1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Osterburg
  6. >
  7. Was jetzt geplant ist: Investoren stellen Wohngebiet „Am Werder“ in Osterburg vor

Nach Kritik Was jetzt geplant ist: Investoren stellen Wohngebiet „Am Werder“ in Osterburg vor

Am Dienstag hat der Osterburger Bauausschuss das geplante Wohngebiet „Am Werder“ auf dem Tisch – wieder. Nach Anwohner-Kritik haben die Investoren Matthias Lenz und Glen Maurer ihren Plan etwas „grüner“ gemacht. Wie genau, das erläuterten sie bei einer Einwohnerversammlung. Ein Wort fiel dort besonders häufig: Wiesenstraße.

Von Karina Hoppe Aktualisiert: 24.06.2021, 17:00
Planer Guido Cierpinski (l.) zeigte den Anwohnern und Ratsmitgliedern unter anderem, wie der Straßenverlauf im neuen Osterburger Wohngebiet geplant ist.
Planer Guido Cierpinski (l.) zeigte den Anwohnern und Ratsmitgliedern unter anderem, wie der Straßenverlauf im neuen Osterburger Wohngebiet geplant ist. Foto: Karina Hoppe

Osterburg - „Das ist heute keine politische, sondern eine reine Infoveranstaltung“, betonte Nico Schulz (Freie Wähler) eingangs. Er sagte es nicht als Bürgermeister der Einheitsgemeinde Osterburg, sondern als Moderator. Matthias Lenz und Glen Maurer, Investoren für das Wohngebiet „Am Werder“, hatten für Mittwochabend zu einer Versammlung an den Schwarzen Weg gebeten. Angesprochen waren vor allem Einwohner, die sich im Vorfeld skeptisch geäußert hatten, dazu der Osterburger Stadtrat, Bauausschuss und Ortsrat. Alle standen direkt neben dem künftigen Wohngebiet. So es denn dazu werden darf.

Verkehrsbelastung im Wiesenstraße befürchtet

Zunächst war es an Planer Guido Cierpinski, das Vorhaben der beiden zu erläutern. Auf zwei Hektar Fläche am Rande des Naherholungsgebietes sollen auf 19 rund 500 bis 1000 Quadratmeter großen Grundstücken 27 Wohneinheiten stehen. Doch muss die Erschließung über den Schwarzen Weg und damit die Wiesenstraße erfolgen? „Der Knackpunkt, liebe Leute, ist die Zufahrt“, sagte Anwohner Roland Köhn. Er befürchte eine starke Verkehrsbelastung. Oder wie Bianka Storl es ausdrückte: „Wir wollen nicht Opfer für 30 Wohnparteien werden, die dann hier ein schönes Leben haben.“ Planer Cierpinski verwies darauf, „dass wir uns hier im Innenbereich der Stadt befinden. Rein rechtlich ist es so, dass wir die Zuwegung tatsächlich nutzen dürfen.“ Wenn auch nachvollziehbar sei, dass die Anwohner das erstmal nicht so schön finden. Und ja, während der Bauphase werde es auf jeden Fall eine erhöhte Verkehrsbelästigung geben. „Aber danach machen 30 Parteien mehr nicht den großen Unterschied“, so Cierpinski. „Und die Packetdienste und Müllfahrzeuge fahren ja sowieso, nicht extra.“

Hilft eine Einbahnstraßen-Regelung?

Was die noch im ersten Entwurf vorgesehene Erschließung über die Bismarker Straße betrifft, sei die Tür auf jeden Fall verschlossen. „Der Eigentümer lehnt den Verkauf des Grundstücks strikt ab“, sagte Glen Maurer. Stadtratsmitglied Thorsten Schulz brachte die Idee ins Spiel, vielleicht mit einem Einbahnstraßen-System zu arbeiten. Im Zusammenspiel mit der Werderstraße. So könnte die Wiesenstraße etwa zum Wohngebiet führen und die Anlieger über den Schwarzen Weg und die Werderstraße wieder herausgeleitet werden. „Darüber haben wir noch gar nicht nachgedacht“, sagt Nico Schulz. Das sei auch ein guter Ansatz, was die Investoren bestätigten. Die Last würde auf jeden Fall verteilt. Es müsste dann allerdings noch mehr Schwarzer Weg für den Verkehr erschlossen werden. Von der Kommune? Und dass der Schwarze Weg am Rande des Naherholungsgebietes unbefestigt und möglichst wenig befahren bleibt, war ja gerade auch Teil der Anwohnerkritik. Für das Teilstück Wiesenstraße bis Wohnquartier stehe der Plan: Ausbau über rund 3,50 Meter, der Rest bleibt durch ein Hochbord abgegrenzt Fußgängerweg.

