Rückblick Das Kreismuseum zieht

Das Osterburger Kreismuseum freut sich über die höchste Gästezahl seit 2007: Insgesamt 6946 Altmärker und Touristen haben es 2016 besucht.

Von Nico Maß 04.01.2017, 00:01

Osterburg l Das Beste zum Schluss – es war ausgerechnet die letzte Ausstellung des Jahres 2016, die mit ihrer Anziehungskraft überraschte und die Besucherzahl in die Höhe schnellen ließ. Die Idee von Museumsleiter Frank Hoche, Einwohner mit Fotografien aus der Zeit der Wende rund 27 Jahre zurück in die Vergangenheit der Stadt Osterburg zu führen, erwies sich als Volltreffer. Mehr als 1600 Besucher habe die Schau mittlerweile angezogen, sagte Hoche. Und hat längst Schlussfolgerungen gezogen. So wird die Ausstellung „Osterburg 1990“ noch einmal bis zum 15. Januar hinein verlängert. Zum anderen plant der Museumschef für das ausgehende Jahr 2017 eine ähnliche Schau. „Edgar Hamann wird in den kommenden Monaten Plätze, Ecken und Stadtbilder fotografieren, die er bereits 1990 abgelichtet hat. Diese Fotografien werden wir im Vergleich Osterburg gestern und heute im Dezember als Ausstellung präsentieren“, kündigte Frank Hoche an.

Neben „Osterburg 1990“ zogen im vergangenen Jahr noch zwei weitere Angebote mehr als 1000 Besucher an. 1030 Einwohner aus Osterburg und Umgebung besichtigten die Schülerarbeiten aus der Ausstellung „Denkanstößiges“ des Markgraf-Albrecht-Gymnasiums, Publikumsmagnet schlechthin war einmal mehr der Ostermarkt, der 2015 insgesamt 1833 Gäste auf das Museumsgelände lockte.

Die Einrichtung zählte 2016 mehr Besucher. Und auch die Zahl der historischen Zeitzeugen, die das Museum in seinen Schauräumen sowie im Archiv aufbewahrt, hat sich erhöht. „Vor allem aufgrund von Schenkungen oder durch Dauerleihgaben bekommen wir Jahr für Jahr weitere Exponate hinzu“, sagt Hoche.

Besonders interessante Neueingänge des Vorjahres kreisen um den Künstler Ferdinand Till. Der 1900 in Schönau bei Neu-Titschein (heute Novy Jicin) geborene Künstler kam nach dem Zweiten Weltkrieg nach Seehausen. Er lernte die Altmark kennen und hielt seine Eindrücke in Skizzen, Zeichnungen sowie Aquarellen fest. Till, der als Kunsterzieher an den Oberschulen in Osterburg und Seehausen tätig war, verließ 1956 die Altmark und siedelte nach Darmstadt über. Seit 1930 an Diabetes leidend, erhoffte er sich im Westen bessere Heilungsbedingungen. Nach einem unglücklichen Sturz verstarb Ferdinand Till am 9. März 1961.

Dank mehrerer Schenkungen befinden sich mittlerweile weit mehr als 250 Arbeiten des Künstlers im Kreismuseum. Die jüngsten Till-Neuzugänge wurden dem Kreismuseum von der Seehäuserin Elke Preis im Vorjahr aus dem Nachlass ihres Vaters (zwei Bilder) sowie von einer Familie aus Berlin-Buch überlassen, die im Keller ihres Hauses auf Tagebücher sowie Bilder des Künstlers gestoßen war. Wie diese Arbeiten nach Berlin gelangt sind, ist ungewiss. Hoche hält es für möglich, dass Ferdinand Tills Tochter an ihrem Lebensabend in die Hauptstadt gezogen ist und die Bilder, die überwiegend Motive aus der Altmark und in der Mehrheit Ansichten aus Seehausen zeigen, mitgenommen hat. „Aber das ist nur eine Vermutung“, so der Museumschef. Andere Neueingänge drehen sich um Professor Friedrich Falke, dem Begründer der Grünlandwirtschaft. Ein Nachfahre stellte dem Kreismuseum Fotografien und Bücher des 1871 in Schwarzholz geborenen und 1948 in Arendsee verstorbenen Altmärkers zur Verfügung.

Schließlich fand auch ein Balken mit der Jahreszahl 1870 seinen Platz im Museum. Er stammt von der 2015 abgerissenen Gastwirtschaft in Rossau und fand „dank städtischer Unterstützung den Weg zu uns. 2016 wurde der Balken bearbeitet und ist jetzt auf unserem Hof zu sehen“, sagte Hoche. Zur Museumsarbeit des vergangenen Jahres gehörte außerdem das Inventarisieren von Textilien, „in der Hauptsache Taufkleider, Taufhäubchen oder Hauben aus der Zeit Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts“, zählte der Museumschef auf.

Nicht zuletzt sei 2016 die Zusammenarbeit mit dem Osterburger Markgraf-Albrecht-Gymnasium intensiviert worden. Im Dezember habe man beispielsweise eine Geschichtsrallye auf die Beine gestellt. Für dieses Jahr ist unter anderem eine Geschichtswerkstatt geplant, die das jüdische Leben in der Region thematisiert und damit an die Arbeit von „Schule ohne Rassismus“ anknüpft. Diese Projektgruppe aus dem Gymnasium forschte in den zurückliegenden Jahren nach Spuren aus dem Leben der im Dritten Reich verfolgten Familie Less, 2016 wurden zur Erinnerung an Moritz Less und seine Töchter Stolpersteine vor ihrem früheren Wohn- und Geschäftshaus in Osterburg verlegt.