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Lesewelten Osterburger Literaturtage sind eröffnet

TdA-Intendant Alexander Netschajew entführte die Gäste der Eröffnung der Osterburger Literaturtage (Olita) in die Welt der Balladen.

Von Frank Schmarsow 17.10.2017, 23:01

Osterburg l  Bevor Netschajew im Zusammenspiel mit Benjamin Ulrich (Marimbaphon) mit dem kulturellen Part des Abend begann, hatte Lothar Jaehn aus Osterburgs Partnerstadt Oerlinghausen die Grüße des dortigen Bürgermeisters Dirk Becker überbracht, verbunden mit einem Buchgeschenk mit einer Geschichte von Theodor Storm für die Osterburger Stadt- und Kreisbibliothek. Jaehn und seine Frau Ulrike lesen und spielen seit vielen Jahren während der OLITA für die Kinder der Kindertagesstätte „Jenny Marx“ und tun das mit Begeisterung: „Auch das ist ein Ausdruck für gelebte Partnerschaft“, sagte Ulrike Jaehn.

Netschajew, nach eigener scherzhafter Aussage Intendant „des größten Theaters der Altmark der Welt“, bekundete: „Ich freue mich über die jahrelange schöne und fruchtbare Zusammenarbeit zwischen unserem Haus und den Osterburger Literaturtagen“. Dann schüttete er unter dem Titel „Was wolltest du mit dem Dolche, sprich!“ ein Füllhorn bunt gemischter Balladen – klassisch, abenteuerlich, spannend, humorvoll – über die Besucher im voll besetzten Saal Stadtverwaltung aus.

Er las sie nicht vor, sondern deklamierte in einer beeindruckenden Weise, dass man sich im Theater wähnte. „Der Handschuh“ von Friedrich Schiller, „diese Schüler quälende Ballade“, der der Dichter das Happyend verweigert hat, war eine ebenso spannende Sache, wie dessen Ballade „Die Bürgschaft“. Es geht darin um einen geplanten Mord, um einen Attentäter, der vor seiner Hinrichtung seine Schwester verheiraten will und den König um Aufschub bittet, den Freund als Bürgen zurücklassend. Hier war das Happyend gegeben. Der Vortrag dieser Ballade war, das bewies der besonders kräftige Applaus die Krönung des Abends. Nico Schulz ganz ergriffen: „Ich habe ,Die Bürgschaft‘ so noch nie gehört.“

Kurt Tucholsky hatte einen Balladentext über eine Partnerbeziehung verfasst. Die Erkenntnis des Gatten: Die Ehe war, ach wie lustig, zum größten Teil verbrannte Milch und Langeweile. Erich Kästner gehört zu Netschajews Lieblingsdichtern. „Er hat schöne Balladen geschrieben, auch mit spitzer Feder“, sagte er, zum Beispiel die vom „Gelben Autobus“ und „Hamlets Geist“, in der ein betrunkener Schauspieler in seinem Suff eine ganze Hamlet-Aufführung „geschmissen“ hat. Reaktion des Publikums: Nun haben wir das Stück erst richtig verstanden. Der schwäbische Dichter Ludwig Uhland hatte auf amüsante Weise eine Lanze für das Schwabentum gebrochen. Michael Ende verfasste die Ballade vom Seiltänzer Felix Fliegenbeil, der nicht auf Ruhm und Geld aus war, sondern weltweit seinen Meister suchte.

Nach dem Programm richtete Nico Schulz seinen Dank an alle, „die mitgeholfen hatten, diesen Abend zu gestalten – von den Kindern, die die Tischdekorationen bastelten bis zum Team des Kavaliershauses Krumke, das die Versorgung übernommen hatte.