Duo überzeugt Tucholsky mal anders

Tucholskys Texte neu interpretiert von Bernd Marquardt und "Nobody knows": Der Auftritt am Krumker Kavaliershaus konnte ja nur gut werden!

Von Astrid Mathis 19.08.2019, 16:55

Krumke l Kurt Tucholskys Texte, neu interpretiert von Bernd Marquardt und „Nobody knows“. Der gemeinsame Auftritt am Krumker Kavaliershaus konnte ja nur gut werden! 120 Zuschauer zählte Gastgeberin Annegret Spillner.

Die Zusammenarbeit begann vor fünf Jahren: Bernd Marquardt besuchte ein Konzert der Tangermünder Band und kam in der Pause schon mit Frontmann Max Heckel ins Gespräch: „Wollen wir mal was zusammen machen?“ Er wusste auch schon was. Tucholsky. Marquardt recherchierte ein halbes Jahr lang, Heckel vertonte. Sie einigten sich auf die Versatzstücke, die immer wieder beliebig ausgetauscht werden können. In der Salzkirche Tangermünde und Zichtau gaben sie mit der Band Kostproben ihrer guten Zusammenarbeit. Auf der CD „Drei Minuten Gehör“, die sie 2015 aufnahmen, sind die Texte, die Marquardt am besten gefallen: die zum Nachdenken anregen.

Eine ganze Weile ruhte das Programm, doch als „Nobody knows“ im Winter im Kavaliershaus mit den „Verbrannten Liedern“ auftrat, kam Max Heckel die Idee: „Tucholsky im Sommer!“ Gern sagte der 69-jährige Schauspieler wieder zu, denn „mit Max auf der Bühne zu sein, das macht immer Spaß“. Natürlich fühlt Heckel anders, wenn er jetzt „Mutterns Hände“ spricht, weil er im vergangenen Jahr die seiner eigenen Mutter hielt und loslassen musste.

Marquardt holt die Zuhörer anders ab, er rezitiert den „Pessimisten“, der sich einmal selber fehlen wird. Und dann gibt’s immer noch das zum Volkslied in seiner reinsten Form erhobene „Wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen“ ... Auf Berlinerisch klagt Heckel später traurig-fröhlich: „Ick hab‘ mir so mit dir jeschunden. Et is’ ma leider nüscht jeworden.“ Auch wenn die Geschichte vom nachfolgenden „Hühnerstall“ nichts mit Tucholsky zu tun hat, Landwirt Schulze muss befragt werden! Es geht schließlich auch hier um eine Beziehung. Fragt sie, wie oft am Tag der Hahn die Henne … „20 Mal!“ Bedeutungsvoll kommentiert sie bzw. Heckel: „Siehste, siehste!“ Fragt er: „Sach’ ma, Schulze, rennt der Hahn immer derselben Henne nach?“ „Oh, nein!“, meint Schulze. Heckel: „Siehste, siehste!“ Marquardt und Heckel können auch anders: politisch. „Drei Minuten Gehör“ hat es in sich, es endet mit „Nie wieder Krieg!“ Nach „Kompromiss“ setzt Heckel noch ein Ausrufezeichen: „Toleranz heißt nicht, dass man sich jeden Scheiß anhören muss.“ Marquart lässt keinen Zweifel daran, dass Tucholskys „Eichhörnchen“ ein Text zum Nachdenken und brandaktuell ist. Weiter geht’s mit Ringelnatz.