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Elbanlieger Hochwasserschutz für die Insulaner

Sachsen-Anhalt hat auch den Hochwasserschutz bei Werder und Scharpenlohe bei Beuster auf der Agenda. Aber das kann noch dauern.

Von Ralf Franke 30.07.2018, 20:00

Beuster l Vor ein paar Tagen war Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff Ehrengast des Sonderkonzertes zu 25 Jahren Straße der Romanik in der Nikolauskirche Beuster. Ursprünglich hatte der Seehäuser Verbandsgemeindebürgermeister Rüdiger Kloth die Hoffnung, den Landesvater außerhalb des Protokolls ins benachbarte Werder und nach Scharpenlohe lotsen zu können, um ihn für die drohenden Hochwassergefahren zu sensibilisieren, die beiden Ortsteilen, den Bürger sowie deren Hab und Gut drohen.

Nachdem die Deiche im Umland angesichts der jüngsten Jahrhundertfluten inzwischen fast durchgehend ertüchtigt und erhöht wurden, droht den Werderanern und Scharpenlohern hinter dem Deich zwischen Alter Elbe und Stromelbe bei einem Szenario wie 2013 nämlich zwangsläufig die Katastrophe, weil ihre Insellage nicht mehr die Sicherheit früherer Jahrhunderte bietet. Es erscheint logisch, dass die Betroffenen nicht dafür bestraft werden wollen, weil wo anders der Hochwasserschutz verbessert wurde.

Die Idee, Haseloff zu einem Abstecher zu bewegen, wurde Anfang Mai geboren, als sich unter anderem Vertreter der Kommune, der Wasserwehr sowie des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) vor Ort zu einem Gespräch mit betroffenen Anwohnern trafen.

Aus dem erhofften Besuch wurde nichts. Der Zeitplan war einfach zu eng gestrickt, hatte die Magdeburger Staatskanzlei noch im Vorfeld wissen lassen. Aber ungehört blieb der Hilferuf nicht. Am Donnerstag, 6. September, soll es im Seehäuser Rathaus zu dem Thema ein Arbeitsgespräch unter anderem mit dem Magdeburger LHW-Chef geben, bei dem Wege aus dem Dilemma erörtert werden. Für den Abend ist dann im Dorfgemeinschaftshaus Beuster eine Einwohnerversammlung vorgesehen, bei der Betroffene über den Stand der Dinge informiert werden sollen. Eine Einladung mit Uhrzeit folgt noch, ließ Rüdiger Kloth auf Nachfrage der Volksstimme wissen.

Und was sind die Optionen für die Anwohner auf der anderen Seite des Deiches, die über viele Jahrhunderte gelernt haben, mit wechselnden Elbefluten zu leben, jetzt aber um ihre Höfe bangen müssen?

Da die Inseln, auf denen Wohnhäuser, Scheunen und Ställe einst errichtet wurden, nicht mit vertretbarem Aufwand erhöht werden können und eine Umsiedlung mit Entschädigung für beide Seiten wohl nicht in Frage kommt, bleibt nur aktiver Hochwasserschutz mit einem eigenen Deich beziehungsweise Deichen – einen um Werder und einen um Scharpenlohe. Fachleute gehen inzwischen von einer Kombination aus herkömmlichem Deich und mobiler Schutztechnik aus, um bei Normalwasser die Erreichbarkeit der Höfe zu gewährleisten.

Dass der Deichbau eine beziehungsweise die einzige Option ist, hatte schon der Osterburger LHW-Flussbereichsleiter Hans-Jörg Steingraf bei dem Vor-Ort-Gespräch vor drei Monaten bestätigt.

Er hatte aber auch darauf hingewiesen, dass für die Planungen, die bislang nur im Gespräch sind, inklusive des Genehmigungsverfahrens mindestens drei Jahre ins Land gehen – eher mehr. Abgesehen von der Finanzierung der Deiche und der Projektierung, bei der erhebliche Höhenunterschiede zu beachten sind, müssen auch die Eigentumsverhältnisse für die Flächen, auf denen der Hochwasserschutzwall errichtet werden soll, geordnet werden.

Und eins muss in Werder sowie Scharpenlohe auch klar sein: Das Land wird die Deiche aus Kostengründen so eng wie möglich um die beiden Beusteraner Ortsteile ziehen wollen. Der ungestörte Blick über das Elbvorland von den beiden Dörfern aus dürfte dann Geschichte sein.