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Jubiläumsfest Blick auf Kirche ist nicht mehr derselbe

2007 feierten die Vielbaumer die Ersterwähnung ihres Ortes vor 800 Jahren. Zehn Jahre später stand wieder ein denkwürdiges Datum an.

Von Ralf Franke 18.09.2017, 01:01

Vielbaum l Die kirchliche und die weltliche Gemeinde gedachten am Sonnabendnachmittag der Grundsteinlegung der örtlichen Kirche vor 850 Jahren. Womit der Sakralbau zu den ältesten Vertretern der Region gehört. Dabei hatten die Verantwortlichen das Datum vor ein paar Monaten noch nicht einmal auf der Agenda. So wie in den meisten Orten, die in der Altmark überproportional mit Backsteinkirchen gesegnet sind, von denen zwar die Bauepoche (meist 12. und 13. Jahrhundert), aber in der Regel nicht das Datum der Grundsteinlegung bekannt ist.

Den (Grund)Stein hatte der Seehäuser Romanik-Experte Hans-Peter Bodenstein im vergangen Jahr im Rahmen eines Vortrages in Rollen gebracht. Der Rathenower Kirchenbauforscher Wolfram Bleis vertiefte diese Erkenntnisse nach der Andacht, die Veronika Benecke aus Beuster hielt. Die Pfarrerin im Ruhestand hatte die 800-Jahr-Feier des Ortes seinerzeit noch aktiv begleitet und das Ereignis bestens in Erinnerung. Seinen Fachvortrag hatte Bleis mit „offene Geheimnisse“ überschrieben, die sich dem Laien aber meist nur erschließen, wenn er mit der Nase darauf gestoßen wird. Dafür ist der Aha-Effekt dann um so intensiver. Zum Beispiel, als der Bauingenieur das Puzzle um das ursprüngliche Kirchenportal auf der Turmseite lüftete. Die Zuhörer des Vortrages dürften künftig mit ganz anderen Augen das auch zu DDR-Zeiten nie vernachlässigte Gotteshaus betreten und immer in Gedanken die behauenen Feldsteine über dem gemauerten Sturz in Gedanken zu einer romanischen Pforte mit Schlussstein sortieren.

Weil eine Spezialität Bleis‘ das Erkennen der seinerzeit üblichen und sehr unterschiedlichen Fußmaße der Kirchenbauer ist, konnte er nach einiger Forschungsarbeit nahezu alle Bauetappen und ihre zeitliche Einordnung bis zu den ersten Reparaturarbeiten nach historischen Unwettern benennen.

Bevor es an die Kaffeetafel ging, dankte Ratsmitglied Harald Rothe, den Bauforschern, den Mitglieder des Fördervereins Romanische Kirchen Vielbaum/Krüden, der Kirchengemeinde, den beiden Malerinnen Marianne Emme und Hannelore Molt für ihre Bilderausstellung sowie allen anderen, die sich um die Kirche verdient gemacht und bei der Vorbereitung des kleinen Festest geholfen hatten.