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Kabarett Bölck hält Politik den Spiegel vor

Lothar Bölck hat in Vielbaum sein neues Soloprogramm präsentiert. Der Magdeburger Kabarettist hielt der Politik den Spiegel vor.

Von Frank Schmarsow 03.04.2016, 16:00

Vielbaum l Voller Erwartung waren die Freunde des politischen Kabaretts ins Veranstaltungszentrum „La Palma“ in Vielbaum gekommen. Hatte man doch das neue Soloprogramm „Dummerland – oder was weiß ich denn?!“ des Magdeburger Kabarettisten Lothar Bölck angekündigt, der hier schon so etwas wie ein Heimspiel gab. Denn er war ja am 1. April längst nicht zum ersten Mal in der Region. „Lothar ist bei uns wie in einer Familie“, erklärte Organisatorin Irmgard Speck dann auch schmunzelnd.

Die Zuschauerplätze im Saal waren ausgebucht. Auf der Bühne hatte Pförtner Bölck seine Loge am Eingang D des Kanzleramtes improvisiert und sowohl die Politik als auch jene, die sie im Unsinne des deutschen Volkes machten, vorgeführt. „An einem deutschen Pförtner kommt keiner vorbei, nur der liebe Gott“, machte er seine Auffassung von Dienstpflicht deutlich. Und so bekam jeder sein Fett weg, von Bölck gnadenlos demaskiert, ob Merkel, Altmaier, Claudia Roth, Volker Kauder, Bundespräsident Joachim Gauck oder Sigmar Ga­briel, schlagfertig und intelligent ironisch. Gelächter und Beifall bewiesen, dass der Kabarettist sich mit dem Publikum auf gleicher Schiene befand.

Des Sprachjongleurs Bölck Spezialität: Worte wie einen alten Pullover, dessen Wolle man noch verwerten kann, aufzuräufeln und ihnen eine neue Bedeutung zu geben. Er führt ohne zu übertreiben eine geschliffene Sprach-Klinge voll beißenden Spotts und mit bitterem Sarkasmus, zuweilen bis an die Grenze des guten Geschmacks, ohne sie jedoch zu verletzen. Nur das noch: „Warum gibt es für Klugscheißer kein stilles Örtchen?“ Im Kanzleramt herrsche nicht nur Frau Merkel, sondern auch das Chaos.

„Die Erde ist krank, sie hat Wahnsinn“, diagnostizierte Bölck. „Ja ist sie denn noch zu retten? Wäre sie eine Bank, wäre sie längst gerettet.“ Aber dahin würden keine Navigations­geräte führen. Überhaupt das Navi. Es ist nach Bölck „der Sieg der künstlichen Intelligenz über die natürliche Dummheit“. Der Kabarettist führte vor, wie peinlich es für so manche Partei oder manchen Politiker werden kann, wenn so ein Navi ein Eigenleben entwickeln könnte. Und vom Datenschutz bis zur Überwachung durch fremde Geheimdienste war es bei Bölcks Auslassungen nur ein kurzer Schritt, schließlich sei der NSA über Merkels Beziehungen zu ihrem kleinen Franzosen auch informiert gewesen. „Hätte die Stasi die Abhörtechnik von heute gehabt, hieße die BRD jetzt DDR.“ Zwei Stunden lang hielt Lothar Bölck den Saal bei guter Laune und gab Anlass zu Äußerungen wie „Das stimmt genau!“ und „Er hat Recht!“ Die Alten und Schwachen, die Kinder und Kranken, die Bildung, die Kultur und vieles mehr hätten unter dem Irsinn der Politik zu leiden.

Irmgard Speck dankte dem Kabarettisten im Namen des Publikums, das seinen Dank schon mit viel Applaus abgestattet hatte. Sie tat es mit lieben Worten und mit Blumen.