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Schweinehaltung Ortsrat will Stallumbau Wasmerslage

Der Ortsrat Königsmark hat für den Vertrag der Stadt Osterburg mit dem Wasmerslager Schweineanlagen-Betreiber gestimmt.

Von Karina Hoppe 03.07.2020, 23:01

Wasmerslage l Eindeutig war das Ergebnis am Donnerstagabend nicht, aber mehrheitlich. Torsten Werner (CDU), Ariane Köhler und Kenny Iwanski (beide parteiunabhängige Wählergemeinschaft PUW) hoben die Hand für den Vertrag. Ortsbürgermeister Rainer Moser (parteilos) und Enrico Günther (PUW) stimmten dagegen, Fred Stoller (CDU) enthielt sich der Stimme. Im Vorfeld war es immer wieder Torsten Werner (CDU), selbst Bio-Landwirt, der dafür warb, für den Vertrag zu stimmen. „Sie haben einen rechtsgültigen Bescheid. Wir verhindern diesen Umbau, denen entgehen viele Einnahmen. Sie machen das ja nicht aus karitativen Gründen, sie wollen mit der Anlage Geld verdienen“, äußerte er sich. Rainer Moser aber sieht in diesem Vertrag „eine Nötigung“. Vor dem Hintergrund, dass er vor allem auch deswegen zustande kommt, um Regressansprüche zu verhindern. „Aber warum Nötigung. Stell dir vor, du willst zu Hause etwas umbauen, hast die Genehmigung dafür und dein Nachbar stellt sich dir in den Weg. Wem würdest du deine dadurch entstandenen Schäden in Rechnung stellen?“ So fragte Werner, der nochmals wiederholte: „Wenn die Leute das billige Fleisch nicht kaufen würden, gäbe es solche Anlagen nicht.“ Ob einem das nun gefalle oder nicht.

Mit seinen Statements für den Vertrag, den Umbau in erster Ausbaustufe, spricht er Prof. Dr. habil. Roland Köhn aus der Seele. Der Osterburger lehrte und forschte an der Hochschule Anhalt in Bernburg im Bereich „Technologie der Tierproduktion“ und schaltete sich, wie schon einmal, in die Diskussion ein. Sein Schreiben wurde den Osterburger Ratsmitgliedern ausgehändigt, auch Rainer Moser erhielt es über die Verwaltung. Köhn legt dar, dass die Argumente gegen den Umbau der Anlage für ihn nicht überzeugend seien. „Sie sind mehrheitlich ideologisch gefärbt, basieren auf fachlicher Unkenntnis und somit auf Behauptungen, die einer wissenschaftlichen Wertung nicht standhalten.“ Das betreffe insbesondere das Tierwohl, die Massentierhaltung und die industrielle Tierhaltung. „Auch geht es nicht um eine Mastanlage, die ganz andere Dimensionen hat, die aber ungewollt oder gezielt dem unbedarften Leser zum Teil in den Medien vermittelt wird“, schreibt Köhn. Gegenüber Volksstimme betonte er, dass es sich in Wasmerslage um eine Ferkelaufzucht handeln soll, „eine Vorstufe der Mast“.

Die Königsmarker brachten keine weiteren Forderungen an den Vertrag ins Spiel. Die Angst, dass die Anlage durch Flächenzukauf erweitert werden könnte, sahen sie im Grunde von der Verwaltung ausgeräumt, auch die Frage um die Abluftwäsche geklärt. Die im Genehmigungsbescheid vorgeschriebene sei quasi das höchste der Gefühle (mindestens minus 85 Prozent Ammoniak in der Luft, minus 80 Prozent Gerüche). Eine noch bessere chemische Abluftreinigung sei wesentlich teurer und hätte Rückstände, die man nicht wolle.

Alles schön und gut, sagte Enrico Günther. „Ich traue der Sache aber nicht über den Weg, es ist eine reine Gefühlssache. Die Anlagenbetreiberin hat damals schon mit Strathof zusammengearbeitet, ich sehe sie hier noch sitzen.“ Warum sollte es jetzt besser werden? So fragte Günther und Rainer Moser nickte dies Unbehagen ab. „Wir haben genug erlebt.“ Unzufrieden zeigte sich auch Fred Stoller: „Es heißt immer, mehr Tierwohl, mehr Tierwohl. Dann soll uns der Gesetzgeber doch mal was dafür in die Hand geben. Am Ende gewinnen immer die. Ich fühle mich vom Gesetzgeber und den Kontrollbehörden im Stich gelassen.“

Dem Stadtrat wird am Dienstag ein vierter Vertragsentwurf vorgelegt. Laut Bauamtsleiter Matthias Köberle hat sich die Mesa Agrar noch auf Forderungen aus dem Hauptausschuss, etwa die Lkw-Fahrtrouten und -zeiten betreffend, eingelassen.