1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Osterburg
  6. >
  7. „Wie schön die guckt, die Orgel“

Konzert „Wie schön die guckt, die Orgel“

Philipp Sebastian Knebel aus Dresden spielte am Sonnabend die Kreveser Gansen-Orgel.

Von Astrid Mathis 03.08.2015, 18:00

Krevese l Es war immer sein Traum. Seit Philipp Sebastian Knebel das erste Mal die Gansenorgel aus Krevese sah, wollte er darauf spielen. Am Sonnabend erlebten diesen Genuss zahlreiche Musikliebhaber während eines Konzertes im Rahmen des Kreveser Orgelsommers.

Pfarrer Matthias Kruppke kündigte ihn als Berühmtheit an. Als Kind im Osten Berlins aufgewachsen, fiel ihm seinerzeit das Buch „Laudatio Organi“ in die Hände, in der die Kreveser Orgel abgebildet war. Vor drei Jahren machte er mit seiner Familie in der Altmark Urlaub und sah sich das gute Stück von nahem an. „Wie schön die guckt, die Orgel“, schwärmte er, „ich war völlig benommen von der Schönheit der ganzen Kirche.“

Sie klinge noch erstaunlich gut, die Orgel. „Seit ich weiß, wie viel hier getan wurde und wie viel noch zu tun ist, liegt sie mir noch mehr am Herzen“, fügte der Künstler hinzu. „Wenn man in eine Kirche geht, schlägt man auch die Brücke zur Geschichte“, beschrieb er seine Empfindungen, „und die spielte damals eine viel größere Rolle als heute.“

Heute ist Sebastian Knebel, Jahrgang 1968, einer der gefragtesten mitteldeutschen Spezialisten für Orgel und Cembalomusik des 17. und 18. Jahrhunderts. Nach seiner Lehre als Orgelbauer studierte er er zuerst an der Dresdner Kreismusikschule, dnn an der Hochschule für Musik „Fanz Liszt“ in Weimar. Konzertreisen führen ihn regelmäßig nach Mexiko, Prag und Houston. Um nur einige zu nennen.

Sein Konzert in Krevese, dem auch seine Familie beiwohnte, sollte Musik aus verschiedenen Regionen erklingen lassen. Für ihn gibt es zwei Arten, wie man Musik erlebt, die emotionale und die der Fachleute, die Musik wie die Qualität einer Architektur ansehen. „Alles führt zu Johann Sebastian Bach hin oder von ihm weg. So habe ich auch dieses Konzert zusammengestellt“, erzählte der Dresdner. Der übrigens auch das Spiel auf dem Cembalo und Hammerflügel beherrscht. „Bach funktioniert immer“, betonte er, „und gilt als das Vollkommenste, was in der Musik geschaffen wurde, wie die Architektur.“ Aber dafür bedürfe es auch eines Instrumentes, das seine Sprache spricht. Mit der Gansenorgel sei er da an der richtigen Stelle.

Zum Programm: Jan Peiterszoon Sweelincks Stück „Fantasia ut re mi fa sol“ sei von einer Tonleiter abgeleitet, die wiederum aus der Feder von Guido von Arezzo stammt. Sweelnick hatte viele Organisten ausgebildet. Samuel Scheidt und Dietrich Buxtehude folgten seiner Linie.

Ein jeder Organist, der was auf sich halte, sei allerdings nach Italien gegangen. Dazu zählte Girolamo Frescobaldi, der in Rom tätig war. Christian Erbach und Hans Leo Hassler waren zwar nicht seine Schüler, aber vom modernen italienischen Stil beeinflusst. Von ihnen spielte Knebel „Canzona quarti toni“ und „Intonatio Quarti Toni“. Der Kreis zum Süddeutschen schloss sich mit Georg Muffat. Den größten musikalischen Teil widmete der Organist Johann Sebastian Bach. So brachte er süddeutsch-italienischen sowie norddeutschen Stil auch noch unter einen Hut.

Am Sonnabend, 5. September, musiziert ab 20 Uhr Marton Borsanyi an der Orgel. Er wird von Eva Saladin (Basel) auf der Violine begleitet.