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Tüftler Vom Schrott zum Lastenfahrrad

Der Bertkower Martin Nickel baut aus alten Drahteseln und Kleinmobilen aus der Krankenpflege Lastenfahrräder. Bisher hat jedes gehalten.

Von Karina Hoppe 08.12.2017, 23:01

Bertkow l Was machen wir heute Sinnvolles? Wenn Martin Nickel an einem freien Tag diese Frage in den Raum stellt, weiß seine Frau Ramona genau, was kommt. Ihr Mann geht in die Werkstatt und fängt an zu tüfteln. Meistens hat er mehrere Projekte gleichzeitig am Start. Und oft steht am Ende ein besonderes Fahrrad auf dem Hof: Martin Nickel aus Bertkow baut leidenschaftlich gerne Lastenfahrräder. Kleine, Größere, in jedem Fall sind sie aus mehreren Komponenten zusammengesetzt. Ein ausrangiertes Fahrrad ist immer dabei, dazu kommen wahlweise ein Rollstuhl, ein Rollator oder Teile eines Bettgalgens. Das, was die Krankenkasse nicht mehr zurücknimmt, was Menschen loswerden wollen, zweckentfremdet der Krankenpfleger Martin Nickel, um daraus etwas Neues zu bauen.

Lastenfahrräder? Martin Nickel ist vor etlichen Jahren im Internet auf diese besonderen Mobile gestoßen. Irgendwie haben sie ihn fasziniert und wenn dies der Fall ist, rattert es längst im Kopf des 52-Jährigen. Wie kann man was am besten zusammenbringen? Ausgestattet mit einem Schweißgerät, einer Flex und sonstigen Helfern – Martin Nickel hat mal ein komplettes Autowerkzeug und sogar eine Hebebühne gewonnen – ist es Nickels Ansporn, das Erdachte Realität werden zu lassen. „Früher habe ich an Mopeds und Motorrädern geschraubt.“ Heute eben an Lastenfahrrädern. Und diese sind auch in Gebrauch: Die ganze Familie samt Hunden fährt mit den Rädern der Marke Eigenbau. „Auch mein Bruder in Magdeburg hat zwei“, so Nickel, der die Bilder von den Magdeburger Cruisern auf seinem Handy zeigen kann.

Für Nickel ist das Handwerken ein Ausgleich zur sozialen Arbeit. „Ich brauche das .“ Und für die Familie ist es okay. Abgesehen davon, dass alle selbst mit den Rädern fahren, entstehen in Martin Nickels Händen ja noch ganz andere Dinge.

Der komplette Wintergarten zum Beispiel oder ein Wohnmobil, das Nickel selbst aus einem alten Transporter gezaubert hat. Die Mobile haben es ihm also ganz besonders angetan. Irgendwann möchte Martin Nickel nochmal ein Liegerad und ein Sesselrad bauen. „Und ein Fahrrad, auf dem man nebeneinander sitzen kann.“ Die Ideen gehen dem Bertkower ganz sicher nicht aus. Und das Material auch nicht. Weil sich herumgesprochen hat, das Nickel „was aus Fahrrädern“ macht, werfen Bekannte ihre Drahtesel nicht weg. „Ich habe bestimmt gerade zehn alte Fahrräder auf dem Hof.“ Irgendwann erhalten auch sie wieder einen Sinn.