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Storch gerettet Wind bläst Horst vom Scheunendach

Winde haben einen Storchenhorst in Schliecksdorf vom Dach einer Scheune geblasen. Von den zwei Jungstörchen konnte einer gerettet werden.

Von Nico Maß 21.07.2016, 01:01

Rossau/Schliecksdorf l Anfang Juli fuhr Enrico Brun durch Schliecksdorf. Als der Rossauer Ortswehrleiter dort das in Höhe des Friedhofes gelegene Stochennest passierte, ahnte er noch nicht, dass ihn drei Tage später ein Einsatz seiner Brandbekämpfer zur gleichen Stelle führen sollte. Brun verfolgte beiläufig, wie zwei Jungstörche Flugübungen veranstalteten. „Dabei fiel mir auf, dass der Horst geschätzt 1,50 Meter und damit sehr hoch sowie bemerkenswert schräg stand.“, blickte Brun zurück. Bei dem betreffenden Horst handelt es sich quasi um ein Ur-Inventar des Dorfes. Von einem älteren Einwohner weiß Enrico Brun, dass sich das Nest schon auf dem Vorgänger der Mitte der 30er Jahre neu gebauten Scheune befand. „Für das damalige Jahr des Neubaus ist der Horst von den Anwohnern in eine benachbarte Eiche umgesetzt worden. Mit Erfolg, das Vogelpaar nahm den Horst an und bekam Junge. Als das Nest nach dem Ende der Bauarbeiten wieder umzog, glückte das ebenfalls, die Störche haben den Horst belegt“, fasst Brun die Erinnerungen des Schlicksdorfers zusammen.

Rund acht Jahrzehnte überdauerte der Horst, am 6. Juli aber schlug seine letzte Stunde. „Am Nachmittag dieses Tages herrschte ein sehr stürmischer Wind mit starken Böen“, erzählt der Rossauer. Und weiter: „Gegen 17.30 Uhr rief eine Einwohnerin aus Schliecksdorf bei mir an und berichtete, dass der Storchenhorst vom Dach gestürzt ist. Sie hatte sich an mich gewandt, weil ich bei der Feuerwehr bin.“

Brun sagte Unterstützung zu und benachrichtigte die Einsatzleitstelle des Landkreises. Die löste um 17.45 Uhr Sirenenalarm in Rossau aus. Mit sechs weiteren Kameraden, die übrigen auf den Alarmruf herbei geeilten Brandbekämpfer schickte der Wehrleiter wieder nach Hause, fuhr Brun anschließend zur Unglücksstelle. „Dort warteten schon mehrere Einwohner sowie ein Vertreter der unteren Naturschutzbehörde. Und ein Mitarbeiter des Osterburger Ordnungsamtes stand mit einer großen Tiertransportbox bereit.“

Wie die Feuerwehrleute feststellten, war ein Teil des Horstes auf das Dach der benachbarten Trauerhalle gefallen, ein weiterer Teil auf ein Stalldach des Grundstückes. Auf dem Friedhof befand sich zu dieser Zeit ein Jungstorch, „den wir sofort eingefangen und zur Weiterversorgung an den Tierschutz und das Ordnungsamt übergeben haben“, erzählte Brun. Der Vogel wurde im Stendaler Tierpark untergebracht und versorgt, bis er flügge wurde. Mittlerweile hat sich der Adebar schon aus dem offenen Gehege verabschiedet.

Auf der Suche nach dem zweiten Jungstorch zogen die Helfer die Horst-Überreste von den Dächern, um nach dem zweiten Jungstorch zu suchen. „Allerdings ohne Erfolg, auch auf den benachbarten Grundstücken wurden wir leider nicht fündig“, berichtete der Wehrleiter. Die Suche nach dem zweiten Adebar musste schließlich ergebnislos abgebrochen werden. Sein Schicksal bleibt ungewiss, selbst wenn in den zurückliegenden Tagen in der Umgebung des Dorfes mehrere Störche auf einer Wiese zu beobachten waren.

Nur einen Steinwurf weit von den noch sichtbaren Resten des alten Nestes entfernt gibt es übrigens bereits Ansätze für einen weiteren Horst. Es sollen die Eltern der beiden Jungstörche sein, die auf einem Wohnhaus-Schornstein gegenüber der Kirche Quartier bezogen. haben. Voraussichtlich bleibt dieses Nest aber nur ein Provisorium. Denn mittlerweile nehmen bereits Überlegungen für eine neue Nisthilfe Gestalt an. Diese Basis für den potenziellen Nachfolger des umgestürzten Nestes soll ihren Platz zwar nicht mehr auf dem Scheunendach finden. Aber auf einem Mast, der, das Einverständnis der Grundstückseigentümer vorausgesetzt, in der Nachbarschaft zur Scheune errichtet werden könnte.