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Überleitungsbau Hochwasser-Stöpsel ist fast fertig

Wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, einfach mal den Stöpsel ziehen. Das Aland-Abschlussbauwerk bei Wanzer macht das möglich.

Von Ralf Franke 05.01.2018, 00:01

Wanzer l Nach den Jahrhundertfluten hat das Land Sachsen-Anhalt einen Großteil seiner Hausaufgaben erledigt. Während von der Sanierung der Deiche meist noch vergleichsweise viele Anlieger etwas mitbekommen, hat das Aland-Überleitungsbauwerk bei Wanzer in den vergangenen Monaten eher im Verborgenen Gestalt angenommen.

Im Dezember des vergangenen Jahres ist es mit der Einweihung nach gut zwei Jahren Bauzeit zwar nichts mehr geworden. Aber es fehlen nur noch Kleinigkeiten, ließ Hans-Jörg Steingraf, Osterburger Flussbereichsleiter beim Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft, im Gespräch mit der Volksstimme wissen. Heißt: Das Bauwerk ist fertig und die Aland-Deiche rechts und links angepasst. Die offizielle Übergabe ist noch in der ersten Jahreshälfte geplant. Funktionstüchtig wäre die Anlage aber schon jetzt. Doch Steingraf will derzeit nicht darüber orakeln müssen, ob der Bedarfsfall vorher einsetzt.

Was vor allem zählt, dass mit der Überleitungsmöglichkeit vorbehaltlich der letzten Deichertüchtigungen, die bis 2020 Geschichte sein sollen, ein Hochwasserschutzsystem in Betrieb geht, das mit einem Einzugsbereich von fast 2000 Quadratkilometern an Elbe, Aland und Seege seinesgleichen in Deutschland sucht und den Schutz vor Fluten vom Zehrental bis nach Seehausen sicherstellen soll.

Rund 5 Millionen Euro lässt sich das Land alleine diese Maßnahme kosten. Dafür gibt es unter anderem ein 25 Meter breites und 7,5 Meter hohes Bauwerk samt vier Stautoren, mit denen im akuten Hochwasserfall bis zu 60 Kubikmeter Alandwasser kontrolliert über die Seege und den Gartower sowie Laascher See bei Meetschow auf niedersächsischer Seite in die Elbe abgeleitet werden können. Das Umfluten funktioniert, weil die Elbe auf den betreffenden 15 Stromkilometern über eine Gefälle von rund 15 Metern verfügt.

Erste Pläne dafür wurden schon vor über 100 Jahren zu Papier gebracht. Dass sich diese so lange nicht umsetzen ließen, ist unter anderem dem geteilten Deutschland, aber auch diversen Klagen zu verdanken.

Idealerweise wäre das Überleitungsbauwerk mit der Inbetriebnahme des Aland-Abschlussbauwerkes 1991 ein paar Steinwürfe weiter fertiggestellt worden. Denn das Überleitungs- ist der engste Verbündete des Abschlussbauwerkes. Letzteres wird geschlossen, wenn das Wasser der Elbe in den Aland zurückstaut und das Hinterland zu fluten droht. Ersteres wird geöffnet, wenn das Wasser aus dem Aland und den Seitengräben zur Gefahr für die Umlandorte wird.

Was allerdings sehr vereinfacht dargestellt ist. In der Praxis gibt es vielmehr ein kompliziertes Berechnungssystem, das die Pegel an den Brennpunkten so steuert, dass keiner zu viel Wasser abbekommt und einer zu großen Gefahr ausgesetzt wird.