1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Osterburg
  6. >
  7. Romanische Kubatur soll sichtbar werden

Freilegung Romanische Kubatur soll sichtbar werden

Der Werbener Bauausschuss pladiert dafür, das Romanische Haus zum Teil freizulegen, um die originale Kubatur sichtbar zu machen.

Von Karina Hoppe 27.07.2018, 18:00

Werben l Schwer vorstellbar, aber das heute nach außen nicht sichtbare Kellergeschoss des Romanischen Hauses in Werben war das mittelalterliche Erdgeschoss des Gebäudes. Über die Jahrhunderte hat sich en masse Erdreich davorgelagert. Und es sind einige Jahrhunderte vergangen, geht man doch davon aus, dass die Johanniter das Gebäude um 1180 erbauten – als so genanntes festes Haus. Heißt, als Rückzugsort bei kriegerischen Konflikten und als Aufbewahrungsort für Geld und Dokumente. Das Gebäude gilt als eines der ältesten profanen Backsteingebäude Norddeutschlands – und ist Werben Schatz und Bürde zugleich. Jochen Hufschmidt als Vorvorgänger des amtierenden Bürgermeisters Bernd Schulze sprach einst von „nationaler Bedeutung“.

Diese hatte der Bauausschuss des Stadtrates Werben, der am Donnerstag in der örtlichen Sporthalle zusammenkam, einmal mehr auf der Tagesordnung. Bauamtsleiterin Simone Kuhlmann teilte dem Gremium den aktuellen Stand auf dem Weg zur Sicherung des Gebäudes mit. Danach prüfe der Landkreis Stendal gerade, ob für das Vorhaben eine denkmalrechtliche Genehmigung ausreicht, oder ob diese mit einer Baugenehmigung einhergehen muss, „da der Landkreis den Eingriff ins Gebäude womöglich als erheblich betrachtet“, drückte sich Simone Kuhlmann aus.

Geplant sind Arbeiten am Dachstuhl, an den Fensterlöchern, an der Fassade und der Treppe, wofür 100 000  Euro aus dem Topf für Städtebaumittel vorgesehen sind, 20 Prozent davon kommunaler Eigenanteil.

Nicht enthalten ist eine Idee, die früher schon mal auf dem Tisch lag und die nun Christoph Schorlemmer als sachkundiger Einwohner des Gremiums reaktivierte: die partielle Freilegung des Mauerwerks. „Wir reden vom Romanischen Haus und das Gebäude steht in seiner Erscheinung des 19. Jahrhunderts da“, so Schorlemmer. Die romanische Kubatur und damit auch die einstige Höhe des Hauses sollte sichtbar sein, auch wenn durch die Freilegung riskiert wird, dass ein Teil der Steine kaputt geht, weil sie nach Jahrhunderten plötzlich der Feuchtigkeit im Erdreich beraubt werden. „Wir kennen das von der St. Nikolauskirche in Beuster.“ Im Sinne des Romanischen Hauses sei diese Kröte aber zu schlucken, plädierte Schorlemmer, was reihum auf Wohlwollen stieß.

Im aktuell beantragten Sicherungs- beziehungsweise Sanierungsvorhaben wird laut Simone Kuhlmann im Zusammenhang mit den Arbeiten an der Treppe ein ganz kleiner Teil des Mauerwerks freigelegt. Es käme für einen größeren Erd­aushub sinnvollerweise auch nur die anliegende Süd-Ost-Ecke des Gebäudes in Frage, war sich das Gremium einig.

Jan Haase, ebenfalls sachkundiger Einwohner, erkundigte sich nach der Machbarkeit des Freilegens, „nicht dass dort dann das Wasser steht“. Dem könnte man allein dadurch begegnen, dass das Erdbereich davor großflächiger abgetragen wird. Außerdem gebe es ein großes Gefälle zur Platzmitte. Simone Kuhlmann äußerte noch Bedenken, was die archäologische Betreuung des Ganzen betrifft. Schor­lemmer sprach von einem zu erwartenden verbrieften Gebäude direkt neben dem Romanischen Haus, auch von einem Backofen, „von Siedlungsmüll der letzten 600 Jahre“. Davon, dass Archäologen ohnehin mit im Boot sein würden, „aber ich glaube nicht, dass sie dort bahnbrechende neue Erkenntnisse gewinnen“.

Was die partielle Freilegung, die laut Ratsmitglied Michael Schnelle „auch touristisch von Vorteil ist“, kosten würde, steht noch in den Sternen. Der Bauausschuss verständigte sich darüber, dass die Freilegung in einem weiteren Schritt angegangen werden soll. Nicht im Zusammenhang mit dieser Maßnahme, „sonst kommen wir arg in Zeitverzug“, so Kuhlmann. Und davon gab es in Bezug auf „die Rettung“ des Romanischen Hauses Werben aus den verschiedensten Gründen ohnehin schon genug.