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Fachkräfte Gutshaus stellt sich international auf

Das Gutshaus Büttnershof hat sich mit einem Mann aus Sri Lanka und zwei Frauen aus Vietnam international aufgestellt.

Von Ingo Gutsche 31.05.2019, 20:00

Büttnershof l Elke und Bernd Prüfert lernten Nadun während eines Urlaubs auf Sri Lanka vor acht Jahren kennen. Nadun war Oberkellner in ihrem Hotel-Resort. „Schon damals haben wir seine angenehme und aufmerksame Art sehr schätzen gelernt“, blickte Bernd Prüfert zurück. Beide waren sich einig: Der würde zu unserem Restaurant sehr gut passen. Der Kontakt mit Nadun riss nie ganz ab. Acht Jahre sind vergangen. Seit April ist er in Büttnershof, verstärkt das Team des Gutshauses als Restaurantfachmann. Rund 8000 Kilometer von seiner Heimat entfernt. Trotzdem ist der 29-Jährige sehr froh, in Deutschland arbeiten zu dürfen.

Prüferts haben gelernt umzudenken. Fachkräfte aus deutschen Landen für den Restaurant-Betrieb zu gewinnen, hätte sich mit den Jahren immer schwieriger gestaltet. Sie plädieren dafür, dass es auch möglich sein muss, Fachkräfte von Ländern außerhalb der Europäischen Union einzustellen. „Das ist eine Forderung. Ansonsten wird der Arbeitsmarkt nicht mehr zu bewältigen sein“, betont Elke Prüfert. Bisher bleibt nur der Weg über die Ausbildung. Nur dafür gibt es für Nicht-EU-Bürger eine Aufenthaltserlaubnis.

Nadun kennt Deutschland aus seinem Au-Pair-Jahr aus Hannover, spricht sehr gut Deutsch. Thuy (24) und Phoung (21) fällt es noch etwas schwerer, die deutsche Sprache zu sprechen. Aber beide Vietnamesinnen sind auf einem guten Weg, versichert Bernd Prüfert. Auch diese beiden werden im Gutshaus die Ausbildung zur Restaurantfachfrau erlernen. Nach der Sommerpause geht die dreijährige Azubi-Zeit für Nadun, Thuy und Phoung los. Das Trio möchte vom dualen Ausbildungssystem in Deutschland profitieren. „Es läuft hier doch alles organisierter ab als in ihren Ländern“, weiß Bernd Prüfert, der optimistisch ist, mit seinem nun internationalen Team die bevorstehenden Aufgaben im Restaurant zu meistern. Der Gutsherr spricht von einer Win-Win-Situation. Mit dem Erlernten in den kommenden drei Jahren hätten die drei in ihren auch vom Tourismus geprägten Heimatländern gute Chancen, im mittleren bis oberen Berufssegment zu arbeiten.

Thuy und Phoung sind zum ersten Mal in einem Ausland. Schon in Vietnam wurden sie in einem Grundkurs auf die deutsche Sprache vorbereitet. Beide helfen in Büttnershof schon mit, bringen Getränke oder räumen den Tisch ab. Mit den Eltern in Hanoi, wo beide aufgewachsen sind, sind sie täglich in Kontakt, Heimweh ist noch ein wenig vorhanden. Aber das Duo ist glücklich, wie in einer Familie in Büttnershof aufgenommen worden zu sein. Das ist auch Prüferts sehr wichtig. „Das Vertrauensverhältnis muss stimmen.“ Und es stimmt, gibt das Unternehmer-Ehepaar unumwunden zu. Künftig könnte auch die Speisekarte mit indischen und vietnamesischen Gerichten „gewürzt“ sein. Denn sowohl Thuy und Phoung als auch Nadun lieben es, Essen zuzubereiten. Das plant Bernd Prüfert auch für die einmal im Monat auf dem Areal veranstalteten Flohmärkte (der nächste ist übrigens am morgigen Sonntag). „Dort könnten Thuy und Phoung Frühlingsrollen anbieten.“

Die neuen Azubis, die alle bei Prüferts im Hause untergebracht sind, haben sich schon gut eingelebt. Wenn Thuy und Phoung etwas vermissen, sind es ihre Mopeds, die in Vietnam praktisch jeder Haushalt mehrfach besitzt.

Da Nadun schon mehrjährige Erfahrung als Oberkellner besitzt und die deutsche Sprache beherrscht, ist er im Betrieb schon sehr gut eingebunden. „Er ist mit dem Herzen bei der Arbeit“, loben ihn Prüferts. Auch er sprich täglich mit seinen Eltern, erst recht nach den blutigen Anschlägen vomApril, die das touristische Geschäft in Sri Lanka fast zum Erliegen brachten. 20 Gäste übernachten gerade einmal im Hotel, in dem er tätig war. Und da die Arbeitskräfte von den Urlaubern und deren Trinkgeldern abhängig seien, bedeuten dies aktuell sehr geringe Gelder für die Beschäftigten. „Ich bin sehr froh, hierzusein“, sagt der 29-Jährige, der natürlich noch nicht weiß, wie es nach den drei Jahren für ihn weitergeht. „Wir werden ihn nicht gehen lassen“, macht Bernd Prüfert mit einem Schmunzeln klar.

Bis dahin hoffen nicht nur Prüferts, dass die Bundesregierung den Weg für Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern frei macht. Das Bundeskabinett hat einen Gesetzentwurf für ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz bereits verabschiedet. Es sieht vor, dass die Hürden für die Einreise von Arbeitnehmern aus Nicht-EU-Staaten gesenkt werden.

Prüferts wurden bei ihrem Ziel, Nadun, Thuy und Phoung für sich und ihren Betrieb zu gewinnen, von der Industrie- und Handelskammer (IHK) und dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) unterstützt. „Natürlich braucht man bei den jungen Menschen auch Geduld“, wissen Prüferts, die sich auch auf ihre Restaurantleiterin Karola Marschall verlassen können, die den drei Neuen stets hilfreich zur Seite stehen wird.