1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Osterburg
  6. >
  7. Leiterin geht in den Ruhestand

EIL

Stadtinfo Leiterin geht in den Ruhestand

Ingrid Jabke schleicht sich in den Ruhestand. Ein Jahr wird sie die neue Stadtinfoleiterin wöchentlich noch zwölf Stunden begleiten.

Von Karina Hoppe 04.05.2020, 13:50

Seehausen l Traurig sah Ingrid Jabke am Donnerstag nicht aus. Ganz in Grün gekleidet, war ihr die Vorfreude auf den neuen Lebensabschnitt anzusehen. Die Vorfreude auf die Gartenarbeit, aufs Lesen, auf mehr Zeit mit der Familie. „Ich war ja doch an vielen Wochenenden unterwegs“, sagte die 63-Jährige. Das wird nun anders. Die Hauptverantwortung für die Stadtinfo Seehausen samt Bibliothek liegt jetzt in den Händen von Doreen Neumann. Ingrid Jabke geht es gut damit, dass sie selbiger noch für ein Jahr auf Zuverdienstbasis zur Seite stehen kann. „Ich schleich mich langsam davon.“

Donnerstag war für die Schönbergerin aber trotzdem der Tag X, der letzte offizielle Arbeitstag, an dem sich Bürgermeister Detlef Neumann für das 30-jährige Engagement Ingrid Jabkes für Seehausen bedankte. Tatsächlich, es waren 30 Seehäuser Jahre in Sachen Buch und Kultur und Neumann verriet, dass der berufliche Werdegang von Ingrid Jabke eigentlich ganz anders begann. „In der Pathologie, nicht wahr?“ Nicht ganz. Ingrid Jabke habe in Dresden den Beruf der medizinischen Fachpräparatorin erlernt. Es folgten zwei Jahre „in der Anatomie Halle“ und dann der Wechsel zum Gesundheitswesen Osterburg. Seit 1986 arbeitete Ingrid Jabke im dortigen Kreiskulturkabinett. Nach der Wende übernahm sie „mit einem Überleitungsvertrag“ die Leitung über die Seehäuser Stadtbibliothek. „Damals noch in der Klosterschule.“ 2003 erfolgte der Umzug ins „rote Holzhaus“ am Umfluter, wo sie mit dem Renteneintritt von Irmgard Speck auch den Bereich der Stadtinfo samt Veranstaltungsplanung mit übernahm. Über diesen hat sie mindestens einen Menschen nachhaltig geprägt: Max Heckel, Frontmann der Tangermünder Band „Nobody knows“, sei durch Ingrid Jabke zu dem geworden, der er heute ist. So sprach er am Donnerstag als Überraschungsgast in rührenden Worten. Weil Ingrid Jabke an die Band geglaubt habe, ihr Auftritte ermöglichte, nahm alles an Fahrt auf: „So wurde es irgendwann möglich, dass ich von Musik leben kann.“ Wie wichtig Menschen wie Ingrid Jabke sind, werde Heckel gerade jetzt in der Corona-Krise nochmals gewahr. Angesichts der Mini-Unterstützung, die ihm der Staat gerade gewähre, sagte er: „Das ist also der Wert, den ich in diesem System habe.“ Hatte Heckel nicht 2019 einen großen fünfstelligen Betrag an Steuern an den Staat überwiesen? Jedenfalls sei bemerkenswert, was „Ingrid“ in Seehausen etablierte. Heckel nannte das Konzert zwischen den Jahren, das Liedermacherfestival, die Tucholsky-Abende...

Spätestens da hatte er sie, Ingrid Jabke war gerührt. „Ich sehe euch noch, wie ihr hergefahren wurdet. Es hat mich beeindruckt, mit wie wenig Hemmung ihr auf die Bühne tratet, einfach aus Freude an der Musik.“ Man sehe sich. Und höre sich hoffentlich bald wieder, wenn das mit Corona alles vorbei ist. Ingrid Jabke geht in einer verrückten Zeit. Vor ihr verließ bereits Waltraut Deistler das Haus. Zehn Jahre und fünf Monate habe sie sich im Rahmen von Maßnahmen „über Gebühr für die Stadt eingesetzt“, lobte der Bürgermeister, der auch ihr ein Dankeschön überreichte.

Ingrid Jabke nahm als Präsent das Buch „Seehausen auf alten Ansichtskarten“ von Thomas Korte und die Hortensie „Pinky Winky“ mit nach Hause. Die frühere Stelle der neuen Leiterin, die vorher als Mitarbeiterin der Stadtinfo beschäftigt war, soll in dieser Woche vom Stadtrat neu besetzt werden. Mit Jens Rozynek ist das Team dann weiterhin zu dritt. Plus Ingrid Jabke, aber sie darf schon früher gehen.