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Flüchtlinge Unterricht in der Schwebe

Nichts ist in der Beschulung von Flüchtlingskindern so sicher wie die Ungewissheit. Die Goldbecker Sekundarschule hat ihren Weg gefunden.

Von Karina Hoppe 15.10.2015, 18:00

Goldbeck l Ich bin erkältet. Ich habe Zahnschmerzen. Wer schreibt es an die Tafel? Andreas Schmidt hat einen Plan und wenn es auf Deutsch nicht weitergeht eben auf Englisch oder mit Händen und Füßen. Sogar ein bisschen Albanisch hat der ausgebildete Integrationslehrer schon gelernt. Die Achtklässlerin Fatjona hat es ihm beigebracht. Sie war gut, konnte sogar teilweise schon in den normalen Unterricht, hat in Englisch eine Eins bekommen – war aber dann von heut auf morgen mit drei weiteren Kindern aus Albanien weg. „Abgeschoben“, sagt Schulleiter Winfried Schwuchow. „Da mussten wir Herrn Schmidt etwas aufbauen.“ Die Ungewissheit sei eine tägliche Herausforderung bei der Beschulung der Flüchtlingskinder. Wer kommen sollte, kommt nicht oder erst viel später. Wer da ist, muss nicht b leiben.

Aber in all diesem Hin und Her vermeldet der Schulleiter: „Es läuft gut, die Grundstimmung ist positiv. Da müssen wir dem Landesschulamt danken. Wir haben Glück.“ Denn nicht jede Schule, die Flüchtlingskinder beschult, bekomme zur Unterstützung einen ausgebildeten Integrationslehrer. Andreas Schmidt ist nur für die Internationale Klasse da, in der die Kinder täglich vier Stunden in einem Extraraum unterrichtet werden, um anschließend noch einzeln gefördert zu werden. Nach der sechsten Stunde geht der Zug, die Kinder werden von zwei Erwachsenen begleitet. Sie sitzen auch mit im Unterricht, machen sich stark für ihre Schützlinge.

Meistens werden um die zehn Kinder an der Goldbecker Sekundarschule unterrichtet. Sie kommen aus Russland, Albanien, Syrien, Afghanistan, Indien und wohnen in der Gemeinschaftsunterkunft Stendal. „Im Moment sind weitere elf Kinder sind in der Warteschleife“, sagt Schwuchow. Maximal 20 könne die Schule gleichzeitig unterbringen. Erst, wenn Andreas Schmidt mit den Kindern in Stendal ein Vorgespräch hatte, die ärztliche Untersuchung abgeschlossen ist und das Landesschulamt sein Okay gegeben hat, kommen die Kinder nach Goldbeck. Dort spielen Flüchtlingskinder und hiesige Kinder übrigens sehr gerne gemeinsam Tischtennis. Sogar einen Kegeltag hat es schon gegeben.