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Umbau Altengerecht: Die Nachfrage schwindet

Wohnungsgenossenschaft und Wohnungsgesellschaft haben erheblich in altengerechte Angebote investiert. Jetzt agieren sie eher vorsichtig.

Von Nico Maß 14.02.2016, 19:00

Osterburg l Schon vor der Jahrtausendwende nahm am Geschwister-Scholl-Weg ein alten- und behindertengerechtes Projekt Gestalt an. Weil die Stadt bereits in den 90-er Jahren neben dem Einwohnerrückgang auch eine Überalterung der Bevölkerung aufzeigte und Prognosen auf ein Andauern dieser demografischen Entwicklung hinwiesen, baute die Wohnungsgenossenschaft eine frühere Kindertagesstätte zu acht behinderten- bzw. altersgerechten Wohnungen um. Zusätzlich entstanden im Reihenhausstil 13 Wohnungen; zwei von ihnen wurden sogar barrierefrei angelegt. Diese Angebote waren nachgefragt, ebenso wie die nur einen Steinwurf entfernte acht ebenerdigen Reihenhauswohnungen, in die der Vermieter rund 900 000 Euro investierte und die er 2014 einweihen konnte. Eine andere Überlegung der Wohnungsgenossenschaft ging dagegen nicht wirklich auf. Um die Zahl der für Senioren gut erreichbaren Wohnungen im Neubaugebiet An der Golle zu erhöhen, ließ die Genossenschaft 2013 in der Karl-Marx-Straße 26 bis 29 sowie 30 bis 34 Fahrstühle installieren. Insgesamt fünf Eingänge profitierten von Aufzügen. Die Technik, die inklusive Einbau rund 550000 Euro kostete, sollte ältere Menschen ein Stück weit mehr für Appartements in den oberen Etagen interessieren. Zugleich richtete der Vermieter sogenannte Rollator-Boxen ein, in denen ältere Mieter ihre Gehhilfen verstauen können. „Doch auf dieses Angebot haben ältere Einwohner kaum reagiert“, resümiert Genossenschafts-Vorstand Wolfhard Schulz zweieinhalb Jahre später ernüchtert. Vielleicht rühre das Desinteresse daher, dass die Aufzüge auf halber Treppe halten und so bis zum Erreichen der Wohnung noch Stufen überwunden werden müssen, versucht der Vorstand eine Begründung. Gut möglich scheint aber auch, dass die größte Nachfrage an alten- und behindertengerechten Wohnraum in der Biesestadt vorerst gedeckt zu sein scheint. Das lassen zumindest die eher überschaubaren Nachfragen in der jüngeren Vergangenheit vermuten. „Es gibt immer mal wieder jemanden, der sich für solche Wohnungen interessiert“, sagt Wolfhard Schulz. Die Fragen kämen aber längst nicht in der Häufigkeit, um über neue alten- und behindertengerechte Projekte nachzudenken.

Dass die Nachfrage sich verringert hat, registrierte auch sich die Wohnungsgesellschaft. 2012 übergab die Tochtergesellschaft der Stadt alten- und behindertengerechte Wohnungen an der Wallpromenade. Die waren damals im Nu vergriffen. Durch diese Nachfrage bestärkt, investierte die Wohnungsgesellschaft 2013/14 rund eine Million Euro in den Ausbau eines Gebäudes an der Brüderstraße 2. Dort entstanden neun altengerechte Wohnungen, zwei der Appartements eignen sich zudem für Rollstuhlfahrer. Anders als zuvor an der Wallpromenade flaute die bei Beginn der Umbauarbeiten noch registrierte Nachfrage aber ab. So sehr, dass nach der Einweihung des Gebäudes nicht alle Appartements umgehend an interessierte Senioren vermietet werden, blickt Wohnungsgesellschafts-Geschäftsführer Rüdiger Mallohn zurück. Zwar sind die Wohnungen im Haus an der Brüderstraße 2 jetzt komplett belegt, bei neuen Investitionen in alten- und behindertengerechten Wohnraum agiert die Gesellschaft aber zurückhaltend. Erst für 2017 steht dieses Thema wieder auf der Agenda. Dann soll ein weiteres Haus an der Wallpromenade ausgebaut werden. „Vier Wohnungen sind geplant, zwei davon altengerecht“, kündigt Rüdiger Mallohn an.