Matthias Lenz  gehört zu den Investoren für das Wohngebiet "Am Werder" in Osterburg.
Matthias Lenz gehört zu den Investoren für das Wohngebiet "Am Werder" in Osterburg.
Foto: Karina Hoppe

Man müsse sich nichts vormachen, „es wird natürlich Grün weggenommen, aber wir sind hier noch innerstädtisch“, sagte auch Matthias Lenz. Teils in Reaktion auf die Anwohnerkritik soll nun sogar das „grünste Baugebiet der Altmark“ entstehen. Mit Fernwärme, mit der Auflage für jeden Häuslebauer, eine Hecke (’Biotop’) anzulegen, mit einer Wallbox (Ladestation für E-Autos) für jedes Wohngrundstück und versickerungsfähigem Pflaster, um die Versiegelung in Grenzen zu halten. Für die von den Investoren „vorschnell“ gefällten Bäume, die zu einem Biotop gehörten, entstehe als Ausgleich woanders ein neues Biotop. „Und die Weidenreihe, die das zweite Biotop auf dem Grundstück ist, wird nun in das Wohnquartier integriert, die Bäume bleiben stehen“, so Cierpinski. Die Grundstückszahl wurde bereits entsprechend angepasst, also verringert. Aber wie soll das gehen? Das tiefer liegende Grundstück müsse ja offenbar um einiges erhöht werden, „wie sollen die Weiden da bestehen bleiben?“, fragte Lars Henning. Da finde man eine Lösung, vielleicht durch eine Böschung. Grundsätzlich könne man in diesem sehr frühen Stadium der Planung manch’ Frage noch gar nicht beantworten. „Wir müssen ja auch sehen, welche Auflagen wir noch bekommen“, sagte Lenz. Es wäre sogar möglich, dass der Landkreis einer Zuwegung über die Bismarker Straße gar nicht zugestimmt hätte, sagte Nico Schulz, der dafür warb, dass die Investoren weiterplanen dürfen. „Das Gebiet ist von uns im Flächennutzungsplan als Wohngebiet vorgesehen.“

Kritik an Kritik am Drescherhof

Direkt gegenüber des avisierten Wohngebietes beginnen die Osterburger Werderwiesen, eines oder das Naherholungsgebiet der Stadt.
Direkt gegenüber des avisierten Wohngebietes beginnen die Osterburger Werderwiesen, eines oder das Naherholungsgebiet der Stadt.
Foto: Karina Hoppe

Für den Osterburger Michael Küssner würde der teilweise Ausbau des Schwarzen Weges „eine Aufwertung bedeuten“. Allzu oft sei er hier durch den Schlamm gejoggt. „Das ist ein sehr attraktives Bebauungsgebiet, ich würde hier gerne wohnen“, äußerte er. Rückenwind gab’s auch von Sven Metzlaff, der zwei Wohneinheiten des zuvor von Lenz und Maurer errichteten Wohngebietes Drescherhof erworben hatte und „erstaunt darüber ist, wie negativ darüber gesprochen wird“. Metzlaff richtete sich dabei insbesondere an Ratsmitglied David Elsholz (Die Grünen). „Ich lade sie gerne ein, sich dort mal abends mit Blick auf die Kirche hinzusetzen. Es ist toll, die Leute leben dort gerne“, sagte Metzlaff. Neben anderen hatte auch Elsholz den Drescherhof öffentlich als zu eng bebaut und mit zu wenig Grün bedacht bezeichnet. Bianka Storl, Wiesenstraßen-Anwohnerin, sagte noch gen Investoren, „wir haben vielleicht eine andere Vorstellung von Grün. Wir wissen doch, worüber wir gerade alle reden. Wenn wir alles versiegeln, bleibt vom Grün nicht mehr viel über“.

Glen Maurer bat schließlich darum, weiter planen zu dürfen. „Bei uns melden sich so viele Leute, die ein Baugrundstück suchen. Es kann nicht sein, dass wir nichts gegen den demografischen Wandel tun dürfen.“ Auch mit Aufstellungsbeschluss für einen B-Plan seien die Investoren weiter gesprächsbereit. Und immer wieder Gast in den Ausschüssen.

Glen Maurer gehört zu den Investoren des Wohngebietes "Am Werder" in Osterburg.
Glen Maurer gehört zu den Investoren des Wohngebietes "Am Werder" in Osterburg.
Foto: Karina Hoppe