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Falkenberg Rollstuhlfahrer im Clinch mit Cont-Trans

Cont-Trans tut sich schwer, bei einem Falkenberger die gelbe Tonne zu lehren. Es gibt gute Gründe, aber der Betroffene ist auch behindert.

Von Ralf Franke 13.10.2015, 16:29

Falkenberg l Nach einer Neuausschreibung wechselte Anfang dieses Jahres der Entsorger für den Wertstoffmüll im Landkreis Stendal. Dass der Start der Tangerhütter Firma Cont-Trans etwas holprig war und sich eine Zeit lang die Beschwerden häuften, ist bekannt. Inzwischen läuft das Entleeren der gelben Tonnen aber meist. Entsorger und Kunden haben sich auf einander eingestellt.

Nicht so auf dem Heumannshof in Falkenberg. Am letzten Ende des zum früheren Gutshaus gehörenden Areals wohnt Gino Thiede. Nach Problemen mit dem Tonnentausch zum Jahreswechsel wurde der neue Wertstoffbehälter nach seinen Angaben erst zweimal in diesem Jahr geleert. Statt dessen gab es einige Telefonate und einen regen Briefwechsel zur Logistik vor Ort. Und wenn der Ton die Musik macht, scheint die Konversation nichts für schwache Nerven zu sein. Beide Seiten werfen sich eine wenig zimperliche Wortwahl und Lautstärke vor.

Die Erreichbarkeit des Hauses ist für Lkw in der Tat grenzwertig, weil die Straße schmal und die Fläche, auf der die Laster drehen sollen, nicht gerade für eine Minigolfanlage geeignet ist, was offenbar auch wichtigster Dreh- und Angelpunkt des Konfliktes zwischen Cont-Trans und Thiede ist. Nichtsdestotrotz macht Thiede geltend, dass es mit den anderen Entsorgern, die regelmäßig den Restmüll oder das Altpapier abholen, keine Probleme gebe. Die würden auf den Hof fahren, dort drehen und rückwärts bis an sein Hoftor fahren. Dass der Falkenberger auf den letzten Meter Entgegenkommen angewiesen ist, erklärt sich mit seinem Handicap. Thiede sitzt nach einem schweren Unfall seit 2003 querschnittsgelähmt im Rollstuhl.

In den Konflikt haben sich inzwischen die für die Abfallentsorgung mit zuständige ASL-Gesellschaft des Landkreises Stendal, die Gemeinde „Wische“ sowie das Bau- und Ordnungsamt der Verbandsgemeinde Seehausen eingeschaltet. Es hat sogar schon zwei Termine am Ort des Geschehens gegeben.

ALS und Cont-Trans stimmen darin überein, dass der Zufahrtsweg wegen der Fahrbahnbreite und eines Pfeilers im Straßenraum nicht dem entspricht, was die Berufsgenossenschaft und der Gesetzgeber in Sachen Verkehrssicherheit sowie Arbeitsschutz vorschreiben oder die Versicherung bei einem Schadensfall akzeptieren würde. Dazu kommt, dass die Fläche zum Wenden etwas klein, dazu uneben und ein Ende des Pflasters wegen Überwucherungen nicht zu erkennen ist.

Kommune, Bau- und Ordnungsamt wollen prüfen, ob sich die Situation mit vertretbarem Aufwand etwas entschärfen lässt. Von Cont-Trans gibt es zwischenzeitlich die Bereitschaft, bis zum Ende der Befestigung zu fahren und den Behälter zu entleeren. Vorausgesetzt, Thiede beachtet die Hinweise zum Beschicken der Tonne. Da soll nämlich auch einige Defizite geben. Aber auch dann müsste der Falkenberger die Tonne irgendwie noch rund 15 Meter bewegen.

Cont-Trans sieht damit das Ende der Fahnenstange erreicht und ließ durchblicken dass der Kunde bei allem Verständnis für sein Schicksal, sich für solche Fälle auch Hilfe holen müsse und weist Vorwürfe, behindertenfeindlich zu entschieden zurück.