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Mit Stalldienst Voltigieren als Lebensschule

Wer will fleißige Voltigierer sehen? Der muss mal nach Rohrbeck gehen. Denn neben dem Sport packen die Kinder tüchtig mit an.

Von Karina Hoppe 17.03.2017, 17:00

Rohrbeck l Während Christiane Staschok (35) D‘Artagnan an der Longe führt, ihn sich warm laufen lässt in der schummrigen Halle, wissen die Mädels genau, was zu tun ist. Ohne Aufforderung machen auch sie sich warm, steigen sie nach und nach übers Sprungbrett auf das Holzpferd. Um noch ein bisschen „Pflicht“ zu üben, die Fahne, die Mühle, den Stützschwung oder die Schere. Du musst es mehr so machen oder so – die Großen erklären es den Kleinen. Zwischendrin ruft Trainerin Christiane einen Hinweis herein. Und ihre Mutter Carola Staschok (60) erzählt, dass die Halle für das große Pferd eigentlich zu klein ist und dass die Gerätschaften von überall zusammengesammelt sind. „Wir nehmen, was wir kriegen können.“

Carola Staschok muss es wissen, sie ist solange in der Abteilung Pferdesport, wie es die Abteilung gibt, nämlich seit rund 50 Jahren, damals gegründet von Dr. Hans-Henning Horzetzky und zu DDR-Zeiten angegliedert an die BSG Wissenschaft des damaligen Instituts Iden. Kurz vor der Wende zog die Abteilung in die Stallungen nach Rohrbeck um. Und dann änderte sich mit der Wende mehr, als den Pferdesportlern lieb sein konnte. „Wir mussten uns nach und nach selbst Pferde kaufen“, so Carola Staschok. Vor allem aber gehören Halle wie Stall nicht der Kommune, sondern der LLG Iden. Die Abteilung Pferdesport muss so Miete und Versicherung zahlen. Dazu die Pacht für zwei Hektar Land. Und das Futter. „Das ist eine ganz schöne Herausforderung.“ Durch die Beiträge der Kinder, mal eine Spende oder Geld durch Auftritte, dreht sich das Karussell bisher irgendwie. Aber die Naht ist knapp genäht, alle müssen mit ran. Zum Füttern, zum Managen. Auch die Jugend hat Stalldienst. Für Carola Staschok ist es ganz selbstverständlich, dass sie jahrelang ihr privates Fahrzeug zum Ziehen des Pferdeanhängers zur Verfügungs stellte. Jetzt, da es für diesen Zweck nicht mehr funktioniert, ist wieder mal Improvisation angesagt. Immerhin müssen die Voltis zum Trainieren unter Wettkampfbedingungen in die Halle nach Hohenberg-Krusemark fahren. Ihre Halle in Rohrbeck entspricht nicht dem Standard (20 mal 40 Meter) einer Sportstätte und gleicht damit nur einer Bewegungshalle. Und dann kommen ja noch die Fahrten zu den Turnieren, auch nach Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Brandenburg, dazu.

Die große Gruppe fährt bestimmt zu sechs Turnieren jährlich. Im vergangenen Jahr konnte sie dabei den bisher größten Triumph einfahren: Die Rohrbecker Voltis wurden in der Leistungsklasse L Landesbeste. Zudem belegten sie bei den Norddeutschen Meisterschaften den dritten (von acht) Plätzen. Es war bereits die dritte Teilnahme an den Norddeutschen Meisterschaften. Der Erfolg war dem Idener Gemeinderat Anlass, der Abteilung die Hälfte des Preises für den dringend nötigen neuen Voltigiergurt zu spendieren. Er ist D‘Artagnan auf den Leib geschneidert. Neben ihm hat die Abteilung, die 25 Kinder beziehungsweise Jugendliche und acht Erwachsene Mitglieder zählt, mit Jasper und Lady noch zwei weitere Warmblüter, dazu kommt die Haflingerstute Rosi. Die Pferde sind zwischen 13 und 23 Jahre alt. Jasper wird als ältestes Pferd auch liebevoll Opa genannt.

Neben Christiane und Carola Staschok ist Anne Roefe die dritte Übungsleiterin im Bunde. Mal sehen, wie es sich entwickelt, wenn Christiane Staschok, die in Stendal wohnt und in Magdeburg ihr Medizinstudium fast beendet hat, in den Beruf einsteigt. Dreimal die Woche nach Rohrbeck zu fahren, wird dann schwierig. Bisher hat die Abteilung, die auch Breitensport anbietet, aber für jede Herausforderung eine Lösung gefunden. Das bekommen auch die Kinder mit auf den Weg. Für sie ist das Voltigieren in Rohrbeck auch eine Lebensschule.