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Nach Corona-Pause Tagespflege Dobbrun wieder geöffnet

Die Dobbruner Senioren-Tagespflege darf wieder Gäste betreuen - eingeschränkt. Inhaberin Silke Kayatz sortiert zusätzlich Spargel.

Von Karina Hoppe 05.06.2020, 23:01

Dobbrun l Es wurde gelacht am Freitagvormittag in Dobbrun, Tagesgäste spielten Mensch-ärgere-Dich-nicht, Pflegedienstleiterin Angelika Esser studierte Akten, Silke Kayatz managte die Fahrten – „endlich“. Vom 24. März bis Donnerstag war es eine lange Zeit, zweieinhalb Monate ohne Einnahmen. „Noch einen Monat länger und ich hätte den Laden schließen können“, sagt Silke Kayatz, die sich vor dreieinhalb Jahren mit der Tagespflege im Dobbruner Gutshaus selbstständig machte und die nun in der Corona-Pandemie ganz tapfer sein musste. „Das Schlimme ist, dass wir keine Informationen erhalten haben“, erinnert sich die Neukirchnerin zurück. „Das war ein totales Durcheinander. Ich bin hier Achten gelaufen.“ Die Schulen waren schon zu, die Kitas, die Läden „und wir wussten nicht, was mit uns wird“. Und dies, zumal die Senioren-Tagespflege sich naturgemäß um die 1a-Corona-Risikogruppe kümmert. „Wir hatten ja Angst um unsere Leute.“ Manche Tagesgäste kamen von sich aus nicht mehr. „Dann rief die Sozialstation Osterburg an und fragte, ob wir Notbetreuung machen.“ Notbetreuung? „Wir hatten doch noch auf.“ Silke Kayatz’ Mail ans Wirtschaftsministerium wurde spät beantwortet. Sie lautete sinngemäß, „sie hätten schon geschlossen haben müssen“. Die zweifache Mutter schüttelt den Kopf, „man hatte die teilstationären Einrichtungen in dieser Krise total vergessen. Ich glaube, in den ersten Einschränkungs-Verordnungen erwähnt man uns noch gar nicht“. Da half es nur, sich selbst zu helfen. „Wir haben uns sehr viel mit der Tagespflege in Klein Schwechten ausgetauscht. Das ging hin und her. Wisst ihr was?“ Genau wie die „Heidestube“ hat Silke Kayatz keinen Verein hinter sich, kann nichts querfinanzieren, „wenn zu ist, sind die Einnahmen gleich null“. So einfach und so schwer sei das, aber Silke Kayatz konnte sich bis jetzt durchboxen. Ihre drei Angestellten gingen in Kurzarbeit, ihr Kredit wurde gestundet, sie erhielt 9000 Euro Soforthilfe. „Das hört sich viel an, ist es aber nicht. Die Kosten laufen ja alle weiter.“ Miete, Strom, Autokredite, Müll, Telefon, Berufsgenossenschaft – für die Inhaberin selbst blieb weniger als nichts. Widerwillig hatte sie sich bereits einen Hartz- 4-Antrag ausgedruckt, dann kam der Spargel und die Frage: „Magst Du nicht in der Sortierung helfen?“ Ja, „Hartz  4 wollte ich ja auch nicht“. Die ersten Tage sei Silke Kayatz fix und alle gewesen. Jetzt, nach sieben Wochen beim Schönberger Gemüsehof, will sie „die Spargelsaison noch durchziehen“. Erst in die Tagespflege, dann in die Sortierung. „So schnell wird ja für mich selbst in Dobbrun auch nichts abfallen.“ Die Tagespflege darf bis dato nur im eingeschränkten Regelbetrieb öffnen und auch diese Personenzahl ist noch nicht erreicht. „Wir haben am Donnerstag mit sechs Leuten angefangen.“ Silke Kayatz habe „dolle Magenschmerzen“ gehabt, als sie die Angehörigen anrief, um zu sagen, dass wieder Betrieb ist. „Ich hatte Angst, sie kommen nicht mehr.“ Diese Fälle gibt es tatsächlich, aber zum Glück nicht nur. Einige Tagesgäste hätten merklich abgebaut in der Zwischenzeit. „Es fehlt ihnen die Struktur“, sagt Angelika Esser, die Pflegedienstleitung der Einrichtung. Als die Gäste das erste Mal wieder zu Hause abgeholt wurden, habe es bei manchen Tränen der Rührung gegeben. „So war es auch, als wir schließen mussten. Wir haben den Leuten Montag beim Kaffee gesagt, dass sie Dienstag nicht mehr kommen dürfen.“ Leicht war das nicht. Aber die Einrichtung ertrug und ertrage es mit ihrem Namen – mit der „Hoffnung“.