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FFW-Blaskapelle Mit "Anneliese" durch die Zeiten

2020 besteht die Werbener FFW-Blaskapelle seit 30 Jahren. Trotz Mitgliederschwunds und mit neuem Quasi-Leiter Tim Homann (25).

Von Karina Hoppe 07.03.2019, 18:00

Werben l Es war beim Biedermeier-Christmarkt 2017. Ein Mann kam auf die Werbener Feuerwehrblaskapelle zu und fragte, ob er mitspielen kann. Aber ja! Doch, wie hieß der Mann? „Wir wussten nur, dass er sehr groß ist und dass er aus Iden kommt.“ Also griff Tim Homann am nächsten Tag zum Telefonhörer, fragte in Iden nach, wer das sein könnte, um dann bei Harald Wichmann zu klingeln. Was die Auftritte angeht, habe Homann geflunkert, „ein bisschen untertrieben.“ Aber der Zweck heiligt die Mittel: Harald Wichmann und seine Trompete gehören seit 2018 mit zur Werbener Feuerwehrblaskapelle. Damit kommen die Männer und Frauen auf 13 – zu Spitzenzeiten waren es 22.

Mit Jochen Schorlemmer und Harald Matthies spielen noch zwei Gründungsmitglieder in der Combo. Am 1. Mai 1990 hatte sie sich gegründet. Zunächst außerhalb der Feuerwehr, aber dann ging es bald auch darum, versichert zu sein. Davon ab würden Feuerwehr und Blasmusik einfach gut zueinander passen. Trotzdem sind die Werbener zur Rarität geworden. Wie der Landesfeuerwehrverband mitteilt, bestehen bei aktuell 1570 Feuerwehren, die es in Sachsen-Anhalt gibt, nur 55 der Feuerwehr angehörige Musikgruppen. Vor allem Spielmannszüge (wie in Seehausen) und Schalmeienkapellen – gerade mal sechs Feuerwehrblaskapellen. Altmarkweit existieren auf Basis der Zahlen von 2015 des Landesverbandes mit den Werbenern noch vier Feuerwehrblaskapellen.

Mieste aber muss gestrichen werden, die Musiker haben sich von der Feuerwehr gelöst. Für den Altmarkkreis Salzwedel bestätigt Hans Guretzki die Feuerwehrblaskapellen Beetzendorf und Ellenberg. Er selbst steht letzterer vor. „Mitgliedermangel haben wir auch“, sagte er am Donnerstag. „Es will ja keiner mehr Musik machen, die Leute drücken nur noch auf den Knopf.“ Dass der Landesverband nur die Zahlen von 2015 hat, spricht Bände. Bei der letzten Wahl zum Landesstabführer, der sich um so etwas kümmert, fand sich kein Nachfolger für Klaus-Dieter Wilsenack. Als die Werbener Bläser Anfang Juni 2015 das 16. Landestreffen der Feuerwehrmusiker ausrichteten, mussten sie schon alles selbst organisieren. Seither fand kein weiteres Treffen mehr statt.

Aber in Werben hat einer so richtig Feuer gefangen. Kamerad Tim Homann, Landwirt und angehender Agrarbetriebswirt, hörte der Kapelle Anfang 2015 beim Proben zu und sagte „ich will gern mitspielen“. Gebraucht wurde ein Tenorhorn, also brachte er sich selbst das Tenorhorn-Spielen bei, schwenkte dann auf die Tuba um und ist mittlerweile nicht nur inoffizieller Leiter der Werbener Kapelle, sondern auch noch Mitglied der Stendaler Rolandmusikanten. „Ich nehme Unterricht.“ Wenn Tim Homann bei der Jahresversammlung der Feuerwehr einen Bericht abgibt, ist da dieser große Stolz in den Augen. „Ich bin nur traurig, dass ich nicht früher dazugekommen bin, ich habe ja die besten Zeiten verpasst.“ Erst leitete Bernd Dittebrandt die Kapelle „bestimmt 20 Jahre“, auf ihn folgte Halldor Beier, dann wieder Bernd Dittebrandt und zuletzt Konrad Gohr. Nun geht Tim Homann vorweg, „naja, in Wahrheit sind wir leiterlos“.

Der Werbener, der aus Berge stammt, hat den großen Wunsch, dass die Tradition bestehen bleibt: die Auftritte mit „Anneliese“, dem Trompetenecho oder dem Tigerrack beim Werbener Fackelumzug am 30. April, das illustre Wecken am 1. Mai, die Himmelfahrtstour zu Bäcker Obara nach Berge, zum Anglerheim Neukirchen und zur Badeanstalt Werben, der Auftritt beim Seehäuser Schützenfest, die Auftritte im Rahmen der Biedermeiermärkte, bei der Partnerwehr, beim Lebendigen Adventskalender, zu Hochzeiten, runden Geburtstagen und so weiter. „Wir sind für alle Vereine in Werben offen“, sagt Tim Homann.

Noch vor wenigen Jahren hat er der Kapelle morgens am 1. Mai beim Wecken auf dem Markt zugehört. „Jetzt spiele ich selbst mit, das ist echt krass.“ Im nächsten Jahr soll die 30 gefeiert werden. Die Feuerwehr unterstützt in jedem Fall. „Wir sind mächtig stolz auf unsere Kapelle“, sagt Ortswehrleiter Michael Nix.