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Waldbehandlung Tonnenweise Kalk von oben

Im Häsewiger Waldgebiet wurden am Mittwoch Tonnen eines Kalk-Holzasche-Gemischs ausgebracht - wider die Versauerung des Bodens.

Von Karina Hoppe 15.11.2017, 18:00

Häsewig l Dem Hubschrauber-Piloten hat der Job offensichtlich Spaß gemacht. Runter auf den Waldboden, um den Streubehälter befüllen zu lassen. Schnell wieder hoch, das Gemisch mit Hilfe eines GPS-Koordinatensystems über dem Wald auskippen und wieder zurück auf Anfang. Alle zwei Minuten bogen sich im Rotorwind selbst die dicksten Äste und wurde es Mittwoch berstend laut auf dem Waldboden zwischen Rochau, Häsewig und Ziegenhagen – ein beein­druckendes Schauspiel.

Das Landeszentrum Wald ließ im Rahmen des Modellvorhabens zur Förderung von „Maßnahmen zur nachhaltigen Nährstoffversorgung und Gesunderhaltung von Wäldern“ 46 Hektar Wald der Forstbetriebsgemeinschaft Osterburg (Revier Wische) kalken. Zuvor 70 Hektar im Harz und 49 Hektar in Jerchel. Im dritten und letzten Jahr wurden bedürftige Flächen ausgewählt. „Insgesamt waren es in Harz und Altmark etwa 1000 Hektar Wald“, informiert Jens Hückelheim. Kostenpunkt pro Jahr rund 140.000 Euro. Hückel­heim ist vom Landeszentrum Wald und zuständig für das Projekt, das zu 100 Prozent vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft finanziert und von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (Göttingen) wissenschaftlich begleitet wird.

Wie wirkt sich die Kalkung auf Boden, Vegetation und Ernährungsszustand der Bäume aus? Dieser Frage gehen die Forscher nach, wobei die Antworten Jahre auf sich warten lassen werden. Denn bis das Kalk-Holzasche-Gemisch (aus der Nähe von Nürnberg) 30 bis 60 Zentimeter tief in den Boden eingedrungen ist und dort die Feinwurzeln positiv beeinflussen kann, dauere es. „Ziel ist es, die hohen Stoff- und Säureeinträge über die Luft auszugleichen“, erklärt Hückelheim. Der so genannte „saure Regen“ habe zu neuartigen Waldschäden geführt, erkennbar an geringen ph-Werten und Nadel- beziehungsweise Blattverfärbungen. „Die Kalkung ist nun keine Düngung, sondern dient dazu, die Bodenstruktur und -chemie zu verbessern.“

Am Ende soll die Maßnahme auch die Artenvielfalt fördern. Im Idealfall und vor dem Hintergrund der erwarteten positiven Wirkung folgen andere Waldbesitzer dem Beispiel, behandeln ihre Wälder auch, was bis zu 90 Prozent gefördert werde. Die Maßnahme kommt nur an schwachen Standorten, hier vor allem Kieferwäldern, in Frage. „Auf Wischeboden braucht man das nicht zu machen“, sagt Gunnar Schulze, Leiter des Reviers Wische, der Mittwoch auch mit vor Ort war.