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Kostenanstieg Räbeler Fähre ist ein Problembündel

Ausfall wegen der L2-Sanierung, eine teure Landrevision und eine fordernde CDU-Fraktion machen die Räbeler Fähre zu einem Problembündel.

Von Karina Hoppe 11.07.2018, 16:55

Werben l Es kommen gerade mehrere Dinge zusammen am Räbeler Fähranleger. Schon länger fühlt sich der Stadtrat Werben vom Land ein Stück weit im Stich gelassen, da es für die Ausfallzeiten, die in Folge der Sanierung der L2 entstehen, keine finanzielle Entschädigung aus Magdeburg gibt. Zwar wird von Seiten der Landesstraßenbaubehörde wohl alles versucht, die Einbußen für Werben so gering wie möglich zu halten, etwa durch Sanierungen erst nach dem Havelberger Pferdemarkt, aber Einbußen sind Einbußen.

Und die Sanierung der langen Strecke zwischen Räbel und Werben steht ja erst noch bevor. Vor diesem Hintergrund hat Werbens Bürgermeister Bernd Schulze mit anderen sachsen-anhaltinischen Bürgermeistern, die verkehrsrelevante Gierseilfähren vorhalten, ein Treffen mit Verkehrminister Thomas Webel (CDU) gehabt. In genannter Frage werde es keine Unterstützung geben, dafür wolle Webel ab dem nächsten Haushalt wohl verbuchen, dass die Landrevision, zu der die Fähreigner alle fünf Jahre verpflichtet sind, nicht wie bisher zu 50, sondern zu 90 Prozent gefördert wird.

Die Räbeler Fähre hat allerdings gerade eine Revision (Generalüberholung) in der Havelberger Werft hinter sich. Diese lief aber kostenmäßig nicht wie geplant. 61.000 Euro netto sollte sie kosten, es wurden aber zwei Nachträge erforderlich. Laut Arneburg-Goldbecks Bauamtsleiterin Simone Kuhlmann einmal rund 6000  Euro für Heizung, Gierseil und Arbeiten an den Landeklappen und einmal 13.000  Euro für die Unterbodenkonservierung.

In Bezug auf die Erneuerung der Heizung räumte René Schernikau ein Versäumnis ein. „Die hatten wir vergessen, grundsätzlich wurde das Leistungsverzeichnis aber sehr sorgfältig erstellt“, betonte der Verbandsgemeindebürgermeister in einer Stadtratssitzung. Dies auf Anfrage der CDU-Fraktion, namentlich Michael Schnelle. Obwohl sowohl Schernikau als auch Schulze und auch Ratsmitglied Wolfgang Trösken seinerzeit darauf verwiesen, dass grundsätzlich leider nie alle Kosten bis ins Letzte planbar seien, Nachträge immer wieder vorkommen würden, äußerte er Sätze wie „dann brauchen wir das Bauamt gar nicht mehr“ und „dann können wir uns die Ausschreibung sparen, fahren die Fähre rüber und sagen, macht, was ihr wollt“. Auch Fraktionskollege Torsten Schatz sagte: „Dann können wir uns Gutachter schenken.“ Schernikau aber blieb dabei: Im Rahmen der punktuellen Voruntersuchung für das Gutachten war die massive Schädigung des Unterbodens, die die Mehrkosten vor allem nach sich zog, nicht erkennbar.

Da die Mehrwertsteuern bereits an Werben zurückgeflossen sind und abzüglich der Förderung zahlt die Hansestadt am Ende tatsächlich 50.000  Euro statt der geplanten 30.000 Euro.

Das drängende Insistieren der CDU-Fraktion zog neben einer Stellungnahme von Schernikau und Bauamtsmitarbeiterin Michaela Herbst auch eine von Seiten der Werft nach sich, eine gepfefferte. Schulze las sie „da die Sache leider ohnehin schon öffentlich ist“ im Stadtrat vor, was Trösken kritisierte, da darin auch eine – im Gegensatz zu den Sandauern und Arneburgern – nicht gut funktionierende Zusammenarbeit mit den Räbeler Fährleuten laut wird, es kurzum ans Eingemachte geht. Würde die Werft die Rechnung ganz korrekt aufmachen, müsste Werben gar noch mehr zahlen, heißt es außerdem sinngemäß aus Havelberg.

Vor diesem Hintergrund kam auf, dass es für die Räbeler Fährleute gar keine Arbeitsanweisung gebe. Dies soll nun nachgeholt werden, so Schulze, der jene der Sandauer als Basis nimmt. Arbeitsumfang, Verhalten, Abrechnung – alles sei in solch‘ Arbeitsanweisung festgeschrieben. Natürlich wolle man sich auch mit den Fährmännern an einen Tisch setzen.

Derweil steht das nächste Treffen der Gierseilfähreigner fest. Es findet im Mai in Coswig statt, Schulze will wieder mit dabei sein. Und der Minister, „wir müssen da dran bleiben“. Nicht zuletzt, weil die zumeist nach der Wende angeschafften Fähren irgendwann hin sind und niemand weiß, wer die Neuanschaffung bezahlen soll.