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Schulprojekt Präventionsexperte warnt vor Drogen

Drogenpräventation war am Montag das Thema zweier Schulstunden für die beiden 8. Klassen der Anne-Frank-Schule Osterburg,

Von Frank Schmarsow 26.04.2016, 14:36

Osterburg l Die Stunden bildeten den Abschluss eines Gemeinschaftsprojekts im Sozialkundeunterricht von Fachlehrerin Christine Margerin und der Schulsozialarbeiterin Mandy Bürgel. Als Experten für Prävention hatte man Polizeioberkommissar Jürgen Harder vom Polizeirevier Stendal eingeladen, und der hatte neben einem Schülerpraktikanten zwei Gäste aus der Wohnstätte Wilhelmshof bei Uchtspringe mitgebracht.

In der 8b saß man ganz zwangslos im Gesprächskreis. „Drogen sind ein vielfältiges Problem“, sagte Harder zur Einführung. „Jeder sollte sich über die von ihnen ausgehenden Gefahren und über die persönlichen Konsequenzen daraus im Klaren sein. Jeder, der Drogen besitzt, auch für den eigenen Bedarf, macht sich strafbar.“ Man unterscheide stoffungebundene Süchte wie Spielsucht, Internetsucht und dergleichen, stoffgebundene Süchte, in die man legal verfallen kann wie Alkohol, Nikotin, Tabletten und Esssucht und illegale Süchte, hervorgerufen durch Rauschgifte aller Art.

„Die Grundeinstellung, die man hat, wird durch Drogen noch verstärkt“, machte Harder deutlich. „Damit macht man seinen Körper kaputt. Diese Stoffe haben gefährliche Nebenwirkungen; man will Ängste überspielen oder wird kriminell und fühlt sich als Superman.“ Er nannte einige Zahlen: 18 Millionen Deutsche sind nikotinabhängig; jedes Jahr sterben etwa 140 000 Raucher. Alkoholabhängig sind zirka 2,7 Millionen Deutsche, und rund 40 000 sterben an dieser Sucht. Von illegalen Drogen abhängig sind etwa 414 000 Bundesbürger; zirka 1400 sterben jährlich daran.

Die Ursachen für Alkoholmissbrauch und Drogenkonsum ermittelte Harder gemeinsam mit den Schülern, unter anderem Probleme in der Familie, Angst vor Versagen in der Schule und im Beruf, unheilbare Krankheit, Neugier und Beziehungskrisen. „Die Drogenkarriere beginnt nicht von heute auf morgen“, warnte Harder nachdrücklich. „Persönlichkeit, Umwelt und Verfügbarkeit, zum Beispiel, spielen eine große Rolle.

So sei auch sie auf das falsche Gleis geraten, sagte Julia (Name von der Redaktion geändert) aus der Wohnstätte Wilhelmshof. Durch ihre Drogensucht hatte sie etliche ihres Jahre Lebens verpfuscht – Diebstahl, Betrug, Drogendeals, Gefängnis, zeitweise Trennung von der Tochter. Eine Therapie habe ihr aus dem Teufelskreis herausgeholfen. „Das war nicht einfach, und der Auslöser, dass ich mich schließlich dafür entschieden hatte, war: Ich wollte mein Kind nicht verlieren.“

Seine schwere Alkoholsucht kostete Max (Name geändert) fast das Leben. Mit 14 Jahren zum ersten Mal an den Alkohol geraten, in der LPG, auf dem Schlachthof und auf dem Bau beim Saufen mitgehalten, Flaschenweiser Konsum von Schnaps, Arbeitslosigkeit, Scheidung, zwei Selbsmordversuche, Brandstiftung und nun trotz mancher Versuchungen seit vier Jahren „trocken“. „Ich bin wieder Landwirt, habe ein schönes Zuhause und will hier nicht wieder weg. Das hilft mir, den jetzigen Weg weiter zu gehen.“

Man müsse für sich selbst entscheiden, was gut und was schlecht ist, sagte Sozialkundelehrerin Christine Margerin. „Wer ein Problem hat, muss den Weg zu dessen Lösung finden und Helfer, die Unterstützung geben.“ Harder hob hervor: „Von der Gewöhnung bis zum Missbrauch ist ein ganz kleiner Schritt. Dann kann man den Genuss nicht mehr steuern.“