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Werkstatt An der Sportschule üben Schreibtalente

40 Schüler aus ganz Sachsen-Anhalt haben in Osterburg an ihrer Schreibe gefeilt. Sie nahmen an einer Werkstatt des Bödecker-Kreises teil.

Von Frank Schmarsow 10.10.2016, 23:01

Osterburg  l An der 25. Landesschreibwerkstatt waren Schüler zwischen 12 und 18 Jahren beteiligt. Zuvor waren im vergangenen Unterrichtsjahr rund 4150 Geschichten und Gedichte zum Schreibwettbewerb „Unzensiert und unfrisiert“ des Friedrich-Bödecker-Kreises eingereicht worden. Dieses Gremium, das sich vor allem mit der literarischen Nachwuchsförderung im Kinder- und Jugendbereich beschäftigt, hatte eine Jury bestellt, die 40 Arbeiten auswählte und deren Verfasser zur dreitägigen Werkstatt in die Landessportschule einlud. Zur Abschlusslesung am Sonntag waren auch Eltern und Großeltern der jungen Autoren erschienen.

Seines Wissens sei die seit einem Vierteljahrhundert auf diese Weise praktizierte Nachwuchsarbeit des Bödecker-Kreises Sachsen-Anhalt die einzige ihrer Art in ganz Deutschland, stellte dessen Geschäftsführer Jürgen Jankofsky fest. „Und auf diese kontinuierle Förderung junger Schreibtalente sind wir stolz“, sagte er und bedauerte gleichzeitig in Bezug auf die Wertschätzung im Land: „Zu der Abschlusslesung war auch der Innenminister eingeladen worden, aber der hatte es nicht einrichten können.“

In der Werkstatt hatten die Schüler in drei Gruppen unter Obhut der Seminarleiter Diana Kokot, Schriftstellerin aus Osterburg, ihrem Sohn Sascha, Lyriker aus Leipzig und Jürgen Jankofsky gearbeitet, geschrieben und die Texte diskutiert. Ihnen zur Seite stand die Lektorin Ute Bräter.

„Dass die Schüler heute hier lesen, ist auch eine Belohnenung für ihre Arbeit“, machte Jankofsky deutlich. Diana Kokot erklärte: „Dazu hat sich jede Gruppe eigenständig ein dreißigminütiges Programm erdacht, und wir Seminarleiter hatten uns nicht eingemischt, wissen nicht, was passieren wird und lassen uns überraschen.“ Und sie waren auch überrascht. Die jüngste Gruppe stellte eine Fernseh-Literatur-Show dar – mit gelesenen Texten und eine Talkrunde dazu, in der unter anderem nähere Informationen bzw. Erläuterungen des Gelesenen gefordert wurden. Die Vorstellung der Texte der zweiten Gruppe fand in einem im 13. Stockwerk havarierten Fahrstuhl statt, mit Platzangst, untermalt von Geigenmusik und Diskussion um die Frage: Wie kommen wir wieder heraus aus dem Verlies, das wir uns selbst geschaffen haben?, gipfelnd in der Erkenntnis: Wir müssen unsere Ängste besiegen.

Das Programm der dritten Gruppe bestand aus einem breit gefächerten Szenenspiel, in dem die aktuellen Probleme wie Umwelt, Armut, Flüchtlinge, Integration, Terrorismus und Rassismus kritisch hinterfragt und nach Lösungen gesucht wurden. Kerngedanken dazu: Wir sind reicher an Fortschritt, aber nicht an Menschlichkeit; die heutige Generation ist viel zu verwöhnt, aber hat sie eine eigene Meinung? Es herrscht eine gefährliche Doppelmoral in unserer Welt. Wegsehen ist egoistisch und weltfremd!

Aus Osterburg gehörten Emira Dittfach (14) und Manja Moritz (15) zu den Teilnehmern der Werkstatt. Emira, die seit ihrem Eintritt in das Gymnasium kleine Geschichten schreibe, „hat damit eine schönes Hobby gefunden“. Stoff finde sie genug aus eigenem Erleben und in ihrer Fantasie. „Jedenfalls macht mir das großen Spaß, und ich werde dabei bleiben.“ Ähnlich sieht das auch Manja, Schülerin der Sekundarschule. Ihre Schreibversuche hätten vor zwei Jahren begonnen, „und Themen bieten mir unter anderem nicht alltägliche Erlebnisse und was mir so einfällt. Ich hatte mal als Haustier einen zahmen Leoparden. Auch darüber hatte ich geschrieben.“ Sie hat bereits zum zweiten Mal an der Landesschreibwerkstatt teilgenommen.

„Die eingereichten Texte und die Arbeiten aus der Werkstatt werden gesammelt und gesichtet“, informierte Jankofsky die jungen Autoren. „Aus dem Ergebnis wird ein Buch entstehen, in dem jeder von euch mindestens einmal vertreten sein wird. Die Buchpremiere wird am 20. April um 14 Uhr in den Franckeschen Stiftungen in Halle stattfinden.“