1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Osterburg
  6. >
  7. Wehe, es brennt wochentags

Einsatzbereitschaft Wehe, es brennt wochentags

Wie viel Feuerwehrleute stehen parat, wenn es tagsüber unter der Woche brennt? Auch in Arneburg-Goldbeck reicht es hinten und vorne nicht.

Von Karina Hoppe 17.07.2018, 16:31

Arneburg-Goldbeck l Ein Fall aus der Nachbargemeinde Altmärkische Wische hat es eindrücklich vor Augen geführt. Quasi binnen Sekunden stand die alte Gutsscheune von Neukirchen in Flammen und nur, weil die Feuerwehrkameraden mehrerer Ortswehren gleichzeitig alarmiert wurden, schnell vor Ort waren und mit viel Menpower an mehreren Stellen gleichzeitig löschen konnten, wurde eine Katastrophe verhindert. Günter Berkau, stellvertretender Neukirchener Ortswehrleiter, stand am nächsten Tag noch fassungslos vor der Ruine: „Wäre das unter der Woche passiert, hier wären Wohnhäuser abgebrannt und wohlmöglich noch Schlimmeres passiert. Wir hätten das nicht halten können.“

Alle wissen das. Wenn es brennt, geht es schnell auch um Menschenleben. Und trotzdem scheint bisher eine Lösung für das große Personalproblem vor allem auf dem Lande in weiter Ferne. So schätzt Michael Nix für Arneburg-Goldbeck ein, dass es noch einmal 500 Feuerwehrleute mehr bräuchte, um in den kritischen Zeiten, das heißt tagsüber unter der Woche, die geforderte Personalzahl vorzuhalten. Es bräuchte also 1000 aktive Kameraden statt aktuell rund 500.

Und diese müssten entsprechend ausgebildet sein: Eine Ortsfeuerwehr mit Staffelfahrzeug muss laut Nix einen Gruppenführer, einen Maschinisten und vier Atemschutzgeräteträger vorhalten, wobei letztere unter sich zwei Truppführer und zwei Truppmänner brauchen. „Bei Löschfahrzeugen kommt nochmal ein Truppführer und ein Truppmann dazu“, zählt Michael Nix auf. Wohl wissend, dass auch für Arneburg-Goldbeck gilt: Nicht nur quantitativ, auch qualitativ können die Vorgaben derzeit nicht erfüllt werden. Die Risikoanalyse, die der Verbandsgemeinderat beschlossen hat, schreibt nämlich vor, dass genannte Einheit pro Ortswehr dreimal vorhanden sein muss. Um Krankheitsfälle, das Arbeiten auf Montage und so weiter abzufedern

Davon können aber auch die Feuerwehren von Arneburg-Goldbeck in den meisten Fällen nur träumen. Die Alarm- und Ausrückeordnung, die je nach Meldung gleichzeitig mehrere Ortsfeuerwehren alarmiert, kompensiert dies zum Teil, aber der Auftrag bleibt: „Wir brauchen mehr Personal. Das ist das A und O. Es müsste sich jeder Häuslebauer fragen, was ist, wenn mein Haus brennt“, appeliert Nix an die Eigenverantwortung. Man müsse den Einwohnern das Problem vernünftig rüberbringen, wobei: Tag der Feuerwehr, Familientag des Bereiches Nord, das Gründen von Kinderfeuerwehren, Zeltlager für die Jugendfeuerwehr, bedruckte Handtücher für die Kinder – es gehe ja schon Vieles in die richtige Richtung in Arneburg-Goldbeck.

Und gute Werbung? Karlheinz Schwerin, Vorsitzender des Ordnungsausschusses der Verbandsgemeinde, kennt das Ringen darum aus dem Landesfeuerwehrverband, wo er lange im Vorstand aktiv war. „Es ist schwierig.“ Ob man Busse bedruckt oder Plakate: Wenn die kleinen Schulen auf dem Land geschlossen werden, die Kinder wegen der Busfahrerei erst um 17 Uhr zu Hause sind, wann sollen sie dann noch Zeit für die Feuerwehr haben? Erwachsenen indes, die sich des Problems bewusst sind, sagt er Folgendes: „Wer auf dem Dorf wohnt und Eigentum hat, muss in die Feuerwehr.“

Der Neukirchner Günter Berkau hat es jedenfalls mehrfach wiederholt: „Unter der Woche hätten wir diesen Brand auf keinen Fall halten können. Hier ging es um Minuten.“