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Kriminalität Immer mehr Einbrüche in Hindenburg

50 Delikte in drei Jahren: Immer häufiger wird in Hindenburg eingebrochen. Die Einwohner sind beunruhigt. Die Polizei will jetzt reagieren.

Von Karina Hoppe 13.07.2017, 23:01

Hindenburg l Gerhard Roesler erinnert sich noch genau. Als er am 25. Juli vergangenen Jahres nach Hause kam, sah er, dass seine Jalousien heruntergezogen sind. „Vorne lass ich sie aber immer oben, wenn ich nicht da bin“, so der alleinlebende Senior. Als er sein Haus betrat, fand er ein großes Chaos vor. „Alles war durchgewühlt.“ Nach dem Schock zählte er zusammen, was fehlt: Laptop, Kamera, Tragekassetten, Bilder von den Großeltern, Papiere... Vom ideelen Wert einmal abgesehen, hatte das Gestohlene einen Wert in Höhe von rund 3800 Euro. „Ich habe die ersten Nächte danach sehr schlecht geschlafen.“
Gerhard Roesler saß Mittwoch am späten Nachmittag in der alten Hindenburger Schule. Neben ihm Wolfgang Tröber, bei dem Unbekannte in die Werkstatt eindrangen, und Hans-Jürgen Lenz. Dieser war 40 Jahre bei der Polizei tätig, 20 davon bei der Kripo. Zwar ist der Hindenburger seit 2011 Pensionär, aber von den Leuten um Rat gefragt werde er trotzdem noch. Im Gespräch mit der Volksstimme stellt er klar, dass es ihm nicht darum gehe, „seinen alten Verein“ zu beschmutzen. Aber so wie jetzt gehe es andererseits auch nicht weiter: Von den laut der Männer rund 50 Delikten in den vergangenen rund drei Jahren wurden laut ihrer Zusammenstellung mehr als 20 angezeigt. „Und es konnte nicht ein Fall aufgeklärt werden.“ Was solle das Dorf, in dem mit Stand gestern 357 Menschen wohnen, davon halten?
Roesler genau wie Tröber hatten das Gefühl, nicht für voll genommen zu werden, als sie Anzeige erstatten. Spuren würden nicht ausreichend gesichert und vor allem jeder Fall nur für sich betrachtet. „Und das kann nicht sein, dass man hier die Komplexität nicht sieht“, so Lenz, der selbst schon bei der Kripo angerufen hatte, aber ohne Erfolg. „Man geht nicht mit Ernsthaftigkeit ran“, so der Hindenburger. Ansätze für Fährtenhunde hätte es seiner Meinung nach genügend gegeben. Es liegt für die Herren auf der Hand, dass der oder die Täter sich in Hindenburg auskennen. „Das sind keine Fremden.“ Die Einbrüche geschehen gerne mal, wenn die Betroffenen im Urlaub sind oder bei einer Feier.
Es sei soweit, dass ältere Leute Angst davor haben, über Nacht alleine gelassen zu werden. Dass sie ihre Kinder bitten, nicht wegzufahren. Und spätestens da höre es doch auf. Längst rüstet das Dorf überdies auf. Es werden Alarmanlagen gekauft und Überwachungskameras scharf gestellt. Und Peter Manstetten, von dessen still gelegtem Kieswerk am Rande von Hindenburg Anfang dieses Monats ein Boot gestohlen wurde, hat eine Belohnung von 1000 Euro ausgesetzt. Für denjenigen, der den entscheidenen Hinweis zur Überführung des oder der Täter geben kann. „Aus Prinzip“, wie er sagte. Die Hindenburger möchten, dass „das“ aufhört.
Der letzte Vorfall ist gerade mal eine Woche alt - ein Einbruch in den Lagerschuppen und das Gerätehaus der Feuerwehr. Fast schon Routine.
Marco Neiß, Sprecher des Polizeireviers Stendal, bedauert, dass bisher noch kein Täter überführt werden konnte. Obwohl jede Anzeige durch die Kripo bearbeitet und nach Abschluss der Staatsanwaltschaft übergeben wurde. „Dennoch ist es wichtig, dass weiterhin jede einzelne Straftat angezeigt wird“, appeliert Neiß an die Hindenburger. In seinen Akten findet der Polizeisprecher für dieses Jahr in Hindenburg drei besonders schwere Diebstähle (Wohnhaus, Werkstatt und Feuerwehr), dazu eine Sachbeschädigung und einen Kennzeichen-Diebstahl.
Für 2016 zeigt ihm das System neun Einbrüche an, die unter „besonders schweren Diebstellen“ verzeichnet sind. Die Polizei werde sich der Causa Hindenburg noch einmal annehmen und zunächst die Streifentätigkeit erhöhen, sowohl durch die Einsatzdienste als auch durch die Regionalbereichsbeamten (RBB). Wenn nötig, müsse der Kontakt zu den RBBs verstärkt werden. Neiß appelliert an die Bürger, dass sie sich auch selbst dort melden, wenn sie Rat brauchen.
Gerhard Roesler erhielt einige Zeit nach dem Einbruch in sein Haus einen Anruf von der Polizei. Bei der Ernte wurden auf einem Acker in Richtung Bertkow seine aufgebrochenen Tragekassetten gefunden. „Nur noch die Hälfte der Unterlagen war brauchbar.“
Das Polizeirevier Stendal ist erreichbar unter Telefon 03931/68?52?92, die Regionalbereichsbeamten Frank Horak und Eckhard Heine unter Telefon 039321/5?18?23, 0151/74?30?70?99 oder 0151/74?30?71?00.