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Kurt Maaß Stadtchronist wird 90 Jahre alt

Mit Kurt Maaß wird ein Seehäuser Urgestein 90 Jahre alt. Die Hansestadt verdankt ihm nicht nur ihre Chronik.

Von Ralf Franke 21.09.2017, 17:20

Seehausen l Wenn jemand den Beinamen Seehäuser Urgestein verdient hat, dann Kurt Maaß. Am Freitag wird der Hansestädter, der durch sein ehrenamtliches Engagement bekannt ist, im Goldenen Buch der Stadt steht und mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt wurde, 90 Jahre alt. Der Empfang, bei dem der Lehrer im Ruhestand neben Freunden, Verwandten sowie Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens viele frühere Berufskollegen und Schüler erwartet, geht im Gasthaus Henkel über die Bühne, wo der Jubilar am Sonnabend noch ganz in Familie feiern will.

Dass er das Licht der Welt am Aland erblickt hat, ist fast ebenso überflüssig zu erwähnen wie die Tatsache, dass es ihn nie lange und schon gar nicht freiwillig aus der Heimat fortgezogen hat. Das war nur der Fall, als er in Sinzig/Rhein nach der 8. Klasse eine erste Lehrerausbildung erhielt beziehungsweise als er im Oktober 1944 aus den Sommerferien zum Reichsarbeitsdienst beordert und kurz vor Kriegsende noch eingezogen wurde. Dass ihm die Front erspart blieb, darüber ist der Witwer und zweifache Vater (plus drei Enkel und ein Urenkel) bis heute dankbar. „Aber wir haben auch so genug Leid zu sehen bekommen“, so der Senior, dessen Gedächtnis nicht nur bei alten Geschichten noch bestens in Form ist.

Dem Lehrerberuf ist der Jubilar, der sich später das Rüstzeug für den Gymnasial-Unterricht holte und bis zum Ruhestand Biologie unterrichtete, immer treu geblieben. Bevor er „Hinter den Buden“, an der heutigen Grundschule, oder am späteren Winckelmann-Gymnasium unterrichtete, lernte er die Schule am Klosterschulplatz noch von innen kennen – als Schüler und später als Junglehrer.

Politisch engagierte sich Maaß nie. Während seines Berufsleben spielten in der Freizeit immer Flora und Fauna der Region eine wichtige Rolle. Über 40 Jahre lang war er Naturschutzbeauftragter des Kreises Seehausen, später des Landkreises Osterburg und in der Funktion auch Storchenbeauftragter. Dass er letzteren Posten an den Amtstierarzt Dr. Thoralf Schaffer abgeben konnte, ist für ihn ein Glücksfall.

Für die Stadt war Kurt Maß auch ein Glücksfall. Als er 1992 in Rente ging, hatte er endlich Zeit, das Material zu ordnen, das er über viele Jahre zur Stadtgeschichte zurück bis 1858 gesammelt hatte, um es mit Unterstützung des damaligen Bürgermeisters Ewald Duffe und mit Hilfe einer ABM-Kraft für die Stadtchronik aufzubereiten. Das 2000 in einer 1000er Auflage erschienene Werk ist längst vergriffen. Informationsquellen waren unter anderem das Seehäuser Wochenblatt und die Volksstimme, der der Jubilar bis heute die Treue hält.

In den vergangenen Jahren ist es um den Stadtchronisten etwas ruhiger geworden. Dass er das Ohr an der sprichwörtlichen Masse hat, beweist er mit kritischen Antworten zu ökologischen Fragen, zur Stadtentwicklung und anderem mehr. Er erkennt natürlich an, dass sich in den Jahren in der Wischestadt viel getan hat, bedauert aber, dass die Stadtmauer weiter dem Verfall preisgegeben ist und der Fangelturm noch kein Schutzdach bekommen hat. Beides hatte er vor 51 Jahren den damaligen Stadtverantwortlichen im Rahmen eines Geschichtsvortrages ans Herz gelegt, wie in einen alten Artikel in der Volksstimme nachzulesen ist.

Material über Seehausen für eine Fortsetzung der Chronik sammelt er übrigens immer noch. Bei Bedarf würde er es auch zur Verfügung stellen.