1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Osterburg
  6. >
  7. Eine besondere Freundschaft

Spatz gerettet Eine besondere Freundschaft

Rosa Kramm und ihr Enkel Nicolas aus Arneburg kümmerten sich um ein mutterloses Spatzenküken. Pieps fühlt sich in der Stube wohl.

Von Jörg Gerber 05.04.2019, 18:00

Arneburg l Schon vor einigen Jahrtausenden hat der Spatz festgestellt, wie gut er es in der Nähe von Menschen hat. Dass dort immer ein paar Krumen abfallen, die er wegschnappen kann, dass in den Hütten immer irgendwo eine Ritze frei ist, in der er seine Eier ausbrüten kann. So dachten sicher auch die Spatzeneltern vom kleinen Pieps, als sie ihr Nest unter einem Dachziegel in Arneburg bauten.

Am 27. Juli 2018 war es, als Rosa Kramm bei den Kindern zum Grillen eingeladen war. Der Schwiegersohn hatte Geburtstag, das sollte gefeiert werden. Dabei wurde entdeckt, dass sich unter dem Dach Reste eines Nestes befanden. Beim Entfernen wurde festgestellt, dass noch ein kleiner, nackter Vogel am Leben war. Mit diesem Moment begann eine Freundschaft zwischen dem damals sechsjährigen Nicolas und dem kleinen Vogel. Oma Rosa sollte ihn mitnehmen und sich kümmern. Der Kleine konnte erst ein oder zwei Tage alt gewesen sein, die Augen waren verschlossen. Seine Mutter hatten sie erst kurz vorher gefunden, sie hatte sich in Fäden verfangen und war gestorben.

Mit Heizkissen, alter Windel und Lappen wurde ein Nest gebaut. Im Internet wurde sich erkundigt und als erste Speise gab es püriertes Eiweiß, das der Kleine tröpfchenweise in den Schnabel bekam. Später wurden Maden im Anglerlanden besorgt, die auch als Nahrung dienten. Nach sechs Tagen öffnete er die Augen, etwas später kamen die ersten Federn. Kaum konnte er zwei Meter fliegen, da war er auch schon weg. Nicolas und Oma Rosa suchten ihn, er war im Garten verschwunden. Zu Hilfe kam dabei das Handy, auf dem sie die Rufe des kleinen Pieps - den Namen hatte er inzwischen bekommen - aufgenommen hatten. Darauf antwortete er und wurde in einem Gebüsch gefunden.

Oma ist für alles gut, sie verbrachte sehr viel Zeit mit dem Kleinen. Er dankte es, indem er sich wunderbar entwickelte. Und Nicolas war natürlich stolz. Tiere und Natur sind seine Welt, er hilft im Garten, kümmert sich um seine Zwerghühner und um den Hund. Aber Pieps, das ist sein Freund geworden.

Der Spatz wartet bei der Oma schon, dass Nicolas kommt, fliegt auf seine Schulter und begrüßt ihn. Damit er nicht so alleine ist, wurde sogar eine Lerche angeschafft, die wird aber von Pieps nicht beachtet, er fühlt sich den Menschen näher. Er fliegt munter in der Stube umher, besucht auch die Küche und fordert ab und zu auch Aufmerksamkeit. Dann setzt er sich auf den Laptop oder springt auf die Tastatur und löscht damit das Bild oder er hinterlässt auch sein Geschäft dort auf dem Bildschirm. Dann soll oft gekuschelt werden, im angelegten Arm, meist in einem wolligen Pullover geht das am Besten.

Sogar eine Voliere wurde schon angeschafft, die ist aber nichts für Pieps, er hat in der Stube, an der Voliere außerhalb, sein kleines Nest. Dorthin zieht er sich zurück. Geht die Sonne, dann geht auch er. Das auch schon als er noch ganz klein war. Wird es dunkel ist er verschwunden und seine Familie kann auch in Ruhe schlafen.

Angedacht wurde auch schon Pieps auszuwildern oder ihn in den Tiergarten zu geben. Im Freien würde er sicher nicht überleben, da ihm ja die Scheu fehlt. Nicolas möchte ihn auch behalten, derzeit wird gerade eine Modeleisenbahn aufgebaut, dann kann Pieps auch mal fahren, muss nicht immer fliegen.