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Nach Protest Autobahn-Kritikerin gibt auf

Nach 15 Jahren stellt Susanne Bohlander ihren Protest gegen den Autobahnbau durch die Altmark ein.

Von Ralf Franke 22.10.2020, 01:01

Wittenberge l Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer holte Mitte Oktober gemeinsam mit seinen Länderkollegen aus Sachsen-Anhalt und Brandenburg bei Wittenberge zum symbolischen Spatenstich für den grenzübergreifenden Autobahnabschnitt inklusive einer neuen Elbebrücke parallel zur alten Flussquerung aus. Bei der Gelegenheit bedankte er sich bei allen direkt Beteiligten in Politik, Verwaltung, Planungsbüros und bei ausführenden Firmen für deren Arbeit, aber auch bei allen anderen, die das Projekt unterstützen.

Für Susanne Bohlander war der symbolische Festakt kein Grund zum Feiern. Die Losenraderin gilt sozusagen als Ikone des A-14-Widerstandes in der Region, der sich rund 15 Jahre lang für einen vierspurigen Ausbau der B 189 stark gemacht und nicht nur Naturschützer an ihrer Seite hatte. Nachdem sich der BUND, dessen Stendaler Kreisgruppe die Radtouristikerin leitet, aber schon längst aus allen Klageverfahren gegen die Bundesfernstraße zurückgezogen und den Widerstand ebenso wie die Bündnisgrünen im Land aufgegeben hat, will sich jetzt auch Susanne Bohlander anderen Projekten zuwenden.

Nicht weil sie ihre Meinung geändert hätte, vielmehr weil auch einem ehrenamtlich engagierten Umweltschützer nach so langer Zeit der Atem ausgehen könne, „während die Behörden mit ihrem unbegrenzten Zugang zu gut bezahltem Personal und ebenso gut bezahlten Fachleuten keinerlei Probleme damit hatten, dass ein Planungsabschnitt nach dem anderen vom BUND beklagt wurde und sich die Gerichtsverfahren über viele Jahre erstreckten“, so die Autobahngegnerin in ihrem ausführlichen Rückblick.

Demnach ist sie nach wie vor der Meinung, dass die Verkehrsprognosen den Neubau nicht rechtfertigen würden. Aktuelle Vorhersagen und auch der Planfeststellungsbeschluss von 2018 für den betreffenden Abschnitt würden 25 Jahre nach dem Start des Projektes nur noch von täglich 15 000 und nicht 25 000 Autos ausgehen. Für die Autobahn gebe es keine rationale Rechtfertigung, nur ideologische Gründe, heißt es in ihrem Schreiben, in dem sie von bislang geschätzten Kosten von 1,6 Milliarden Euro für die Nordverlängerung der A 14 ausgeht. Hinzu kämen vor Ort die Kosten für den Ausbau der kleinen Ortsverbindungsstraßen K 1020 (Seehausen - Geestgottberg) und der Alandstraße (Krüden - Geestgottberg) inklusive einer neuen Alandbrücke, auf die der langsam fahrenden Verkehr „abgedrängt“ werden soll. Dort werde sich der Verkehr nach ihren Einschätzungen mit allen bekannten Folgen für die Anlieger mindestens verdreifachen. Ganz zu schweigen davon, dass die extreme Dammlage der Schnellstraße zu einer Verlärmung der Region führen werde.

Obwohl die A 14 von ihren Verfechtern als grünste Autobahn Deutschlands gepriesen wird, passe sie vor allem aus Klimaschutzgründen nicht mehr in eine Zeit, in der es darum gehe, auf den Klimawandel mit allen Witterungsunbilden zu reagieren. Vielmehr würden unzählige Bäume im Naherholungsgebiet Stadtforst gefällt. Zusätzlich zur Fahrbahn sorge ein überdimensionierter Parkplatz für Landverbrauch in der Elbe-Aland-Niederung.

Nur verbittert ist die Losenraderin aber nicht. „Wir konnten diesen katastrophalen Autobahnbau viele Jahre erfolgreich verhindern und einige Maßnahmen für die Natur und zusätzlichen Lärmschutz für die Anwohner durchsetzen. Die vielen Erfahrungen, die ich persönlich in den Jahren machen konnte, werden mir bei meinem Einsatz bei künftigen Themen zugute kommen. Dieser Einsatz geht weiter, denn leider werden die Zumutungen in der Altmark nicht weniger, sondern eher mehr“, schließ sie ihren Rückblick.