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Uhrenreparatur Damit es beim Zaren richtig tickt

Nach vier Jahren Pause waren jetzt wieder die Fähigkeiten des Seehäuser Uhrmachermeisters Günther Haut in Russland gefragt.

Von Ralf Franke 25.10.2017, 17:54

Seehausen/Puschkin l Auf Vermittlung des Fachkreises „Historische Uhren Schloss Raesfeld“ weilte der Experte für historische Zeitmesser, der in dieser Mission auch schon Gast des Maharadschas von Jodhpur in Indien war, vom 29. September bis 11. Oktober mit zwei Kollegen aus Deutschland am Zarenhof. Dieses Mal allerdings nicht in St. Petersburg, sondern im Katharinenpalast der Stadt Puschkin (benannt nach dem berühmten Dichter).

Der Katharinenpalast in Zarskoje Selo (Zarendorf) ist durch seine einmalige Parkanlage aus dem 18. Jahrhundert, aber vor allem durch das Bernsteinzimmer bekannt, das der preußische König Friedrich Wilhelm I. 1716 dem russischen Zaren Peter dem Großen schenkte. Ein Geschäft, das übrigens in Havelberg über die Bühne ging und der deutschen Majestät ein paar „lange Kerls“ für sein Regiment einbrachte.

Das Bernsteinzimmer wurde bekanntlich in den Wirren des Zweiten Weltkrieges von den Deutschen geraubt, um bis heute verschollen zu bleiben. Seit 2003 ist ein prunkvoller Nachbau zu bewundern, den täglich tausende Besucher sehen wollen. Derzeit verstärkt Gäste aus dem asiatischen Raum, was wohl der politischen Großwetterlage zu verdanken ist, mutmaßt Haut.

Das Bernsteinzimmer, eins von rund 30, die im Palastmuseum zu besichtigen sind, war auch für Günther Haut und seine Kollegen sozusagen allgegenwärtig. Denn sie verrichteten ihre ehrenamtliche Arbeit nur ein paar Türen weiter und kamen deshalb auch in den Genuss einer exklusiven Führung, ohne sich mit vielen anderen Gästen um die besten Plätze drängeln zu müssen.

Handwerklich bekam es der 67-Jährige, der noch längst nicht ans Aufhören denkt, wie gehabt mit Tischuhren aus dem Empire zu tun. Immerhin drei der wertvollen Konstruktionen aus dem umfangreichen Fundus konnte er alleine wieder zum Laufen bringen. Warum die Sammlung nicht nur am russischen Zarenhof so groß und exklusiv ist, erklärt der Seehäuser Uhrmachermeister damit, dass die Zeitmesser damals sehr in Mode und ein gern gesehenes Geschenk im Kreis nicht nur der europäischen Königshäuser waren.

In den 14 Tagen mussten die deutschen Spezialisten aber nicht nur arbeiten. Sie bekamen auch ein kulturelles Rahmenprogramm geboten. Besonders in Erinnerung wird Haut der Besuch von Nowgorod bleiben. Diese Stadt zählt mit fast 1160 Jahren zu den ältesten Russlands, atmet dementsprechend Historie und hat viele Kunstschätze zu bieten.