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Krankenhaus In der Silvesternacht im Dienst

Dienst ist Dienst: Mehrere Mediziner und Angestellte des Seehäuser Krankenhauses verbrachten die Silvesternacht an ihrem Arbeitsplatz.

Von Astrid Mathis 01.01.2017, 18:00

Seehausen l Petra Much saß in der Silvesternacht in der Anmeldung des Seehäuser Agaplesion-Krankenhauses und lächelte. Zu Hause erwarteten sie Heringssalat und ihre Familie. Entweder hat sie Weihnachten oder Silvester Dienst. Weihnachten ist schlimmer.

Seit September 2005 ist die Anmeldung Petra Muchs Revier. Als gelernte Facharbeiterin für Obst- und Gemüseverarbeitung sorgte sie mit ihrer gleichnamigen Schwägerin in ihren gemeinsamen Postjahren 1999/2000 für Verwirrung. Davor ließ sie sich in der Konsumgenossenschaft zur Bürokauffrau ausbilden und kam als Inventurprüferin schließlich im Kreis Osterburg richtig rum. Bis 1996 ging sie mit Leidenschaft dieser Tätigkeit nach. Umschulung und Auffrischung der PC-Kenntnisse sei Dank landete Petra Much bei der Post. „Da lernte ich Autofahren“, gestand die Seehäuserin. Zwar hatte sie ihren Führerschein schon immer in der Tasche, aber gefahren war sie nicht. Der Sprung ins kalte Wasser war genau richtig. Sie steckte den Kopf auch nicht in den Sand, als sie sich eine Zeit lang mit Hartz IV über Wasser halten musste. Im Pilates-Kurs, erzählt sie heute mit Schmunzeln im Gesicht, kam sie letztendlich mit Krankenhausmitarbeiterinnen ins Gespräch, die jemanden fürs Archiv suchten. Das war der Einstieg. Papierkram, Akten - darin geht sie auf. Aber die 54-Jährige fragte zuerst ihre Kinder Linda und Erik, ob sie mit den Schichten der Mutter leben könnten. Sie stimmten zu.

Wenn sie in der Silvesternacht 22 Uhr nach Hause kommt, freuen sich Ehemann, Tochter, Mutter und Schwiegermutter auf sie. Der Sohn ist bei seiner Freundin. Kartenspiele sind in der Familie Usus. Und dieses Mal gäbe es Soljanka, die sie selbst am liebsten esse. „Silvester bleiben nur die akuten Fälle im Krankenhaus, die anderen sind auch alle bei ihrer Familie“, gab Petra Much Auskunft.

Eben schlägt die Uhr 19 Uhr. Pia Gendritzki kommt an der Anmeldung vorbei. Die junge Frau ist Ärztin in der Chirurgischen Abteilung. Ihr Bereitschaftsdienst begann am Silvestertag um 8 Uhr und endet 24 Stunden später. Es gefällt ihr gut in Seehausen. Seit September zählt die junge Ärztin aus Wittenberge zum Team. Noch sei es eine ruhige Nacht.

OP-Schwester Annette Sokolinski weiß, dass es auch anders zugehen kann. Seit 15 Jahren versieht die Schwester aus Garlipp in Seehausen schon ihren Dienst. Sokolinski unterstützt auch die Notaufnahme, damit die Patienten schnell behandelt werden können. Aber erst mal ist es ruhig.

Ein bisschen gemütlich macht es sich das siebenköpfige Team, inklusive OP-Dienst, Anästhesist und Röntgenabteilung, schon in der Silvesternacht. Jeder bringt was mit. Würstchen, Kartoffelsalat und Pfannkuchen stehen auf dem Tisch. „Wenn ich morgen früh nach Hause komme, bereite ich Brunch vor und wecke meine Familie. Das wird schön“, freute sich Annette Sokolinski.