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Kitarettung Osterburg setzt voll auf Bürgerbus

Ein Kleinbus rettet Kitas indem er täglich Kinder von Osterburg nach Rossau und Walsleben fährt.

Von C. Matthias Kuhn 10.01.2018, 12:25

Osterburg l Ein Kita-Bus bringt seit gut drei Jahren den Nachwuchs der Einheitsgemeinde Osterburg von der Biesestadt in die kommunale Kindertagesstätte in Rossau. Und seit geraumer Zeit wird in einer zweiten Tour die Kita in Walsleben angefahren. Für diesen Service zahlen die Eltern keinen Cent. Dass es den Kita-Bus überhaupt gibt, ist der Kreativität der Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Fördermitteln zu verdanken.

„Die Idee sollte ein Zeichen setzen“, sagt Nico Schulz, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Osterburg. Denn für die Kita in Rossau sah es zu diesem Zeitpunkt nicht gut aus. Zehn Kinder waren dort angemeldet – auf Dauer zu wenig, um die kommunale Einrichtung halten zu können. Dazu kam „ein negativer Strudel“, wie es der Bürgermeister bezeichnet. Viele Eltern entschieden sich gegen die Rossauer Kita aus Angst einer möglichen Schließung. Mit dem Ergebnis, dass andere Einrichtungen an die Kapazitätsgrenzen gekommen sind. In den Amtsstuben der Biesestadt begann die Suche nach Lösungsmöglichkeiten, um eine etwaige Schließung der Kita Rossau zu vermeiden und auf der anderen Seite für Entlastung in Osterburg selbst zu sorgen.

Am Ende dieses Prozesses stand der Kita-Bus. Zu dieser Idee gab es auch einen Fördertopf beim Land. Somit wurde das Projekt Kita-Bus beim Land eingereicht. Und die Idee hat dort gefallen. Aus dem Topf für Demografieförderung erhielt Osterburg eine „Anschubfinanzierung“. Im Kern waren das die Anschaffungskosten für den Kleinbus sowie die Kosten für eine Arbeitskraft, den Fahrer, im ersten Jahr. „Rund 80 Prozent der Kosten wurden über die Fördermittel gedeckt“, führt Schulz aus. Die Differenz kam aus der Kasse der Einheitsgemeinde.

Das „Zeichen“ haben die Eltern verstanden. „Die Idee hat funktioniert“, freut sich der Bürgermeister. Mit Blick auf die aktuellen Zahlen sagt er: „Die Kita in Rossau ist jetzt voll.“ Alle 28 zur Verfügung stehenden Plätze seien belegt. Und dies auch dank Kita-Bus. Denn täglich werden morgens bis zu sieben Kinder von Osterburg nach Rossau gebracht und am Nachtmittag wieder zurück nach Osterburg. Die Eltern müssen nur den Nachwuchs in Osterburg in der Kita „Jenny Marx“ absetzen und von dort wieder abholen.

Der Fahrdienst nach Rossau ist für die Eltern kostenlos. Und wenn eine Idee einmal gut funktioniert hat, warum nicht auch noch ein zweites Mal. Mittlerweile gibt es auch für die Kita in Walsleben ebenfalls diesen Fahrdienst. „Das hat fahrtechnisch gut gepasst“, berichtet Schulz. Wenn der Fahrer die ersten Kinder von Osterburg nach Rossau kutschiert hat, holt er anschließend die Kinder für Walzleben ab. Am Nachmittag läuft es ebenso auf der Rücktour.

Im Altmarkkreis Salzwedel hat der Kita-Bus hingegen nicht überlebt. Wie Pressesprecherin Amanda Hasenfusz berichtet, sei das Projekt im Juli vergangenen Jahres in der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf eingestellt worden, weil die Nachfrage bei den Eltern nicht groß genug war und Fördermöglichkeiten weggefallen seien. Nur drei Familien hatten das Angebot genutzt. Das Konzept war jedoch auch ein anderes als in Osterburg. Der Rufbus holte die Kinder von zu Hause ab und brachte sie zu einer der 15 Kita-Haltestellen, Begleitpersonen kutschierte er auch wieder zurück.

In Osterburg wird hingegen expandiert. Das nächste Busprojekt soll Mitte Februar starten. Dabei handelt es sich um einen „Bürgerbus“, der die Bewohner der Ortsteile nach einem festen Fahrplan nach Osterburg und wieder zurück bringen wird. „Es handelt sich um ein Mobilitätsangebot“, erklärt Schulz. Hauptziel dieses EU-geförderten Bürgerbusses ist es, insbesondere die Älteren zu den Ärzten in der Biesestadt zu bringen. Eine Idee, die auch von den niedergelassenen Ärzten Osterburgs unterstützt werde, betont das Gemeindeoberhaupt.

Auch diese Idee stieß auf Gefallen beim Land. Im Rahmen eines Pilotprojekts fördert Sachsen-Anhalt das Anschaffen eines behindertengerechten, achtsitzigen Busses, der jetzt im Januar fertig wird. Die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH schafft nicht nur den Bus an, sondern finanziert auch die Werbung, Straßenschilder, Fahrplankästen sowie eine Software für die Planung der Fahrten.

Das Tourennetz steht bereits. Der Bürgerbus wird ähnlich den Linienbussen auf festen Strecken zu festen Zeiten unterwegs sein. Voraussichtlich montags, dienstags, donnerstags und freitags wird dieser Bus vormittags Einwohner von Ortsteilen nach Osterburg bringen und in den Mittagsstunden wieder zurück.

Kostenlos ist dieses Angebot aber nicht, betont der Bürgermeister. Die Fahrpreise sollen sich aber an denen der Linienbusse orientieren. Einzig die Busfahrer sind Ehrenamtliche, die für das Fahren eine Aufwandsentschädigung von 15 Euro erhalten. Dies schreibe das Konzept der Bürgerbusse vor, führt er weiter aus.

Damit diese im Falle eines Falles nicht ohne Schutz dastehen, sind die ehrenamtlichen Chauffeure über die Einheitsgemeinde versichert. Nun muss sich zeigen, ob auch diese Idee „funktioniert“.