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Kitafest Auf einen derben Witz mit Max und Moritz

Zu einem kleinen Dorffest avancierte am Sonnabend der Tag der offenen Tür in der Königsmarker Kita.

Von Jana Henning 03.05.2016, 05:31

Königsmark l Das ganze Dorf ist auf den Beinen, kein Parkplatz ist zu finden…Stopp mal: Das ist doch hier der Tag der offenen Tür in der Königsmarker Kita, richtig? „Ja sicher…“, antwortet Ute Roefe mit sichtlichem Unverständnis; lacht leicht irritiert, schlängelt sich – einen riskant hohen Stapel Teller gekonnt jonglierend – zwischen den etwa 100 unablässig herbei strömenden Gästen hindurch, grüßt herzlich in alle Richtungen. Dann ist sie weg.

Die Leiterin der Tagesstätte „Kleiner Fratz“ ist am Sonnabend stets auf dem Sprung, managt drinnen wie draußen mit vielen fleißigen Helfern den Kuchenbasar, hält die Eröffnungsrede, führt durchs halbstündige Zirkusprogramm ihrer Schützlinge und schauspielert anschließend selbst. „Beim Chaostheater – wir heißen ja nicht umsonst so“, schürzt sie die Lippen und lässt jenen Schabernack durchblicken, den sie als Höhepunkt des Tages gleich mit ihren neun Kompagnons zum Besten geben wird. „Zum zehnten Mal vielleicht schon... Keine Ahnung…“, so genau wisse sie es nicht und „ist ja auch nicht wirklich wichtig“. Von Hektik jedenfalls ist keine Spur. In dem Gewusel herrscht eine geordnete Struktur wie sie nur Erfahrung und eine feste Gemeinschaft hervorbringen kann. Und natürlich Freude. Daran, etwas zusammen auf die Beine zu stellen. Einen Tag der offenen Tür mit Volksfestcharakter eben.

Bei aller Feierlaune lassen die Königsmarker am Sonnabend aber auch ein Ärgernis nicht außen vor. Dabei handelt es sich um einen öffentlichen Spielplatz. Am Dorfgemeinschaftshaus – da soll er entstehen; ginge es nach den Einwohnern. Doch auf der Prioritätenliste für das Leader-Förderprogramm „sind wir mit unserem Vorhaben auf Platz 64 gelandet“, ist Erico Günther enttäuscht; „64 von insgesamt 68 wohlgemerkt“, würzt der Ortsbürgermeister nach. Das sorgt derart für Zündstoff, dass es die Hobbydarsteller vom Königsmarker Chaostheater ins Zentrum des diesjährigen Satirefeuers stellen und mit Wilhelm Buschs Lausbubengeschichten auch 150 Jahre nach Erscheinen des Kinderbuch-Klassikers ordentlich die Funken sprühen lassen. Als flapsiger Max sorgt Enrico Günther für laute Lacher. Nicht minder begabt mit vollendetem Akzent in derber Jugendsprache schlüpft Hilmar Zarwel in die Rolle des pubertierenden Moritz. Gemeinsam legen sie zum Teil arg gepfeffert ihre Finger in politisch offene aber auch bereits vernarbte Wunden, schaffen dennoch den Spagat zwischen Satire für Erwachsene und Unterhaltungsprogramm für das ganz junge Publikum. Wirklich jeder bekommt sein Fett weg: die schrullige Witwe Bolte (Henrik Prause), der verbitterte Schneider Böck (Anne Roefe), der verschroben eigenbrödlerische Lehrer Lämpel (Daniela Rodenbeck), der strenge Bäckermeister (Iris Iglodan) mit seinem faulen Azubi (Antje Günther). Als „Bürgermeister mit seinem Brummer“ sind Ute und Ronald Roefe fantastische Idealbesetzung und Specialguest Jörg Köhler verhindert in der Rolle des Reiner Haseloff – sorry David Hasselhoff – dass jemand in den Untiefen des Plantschbeckens ertrinkt.

Und warum das alles? „Bitte alle schön laut zusammen, damit es auch die Osterburger Politiker hören“, fordert der freche Max das begeisterte Publikum auf: „Die Moral von der Geschicht: Mit `nem Spielplatz gäb’s das nicht!“. Ist doch klar… Beim eigentlichen Dorffest am ersten Septemberwochenende bietet sich die nächste Chance, sich das Spektakel anzusehen. Und das empfiehlt sich wärmstens.