1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Osterburg
  6. >
  7. Wenig Hoffnung für Alleen der Wische

Nachpflanzungen Wenig Hoffnung für Alleen der Wische

Nachpflanzungen kochen das Thema hoch: Trotzdem scheinen die Alleen an den Landesstraßen in der Wische kaum noch Chancen zu haben.

Von Karina Hoppe 16.03.2017, 23:01

Wische l Die Nachpflanzungen am Rande von Hindenburg haben das Thema wieder aufkochen lassen. Die Landesstraßenbaubehörde ließ dort vor Kurzem rund 50 Apfelbäume am Straßenrand der L16 pflanzen – ohne dabei den neuen Mindestabstand von 4,50 Meter zur Straße einzuhalten.

Umweltbehörden hatten Druck gemacht und die Straßenbehörde, die einen Mangel an geeigneten Flächen für Nachpflanzungen habe, biss quasi in den sauren Apfel und pflanzte unkonform. Einige Bäume an der Straße in Richtung Busch, einige in Richtung Bertkow, jeweils dicht an Hindenburg. Dort, wo die Geschwindigkeit der Fahrzeuge und damit die Verkehrsgefahr nicht zu hoch sein sollte.

Denn das ist ja das Problem: Da bundesweit etwa jeder dritte Tote im Straßenverkehr durch Kollision (häufig mit Bäumen) zu Tode kommt, hat der Gesetzgeber eine neue Abstandsregelung erlassen. Folgt die Behörde ihr strikt und das tut sie bis auf Ausnahmen wie Hindenburg, bedeutet dies den Garaus für die Alleen an Bundes- und Landesstraßen, da die Baumlinien quasi komplett dichter an der Straße sind, als es das neue Gesetz erlaubt. Dass die Behörde Land dazukauft, ist sehr unwahrscheinlich und ohnehin unpraktikabel. Vor diesem Hintergrund sagt Krüger: „Wir haben mit den Baumpflanzungen bei Hindenburg Hoffnungen geweckt, die wir gar nicht erfüllen können und bereuen das jetzt.“

Was ist aber mit mit dem Paragraph 21 des Naturschutzgesetzes Sachsen-Anhalt? So fragte Bernd Schilf während der Einwohnerfragstunde in der Werbener Ratssitzung. Er erinnerte die Behörde an ihre Pflicht, Alleen zu pflegen. In Teilen der Wische sind sie gar doppelt geschützt, zusätzlich durch das Landschaftschutzgebiet „Altmärkische Wische“.

„Ihre Behörde setzt sich seit Jahren darüber hinweg, ein Ende der Alleen ist abzusehen. Das ist ungesetzlich“, äußerte Schilf gen Krüger. Ähnlicher Art ließ auch Ratsmitglied Tina Reppenhagen Luft ab. „Die Alleen sind Teil der Kulturlandschaft Wische.“ Warum werde das nicht berücksichtigt? „Wir würden uns schonmal über einen Anfang freuen“, so Tina Reppenhagen.

Krüger, der den Konflikt zwischen Natur- und Verkehrsschutz nachzeichnete, äußerte, dass er das Problem „nochmal mitnehmen“ wolle. Im später mit der Volksstimme geführten Gespräch bekräftigte er, dass er den Zorn an die entsprechenden Stellen herantragen werde. Bleibt aber alles so, wie es jetzt ist, sieht Krüger schwarz für das Gros der gerade so typischen Obstbaumalleen an den Landesstraßen der Wische. „Unser Ermessensspielraum ist einfach zu gering.“

 Krüger könnte sich vorstellen, dass die Alleen künftig entlang von Radwegen oder ländlichen Wegen gepflanzt werden. Dahin, wo die Geschwindigkeiten und damit die Gefahren nicht so hoch sind. Wobei Krüger, was das gesetzliche Über-einen-Kamm-Scheren betrifft, den Unmut der Bürger nachvollziehen könne. Landesstraße sei ja nicht gleich Landesstraße – und die Wische eher wenig befahren.

Krüger hält fest, dass die Landesstraßenbaubehörde ausführendes Organ sei. Wenn sich etwas ändern soll, „müssen die politischen Ebenen ran“. Dann brauche es politischen Druck. Dieser könnte an der Basis entstehen. So hat der Wischeverein das Alleenproblem auf der Agenda. Er sucht das Gespräch mit Verantwortlichen, nach Wegen, um der Wische als Wischeaktion wenigstens einen Teil ihre Alleen zurückzugeben.