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Sanierung? Die „Kaserne“ wird zum Problem

Sollen an der Kannenberger "Kaserne" Sanierungsarbeiten verwirklicht werden? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Idener Rat.

Von Karina Hoppe 24.10.2015, 06:00

Kannenberg l Die Beschlussvorlage für eine außerplanmäßige Ausgabe war dem Gemeinderat Iden auf seiner Sitzung am Donnerstag Anlass für eine Grundsatzdiskussion. Es geht um das backsteinerne Mehrfamilienhaus in Kannenberg, auch „Kaserne“ genannt. Aufsteigende Feuchtigkeit wurde in der gemeindeeigenen linken Hausseite derart zum Problem, dass die Gemeinde für gut 10 000 Euro eine Horizontalabdichtung vornehmen lassen, das Gebäude also trockenlegen wollte. So jedenfalls sah es der Beschlusstext vor. Ihm sollte im nicht öffentlichen Teil der Grundsatzentscheid über die Sanierung einer Wohnung im Obergeschoss folgen, Kosten etwa zwischen 30 000 und 40 000 Euro. Beides vertagte der Gemeinderat nach intensiver Diskussion.

Denn das Gremium nahm die Beschlüsse zum Anlass, um zu fragen, ob es überhaupt wirtschaftlich sinnvoll ist, das ortsbildprägende Haus zu erhalten. In der Haushälfte der Gemeinde befinden sich fünf Wohnungen, drei davon sind derzeit belegt.

Bis auf die Fenster ist das Haus noch auf dem Stand aus den 1950er Jahren. So müsste innen quasi alles gemacht werden, die Bäder, die Küchen, die Fußböden, einfach alles. Vor diesem Hintergrund nun nur eine Wohnung zu sanieren, wie aktuell aufgrund der Nachfrage einer jungen Mieterin vorgesehen war, empfindet Ratsmitglied Elke Graul als ungerecht. „Und alle zu sanieren, wäre verantwortungslos, vom wirtschaftlichen her total verkehrt“, sagte sie. „Wir haben schon Gebäude abgerissen, die weitaus besser waren als dieses“, sagte sie weiter. Wer wisse denn, ob die Mieter bleiben? Das Gebäude sei ein „Fass ohne Boden“, äußerte sich auch Ratsmitglied Peter Schmack. In einem Ortsteil zumal, in dem Leerstand und Verfall augenscheinlich sind. Abriss? Das Wort war gefallen, auch Bürgermeister Norbert Kuhlmann stellte klar, dass darüber nachgedacht werden müsste, wenn die Gemeinde nicht investieren möchte. Aber davor warnte er: „Wir haben auch eine Verantwortung für diesen Ortsteil.“ Kuhlmann betonte, dass die Mieter in Kannenberg bleiben wollen und ein Umzug nach Iden oder woanders hin für sie nicht in Frage käme.

Klar, ein Risiko sei die Investition. Zumal an der zweiten Haushälfte, die sich in privater Hand befindet, wahrscheinlich nichts passieren würde. Aber wenn die Kommune jetzt nicht investiert, beschleunige sie, was sie nicht will: Wegzug und Verfall. „Wenn ihr allerdings der Meinung seid, das Ding über kurz oder lang abreißen zu lassen, brauchen wir nicht zu investieren“, richtete sich Kuhlmann an den Rat. Gute Argumente gebe es auf beiden Seiten. Allerdings betonte Kuhlmann, dass er sich nicht ausmalen möchte, welche Außenwirkung es hätte, wenn die Gemeinde Iden das Gebäude in Kannenberg aufgibt.

Der Gemeinderat wollte sich am Donnerstag nicht definitiv entscheiden. So oder so sei jede Entscheidung erstmal richtungsweisend. Ein Vor-Ort-Termin soll nun für mehr Klarheit sorgen. Das Thema kommt im Dezember nochmal auf die Tagesordnung.