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Schwander Seehausen Wo Tannenbäume noch Chefsache sind

Die Masse muss es bringen beim Weihnachtsbaum-Verkauf: Mit dem Seehäuser Baumschulhandel Schwander gibt es eine Ausnahme.

Von Ralf Franke 12.12.2020, 00:01

Seehausen l Der Seehäuser Baumschulhandel von Udo Schwander widersetzt sich dem Festtagstrend und dem Großhandel seit rund 30 Jahren. Als das Familien-Unternehmen nach der Wende gegründet wurde, gehörte der grüne Stubenschmuck schnell zum jahreszeitlichen Sortiment. Daran hat sich nichts geändert. Der große Unterschied zu anderen Anbietern: Schwanders ziehen ihre Bäume auf knapp drei Hektar am Stadtrand von Seehausen beziehungsweise bei der Oma in der Nähe von Kyritz noch selbst groß.

Oder aber sie suchen sich zumindest ihre Waren beim Erzeuger (ebenfalls bei Kyritz) lange vor dem Fest selbst aus und ernten nach Bedarf beziehungsweise Nachfrage selbst. Deshalb kann man auch in den Tagen kurz vor Heiligabend bei Schwanders noch frisch geschlagene Bäume bekommen, die Firmengründer Udo oder Sohn Christian bei der Pflege oder bei der Ernte selbst in der Hand hatten, bevor Mutter Elke die acht bis 12 Jahre alten Schmuckstücke an den Mann oder die Frau bringt.

Seit Anfang dieser Woche stehen die Nadelgehölze in großer Auswahl einmal mehr im Verkaufsgarten an der Lindenstraße. Wobei sich die große Auswahl vor allem auf die Form und das Alter bezieht und nicht auf die Baumart. Denn auch bei Schwanders haben die nach ihrem Entdecker benannten Nordmanntannen längst das Monopol übernommen und frühere Klassiker wie Blau- und Rotfichten bis auf wenige Einzelexemplare verdrängt.

Das gefällt nicht immer allen Kunden. Vor allem nicht denen, die auf der Suche nach einem individuelleren Baum sind, der dazu im Gegensatz zur eher steril wirkenden Nordmanntanne nach Harz und frischen Nadeln duftet.

Aber Nordmänner sind nach dem derzeitigen Stand der Zucht sozusagen nun einmal das Maß der Dinge, weil die Pflanzen robust sind, weil deshalb viele Stecklinge durchkommen, weil sie schnell sowie gerade wachsen und sich gut bestocken. Da muss der Chef als Unternehmer denken. Andere Bäume seien sozusagen einen brotlose Kunst, so der Senior. Und nein, Kiefern, wie sie zu DDR-Zeiten mangels anderer Alternativen meist üblich waren, habe man nicht im Angebot, gibt der Junior lachend zu Protokoll, der die Geschichten über das Aufpimpen allzu kahler Kiefern im Arbeiter-und-Bauern-Staat immerhin noch vom Hörensagen kennt.

Bisher hat der Baumschulhandel immer eine Punktlandung geschafft. Heißt, dass jeder Kunde einen Weihnachtsbaum bekam und nur wenige Exemplare über blieben. In diesem Jahr sind sich die Schwanders da nicht so sicher. Der O-Tannenbaum wird immer beliebter. Weil Single-Haushalte mehr werden, steigt auch der Bedarf am berühmtesten aller Fest-Accessoires. Und dank Corona-Epidemie werden den Jahreswechsel mehr Leute zu Hause verbringen, die sonst auf Reisen wären. Branchenkenner glauben schon aus letzterem Grund an einen Mehrbedarf von über zehn Prozent.

Und was sind die ultimativen Tipps für ein langes Leben der geschmückten Zeitgenossen auf Zeit? Udo Schwander empfiehlt, die Weihnachtsbäume so spät es geht in die Wärme zu holen. Wassergaben wären durchaus sinnvoll, weil die Nadeln schließlich auch Wasser verdunsten. Die Gefahr für den jeweiligen Fußbodenbelag müsse jeder selbst einschätzen. Fußbodenheizungen seien wegen ihrer gleichmäßigen und gut verteilten Wärme Gift für die Tanne, die ihre Nadeln sonst von Natur aus länger behält als die meisten Fichten.