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Karl-Marx-Schule Anja Harwart: Wir haben Kinder verloren

Für 2015 blieb ihr der Modellwechsel versagt. Die Weiterentwicklung zur Gemeinschaftsschule bleibt am Karl-Marx-Lernort aber in Thema.

Von Nico Maß 22.09.2015, 20:00

Osterburg l Die Hausaufgaben sind längst erledigt. „Der neue Antrag für den Wechsel zum Gemeinschaftsschul-Modell ist von uns schon im Mai eingereicht worden“, berichtet Anja Harwart. „Wir warten jetzt eigentlich auf Reaktionen. Vom Landesschulamt und klar, später auch vom Landkreis“, fügt die Elternsprecherin hinzu. Große Änderungen gegenüber dem ersten Antrag, der im Vorjahr von Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) und der Landesschulbehörde hochgelobt wurde und im Kreistag dennoch durchfiel, gab nicht. „Nur“ eine Ergänzung wurde aufgenommen. „Wir wollen in einer Gemeinschaftsschule einen regelmäßigen Schüler-Eltern-Lehrer-Stammtisch ins Leben rufen.“

Anja Harwart machte in den zurückliegenden Wochen nach eigenen Angaben die Beobachtung, „dass unsere Schule die Verweigerung des Modellwechsels schon deutlich zu spüren bekommt.“ Fünf bis sechs Mädchen und Jungen seien „Karl Marx“ deshalb verloren gegangen. Sie sollen jetzt beispielsweise an der Seehäuser Gemeinschaftsschule unterrichtet werden. Im Gegenzug wäre aber kein einziger Schüler aus anderen Regionen an den Osterburger Lernort gewechselt, weil er unbedingt an einer Sekundarschule unterrichtet werden sollte. Ohnehin vermisse sie eine Stärkung der Sekundarschule. „Dafür wollte sich doch der Osterburger Bürgermeister Nico Schulz einsetzen. Aber eine positive Veränderung ist bis heute nicht zu spüren“, sagte Anja Harwart.

Dass sich bislang an der vermeintlichen Benachteiligung der Sekundarschule gegenüber der Gemeinschaftsschule bis heute nichts geändert habe, räumt auch Nico Schulz ein. Untätig geblieben ist der Osterburger Bürgermeister aber nicht. Im Gegenteil. Schon vor Monaten und kurz nach der Ankündigung, sich für eine stärkere Sekundarschule einzusetzen, forderte Schulz eben dieses in einem Schreiben an Minsterpräsidenten Rainer Haseloff ein.

Gleichzeitig bat Schulz um die Beantwortung von Fragen, die auf eine Ungleichbehandlungen der beiden Schulformen zielten. So erkundigte sich Schulz auch, warum ausgebildete Gymnasiallehrer ihre Zulassung für das Gymnasium verlieren, wenn sie an einer Sekundarschule arbeiten. Gleichzeitig dürfen Gymnasiallehrer aber an einer Gemeinschaftsschule unterrichten, ohne den Verlust ihrer Gymnasiums-Zulassung befürchten zu müssen.

Die Antwort auf sein Schrei­ben fiel für den Bürgermeister enttäuschend aus. So sehr, dass Schulz nicht mehr davon ausgeht, „dass die Landesregierung in ihrer jetzigen Konstellation (CDU/SPD) wirklich daran arbeitet, das Modell der Sekundarschule zu stärken.“

Trotzdem ändere sich nichts an seiner Meinung. „Für mich ist die Sekundarschule das bessere Modell.“ Das Ziel, eine Gleichbehandlung zwischen Sekundar- und Gemeinschaftsschule zu erreichen, habe er aus diesem Grund auch längst noch nicht zu den Akten gelegt, bekräftigt er. Nico Schulz setzt dabei auf die Unterstützung der CDU-Landtagsfraktion. Die könnte die auch vom Lehrerverband Sachsen-Anhalts kritisierte Benachteiligung der Sekundarschule über eine große Anfrage zum Thema im Magdeburger Landtag machen.

Ob die Sekundarschule noch einmal aufgewertet wird, darauf wollen die Befürworter des Modellwechsels an der Karl-Marx-Schule gar nicht erst bauen müssen. Erklärtes Ziel bleibt der durch Beschluss der Schulkonferenz besiegelte Plan, ab dem kommenden Unterrichtsjahr in das Modell der Gemeinschaftsschule zu wechseln. „Wir haben unserer Hausaufgaben schon längst erledigt“, sagt Anja Harwart. Und sie fügt hinzu: „Zu wenig Zeit zu haben, um sich mit unserem Konzept zu beschäftigen, das kann dieses Mal kein Kreispolitiker mehr behaupten.“