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Neuer Zinkkessel Graepel investiert in die Zukunft

Nach drei Jahren Pause investiert Graepel Seehausen wieder. Im August starten die Arbeiten für einen neuen Zinkkessel.

Von Ralf Franke 27.07.2017, 01:01

Seehausen l Geht es dem Maschinen- und Anlagenbau gut, geht es auch den Stahlbauern nicht schlecht. Nach einer Durststrecke 2014 und 2015 hat sich das Unternehmen Graepel mit einem wichtigen Ableger in Seehausen wieder stabilisiert und nimmt nach den jüngsten Investitionen in die Beizerei und eine neue Anbinderei jetzt wieder Geld in die Hand.

Rund eine Million Euro soll der neue Zinkkessel kosten, den das Unternehmen im November neben dem alten „Bad“ in der früheren Mähdrescher-Reparaturhalle in Betrieb nehmen will. Die Planungen laufen seit Oktober 2014 und zwar im Rahmen eines Verfahrens nach Bundes-Immissions-Schutz-Gesetz (BImSchG). Das braucht seine Zeit, davon können auch anderen Unternehmer ein Lied singen.

Der Baustart, erklärte der Seehäuser Graepel-Chef gestern bei einem Pressegespräch, sei für August angedacht. Zu viel sollten die Seehäuser davon allerdings nicht mitbekommen, weil Abriss und Neubau in der Halle erfolgen. Auswirkungen hat das Geschehen indes auf die Mitarbeiter in der Verzinkerei, die ihren Job zwischenzeitlich für vier bis sechs Wochen in die Spät- und Nachtschicht verlegen müssen, weil tagsüber Staub und Erschütterungen den Veredlungsprozess von Rosten und sonstigen Baugruppen behindern würden. Die Verschiebung der beiden Schichten steht indes auch dafür, das es in der Produktion keine Ausfälle geben sollte.

Die neue Investition wird in erster Linie dabei helfen, Kosten zu sparen, weil die etwa 150 Tonnen nahezu lupenreines Zink (über 99 Prozent) in der Wanne künftig inklusive einer Wärmerückgewinnung mit Gas auf einer Arbeitstemperatur von circa 450 Grand gehalten werden. Noch geschieht das mit Strom. Aber der kommt dem Unternehmen im wahrsten Sinn des Wortes inzwischen viel zu teuer zu stehen. Was für den Ökonom in Carl-Ulrich Bauer vor allem ein politisches Problem ist, das im Übrigen auch die Elektromobilität ausbremst.

Aber die Investition schlägt noch mehr Fliegen mit einer Klappe. Denn mit dem Neubau verlängert sich die neue Zinkwanne auf sieben Meter bei einer Breite von 1,3 und einer Tiefe von 2,80 Meter. Der Größenzuwachs, nach dem Bedarf der Geschäftspartner berechnet, ist nicht so riesig, bedeutet aber, dass üppigere Teile verzinkt werden können, die bislang gar nicht möglich waren oder zweimal getaucht werden mussten. Was nicht zuletzt für einen höheren Durchlauf und damit für mehr Kapazität steht.

Außerdem ist der bislang mit Strom „befeuerte“ Kessel aus 2005 mittlerweile in die Jahre gekommen. Ob der Behälter für einen Notfall-Plan erhalten bleibt, wird sich nach einer gründlichen Materialkontrolle herausstellen, wenn das Zink in den neuen Kessel gepumpt wurde, was Bauer ebenso als technische Herausforderung ansieht wie den Aufbau des neuen Kessels. Denn weil das Dach der Halle, an dem schon vor ein paar Jahren vorausschauend die neuen Kranschienen montiert wurden, nicht bewegt werden soll, muss die neue Wanne mit ihrem Mehrbedarf an Platz für die Gasbrenner in der Erde versenkt werden. Übrigens genau dort, wo zu DDR-Zeiten schon ein Zinkbad stand.

Perspektivisch planen die Köpfe bei Graepel aber auch schon weitere Investitionen. Für die nächste Stufe würde das derzeitige Gelände gerade noch ausreichen. Danach braucht es frisches Land.

Die Stadt Seehausen hat für den Seehäuser Betrieb, der inzwischen wieder über 220 Angestellte (ohne Saisonkräfte) verfügt und mit einem Jahresumsatz von rund 28 Millionen Euro aufwartet, genehmigungstechnisch schon länger die Weichen gestellt (wir berichteten). Carl-Ulrich Bauer erläuterte auf Nachfrage, dass das Firmengelände praktisch parallel zur alten B 189 beziehungsweise zur Bahnstrecke gespiegelt werden soll. Die Baugrunduntersuchungen in dem Waldgebiet laufen bereits. Und auch der Flächenkauf sei angeschoben worden.