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Puppenspiel Mit Kasperle ins Biedermeier

Der 14. Biedermeier-Christmarkt Werben bietet ein Kulturprogramm, das sich sehen lassen kann. Darunter das Handpuppenspiel von Irmgard Gellerich.

Von Karina Hoppe 11.12.2018, 18:00

Werben l Irmgard Gellerich ist Psychiaterin, Neurologin und vernarrt in Handspielpuppen. Am Montag hat sie in Schadewachten 28 an einer Schiene für Kasperle gebastelt. Wenn sie – versteckt im „frauhohen“ kleinen Stehtheater – an diesem Sonntag während des Auftritts im Rahmen des Biedermeier-Christmarktes die Kulissen umbaut, soll der Kasperle durch den Vorhang lugen und die Leute unterhalten. „Das hab ich mir jetzt so ausgedacht.“ So sagte sie am Montagmorgen, klebte halbe Holzklammern auf die Schiene und freute sich, dass ihr System funktioniert!

Gut so, denn Irmgard Gellerich braucht beide Hände, wenn sie des Fischers „fru“ und ihn selbst nach dem zuerst von Philipp Otto Runge aufgeschriebenen Märchen immer pompösere Kleider anzieht, bis die „fru“ nach einem Pferd, einem vernünftigen Haus und einem Schloss schließlich ihren unverschämten vierten Wunsch äußert... „Aber nein, der wird noch nicht verraten.“ Nur, dass er mit Werben zu tun hat. Und mit Augenzwinkern. Irmgard Gellerich zwinkert gerne. Sie wird den Butt aus der Elbe steigen lassen, während Margret Zwinzscher bereits am Sonnabend Rapunzels Haar herunterlässt.

Die Besucher können sich auf zwei Handspielpuppen-Vorführungen freuen. Und daran erfreuen, wie Erwachsene aus wenig viel machen. Oder ist es nicht entzückend, dass der pompöseste Hut von des Fischers „fru“ in Wahrheit ein ausgedienter Joghurtbecher ist? Irmgard Gellerich hat ihre Freude an der Improvisation. Wenn dann noch Gäste kommen, die dies schätzen, umso besser. Zum ersten Mal hatte Irmgard Gellerich, die aus Werben stammt und jetzt in Magdeburg und Werben wohnt, im Rahmen des vergangenen Tages des offenen Denkmals ihre Puppenbühne geöffnet.

Wer aufmerksam durch die Werbener Altstadt lief, hat die über Jahre gesammelten Handspielpuppen vielleicht schon mal aus den Fenstern gucken sehen – in anderer Verkleidung. Für den „Fischer un sin fru“ schmiss Irmgard Gellerich mehrmals ihre Nähmaschine an. Angesichts der leichten Verwandelbarkeit der Puppen, vor allem aber wegen der Spielfreude ihrer Besitzerin dürfte dieser Auftritt nicht der letzte in Schadewachten 28 sein. Dort, wo Ehepaar Gellerich auch das Werk des in Werben geborenen Malers Christian Köhler in Ehren hält. Der kleine Abstecher vom Haupt-Schauplatz des Biedermeier-Christmarktes lohnt sich also. Auf nach Werben, ruft der Butt. Auf nach Werben, ruft der Arbeitskreis Werbener Altstadt, der den Markt organisiert.