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Wegebau Naturschutz hat seinen Preis

Die Befestigung von Feld- und Waldwegen um Bretsch, die Landwirte und sonstige Nutzer begrüßen, lässt andere den Zeigefinger heben.

Von Ralf Franke 02.05.2018, 16:34

Bretsch l Dass „gut gemeint“ nicht zwangsläufig „gut“ werden muss, stellte neben der Stadt Osterburg auch die Gemeinde „Altmärkische Höhe“ fest. Nach dem Ende der Bauarbeiten im Windpark Krevese war durch den Rückbau der Baustraßen zu den Einzelanlagen Ende 2017 jede Menge Mineralgemisch günstig zu haben, das sich offenbar geradezu aufdrängte, im Umfeld marode Feldwege zu befestigen. Doch beide Kommunen hatten die Rechnung ohne den Landkreis Stendal gemacht.

Insbesondere die untere Naturschutzbehörde protestierte gegen die unerlaubte Baumaßnahme. Wobei es offenbar weniger darum geht, dass das Vorhaben nicht genehmigungsfähig gewesen wäre, sondern vor allem darum, dass die Fahrbahn zum Teil überdimensioniert befestigt wurde. Und obwohl die Wege keine Beton- oder Bitumenschicht bekamen, wertet die Behörde den Ausbau als Versiegelung der Natur, für die nach geltendem Recht Ausgleich- und Ersatzmaßnahmen fällig werden. Dass der Papierkram nachträglich erledigt werden muss, versteht sich von selbst.

Nachdem Osterburg einen Teil des Wald- und Feldweges von Polkern nach Drüsedau bis zur Gemarkungsgrenze in weiten Teilen von sechs auf vier Meter zurückbauen und Bäume pflanzen muss, trifft es die Nachbar-Gemeinde bei ihrem Teil nicht ganz so hart, weil dort der Weg schmaler geblieben ist. Um das Pflanzen von Bäumen kommt indes auch die „Altmärkische Höhe“ nicht drum herum. Und das nicht nur für diesen Wegebau, sondern auch für das gut zwei Kilometer lange Ende von Bretsch in Richtung Krevese bis zum Junkerbusch.

Bislang gibt es die Auflage, 65 Linden mit einem Stamm­unfang von mindestens 14 Zentimeter neu zu pflanzen. Was für Ausgaben von 12.000 bis 15.000 Euro steht, weiß Bürgermeister Bernd Prange. Das Gemeindeoberhaupt hat mit seinem Rat indes auch einen Weg gefunden, die Kosten abzumildern und trotzdem noch etwas für Natur- und Umweltschutz zu tun.

In der jüngsten Ratssitzung stimmten die Kommunalpolitiker bei der Beratung über die Vergabe ihrer Windpark-Sponsoringmittel nämlich auch für eine Antrag des Bretschers Thomas Hartwig, der in Bretsch von E.ON-Avacon 2008 die beiden Trafohäuschen übernommen und zu Heimstätten für Fledermäuse und einheimische Vögel umfunktioniert hat. Nach zehn Jahren wird es offenbar Zeit für einigen Baumaßnahmen, damit die XXL-Nistkästen auch künftigen Vogel-Generationen Unterschlupf bieten können. Über rund 4000 Euro beläuft sich das Vorhaben, das zu einen Großteil mit Sponsoringmitteln umgesetzt werden soll.

Doppelt positiv für die Kommune: Die Sponsoringmittel werden sinnvoll eingesetzt. Außerdem kann diese Investition als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme abgerechnet werden – auch für den in die Kritik geratenen Wegebau. Dass das so funktioniert, bestätigte dieser Tage Dorett Schneider von der unteren Naturschutzbehörde bei einem vor-Ort-Termin mit Bernd Prange und Bauamtsleiter Guido Mertens. Was die Sachbearbeiterin noch nicht wusste, um wie viel sich die Pflanzauflage verringert. Das ist Bestandteil eines neuen Bescheides, der der Kommune demnächst zugeht.