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Große Bange Landesamt erläutert "Natura 2000"

Was kommt mit "Natura 2000" auf uns zu? Diese Frage stand am Montag den Gästen im Werbener "Deutschen Haus" ins Gesicht geschrieben.

Von Karina Hoppe 21.11.2017, 15:18

Werben l Vielleicht beginnt die Beschäftigung mit „Natura 2000“ am besten dort, wo der Sinn des Ganzen beschrieben wird. „Der Zustand natürlicher Lebensräume und eine Vielzahl wildlebender Tier- und Pflanzenarten hat sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts im Gebiet der EU-Mitgliedsstaaten bedrohlich verschlechtert“, heißt es auf der Natura-2000-Internetseite des Landes Sachsen-Anhalt. Und weiter: „Um die biologische Vielfalt sowie die Lebensräume und Arten als Teil des Naturerbes der Gemeinschaft zu erhalten (...), hat die EU das Schutzgebietssystem Natura 2000 ins Leben gerufen.“ Dahinter stehen europaweit 25.000 Schutzgebiete, sechs davon liegen in der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck. Bis zum 4. Dezember können auch hiesige Bürger Stellungnahmen abgeben.

Aber da fängt die Skepsis schon an, wie Torsten Pietsch und Gert Zender vom Landesverwaltungsamt im Werbener „Deutschen Haus“ erfuhren. Nützen diese Stellungnahmen denn überhaupt etwas? Werden sie tatsächlich eingearbeitet, wurde gefragt, worauf Zender, in Halle Abteilungsleiter für Landwirtschaft und Umwelt, betonte, „dass es ja sonst keinen Sinn hätte, hier zu diskutieren“. Die vorliegende Landesverordnung sei ein Entwurf und würde in den seltensten Fällen genauso in ein Verfahren rein- wie herausgehen. Aber ja, „die Grenzen der Außengebiete stehen fest, die Hülle ist nicht verrückbar“, so Zender. Die Gebiete seien der EU im Jahr 2000 und 2006 gemeldet worden. Wurden die Bürger daran beteiligt? So wollte ein Zuhörer wissen. „Es gab eine öffentliche Bekanntmachung“, hieß die Antwort.

Landwirte, Angler, Jäger, Kommunalpolitiker und andere interessierte Bürger saßen im „Deutschen Haus“. Die Frage, welche Einschränkungen die Verordnung ganz genau für sie bedeutet, konnte an diesem Abend nicht geklärt werden.

„Beruhigende Sätze“ fielen allerdings. So könnten bestimmte Bereiche aus den Schutzzonen herausgenommen werden, Badestellen zum Beispiel. Für Gebäude gebe es einen Bestandsschutz, mit Anglern könnten Zuwegungen zu Gewässern besprochen werden, Jäger könnten quasi wie bisher walten, das Wasser der Elbe ist von der Verordnung unberührt, gewerbliche und bauliche Entwicklungen von Kommunen sollen weiterhin möglich sein.

Verbandsgemeindebürgermeister René Schernikau ist froh darüber, dass der Termin mit dem Landesverwaltungsamt so schnell zustande kam, vermisste aber den Erläuterungsbericht zur Verordnung. Den bräuchte es doch gerade jetzt in der Phase möglicher Stellungnahmen.

Und: „Ich sehe problematisch, dass später nicht mehr geht, was jetzt nicht gemeldet wird. Wir wissen ja jetzt noch nicht, wie wir den Tourismus in zehn Jahren formulieren. Stellplätze für Karawane waren früher Quatsch, jetzt muss man sie haben“, nannte er ein Beispiel. Schwierig auch der finanzielle Aspekt. Mehrkosten für Unterhaltungsverbände, weil sie womöglich größere Maschinen kaufen müssen, um in kleineren Zeitfenstern zu arbeiten, würden ja auf die Bürger umgelegt. Auch der Bauausschussvorsitzende Michael Dihlmann sieht die Gewässerunterhaltung künftig problematisch, befürchtet ansonsten vor allem Einschränkungen für die Landwirte, derer er selbst einer ist. Die Schutzzonen würden sicher auch ihren Sinn haben, „aber die Tiere leben ja dort bisher auch ohne Regulierung“. Die Verbandsgemeinde werde nun eine Stellungnahme erarbeiten, Stichtag dafür ist der 18. Januar.

Bürger können bis zum 4. Dezember Stellungnahmen abgeben. Die Verordnung samt Detailkarten und Adressen liegt im Bauamt Arneburg (Zimmer 22) aus, geöffnet täglich ab 7.30 Uhr, montags und donnerstags bis 16 Uhr, dienstags bis 18 Uhr, mittwochs bis 15 Uhr, freitags bis 12 Uhr. Einwendungen sind auch online möglich: www.online-beteiligung.de/natura-lsa