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Kreisgründung 178 Jahre währende Ära

Ein königlicher Erlass setzte die „Lebensuhr“ in Gang: Vor 200 Jahren wurde die Gründung des Landkreises Osterburg vollzogen.

Von Nico Maß 01.07.2016, 09:00

Osterburg l Am Freitag erinnern Historiker, Politiker und Einwohner an eine 178 Jahre währende Ära, die der Stadt ihren Stempel aufdrückte.1816 ordnete das Königreich Preußen seine Verwaltungsstrukturen. Und Osterburg? Schaute nicht nur zu, sondern machte sich die Reform zunutze. Sagt Frank Hoche. Die Osterburger Bürgerschaft hatte ihren Anteil daran, dass der Ort am 1. Juli 1816 per königlichem Erlass zur Kreisstadt in der Preußischen Provinz Sachsen ausgerufen wurde, weiß der Museumsleiter aus Recherchen. „Denn Einwohner haben sich mit einer Petition an die königliche Regierung gewandt und um Osterburg als Sitz der Kreisstadt ersucht.“ Welchen Einfluss die weitblickende Bitte der Bürgerschaft tatsächlich auf die Entscheidung hatte, bleibt offen. Sicher ist, dass der Weg der Biesestadt hin zum Verwaltungssitz nicht vorgezeichnet war. Denn der nördliche Nachbar war Osterburg zu dieser Zeit um mehr als eine Nasenlänge voraus. „Seehausen hatte zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine deutlich höhere Einwohnerzahl und um die 100 Häuser mehr. Erst um 1885 hat Osterburg die Wischestadt überholt“, sagt Hoche.

Der Verwaltungssitz eines vier Städte und weitaus mehr als 100 Gemeinden und Gutsbezirke zählenden Kreises erfuhr einen wirtschaftlichen Aufschwung. Und drückte sich auch in der Ansiedlung wichtiger Einrichtungen aus, so der Museumsleiter, der heute Abend den Festakt im Saal des Verwaltungsgebäudes mitgestaltet. Hoche wird die Gäste auf einen Streifzug durch die Geschichte des Kreises Osterburg führen, während Professor Dr. Mathias Tullner von der Universität Magdeburg über die Anfänge der Preußischen Provinz Sachsen referieren wird. Einen dritten Vortrag steuert Karlheinz Mewes bei. Der Christdemokrat aus Deutsch war der letzte Landrat des Kreises Osterburg. 1994 setzte eine Gebietsreform und die daraus reultierende Fusion mit den Kreisen Havelberg und Stendal den Schlusspunkt.

Das ist mittlerweile 22 Jahre her, dennoch profitiert Osterburg noch heute vom früheren Status. „Zum Beispiel von den kreislichen Einrichtungen wie die ALS Abfallentsorgungsgesellschaft, die sonst kaum in unserer Stadt angsiedelt worden wären“, sagt Nico Schulz. Der Bürgermeister verweist auch auf die millionenschwere Kompensation, mit der Osterburg für den Verlust des Kreisstadtstatus entschädigt wurde. Dieses Geld floss vor allem in die Stadtsanierung.

Für Schulz gibt es aber auch emotionale Motive, um an den früheren Kreis Osterburg zu erinnern. Der Bürgermeister zieht aus dessen früherer Fläche ein Stück weit eigene Identität: „Klar, Heimat im engsten Sinn ist mein Wohnort. Aber auch das frühere Kreisgebiet fühlt sich für mich noch nach Heimat an. Das spüre ich besonders, wenn ich von auswärts komme und die frühere Kreisgrenze passiere“, sagt Schulz.

Heute Abend steht der frühere Landkreis noch einmal im Scheinwerferlicht. Die Festveranstaltung beginnt um 17 Uhr und findet im Saal des Verwaltungsgebäudes statt. Wer dabei sein möchte, ist herzlich eingeladen. Ab 19 Uhr wird auf dem Hof des Verwaltungsgebäudes ein Bürgerfest veranstaltet. Der Eintritt ist frei, für Musik sorgt die Band No Limit.