem unter anderem durch die örtlichen Landfrauen auch für einen Imbiss, Erfrischungen sowie Kaffee und Kuchen gesorgt war, gab es eine Blick in die Zukunft.

Demnach empfiehlt sich der Ort nicht nur als Dorfgemeinschaftshaus im Freien, sondern auch als sogenannter Coworking-Space für kreative Köpfe, die vor allem digital arbeiten, mit schnellem Internet fast schon zufrieden sind und bei schlechtem Wetter ins Gutshaus ausweichen können. Die Gartenakademie plant einen Schaugarten mit Pflanzen, die die früheren Herrschaften einst nach Krevese brachten. Nicht zuletzt ist Krevese als Kulturstandort im Gespräch, wie es die Kirchenruinen in Arendsee oder Käcklitz vormachen. Das Theater der Altmark soll schon Interesse als Außenspielort bekundet und bei der Planung eigene Anregungen eingebracht haben.