1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Osterburg
  6. >
  7. Sparbriefe deutlich überzeichnet

Windpark Osterburg Sparbriefe deutlich überzeichnet

Bürger der Einheitsgemeinde Osterburg wollen sich mit rund einer halben Million Euro mehr am neuen Windpark beteiligen als möglich.

Von Karina Hoppe 11.08.2020, 17:00

Osterburg l Vier Lose waren gegen 9.30 Uhr schon gezogen. Die Namen sind natürlich geheim, fallen unter den Datenschutz. Immerhin verraten wurde am Montag im Dachgeschoss der VR Plus Altmark-Wendland eG am Standort Osterburg, dass es sich jeweils um Sparbriefe mit dem Maximalanlagebetrag von 5000 Euro handelt. Die meisten der 265 Bürger machten davon Gebrauch, „denn das lohnt sich ja auch“, sagte Torsten Dallmann, Vorstand der VR Plus Bank. Bei 5000 Euro und einer Laufzeit von sechs Jahren mit 3,3 Prozent Zinsen „machen die Anleger fast 1000 Euro plus, das bekommt man im Moment nirgends, die Bundrenditen sind unter diesen Bedingungen sogar negativ“.

Und weil die Bürgerbeteiligung am gerade offiziell eröffneten Windpark an der Osterburger Stadtrandsiedlung so attraktiv ist, wollten einige jener Osterburger, die am meisten unter den Begleiterscheinungen der drei Anlagen leiden, gerne eine Garantie auf einen Sparbrief haben. Die beiden verantwortlichen VR-Plus-Bank-Mitarbeiterinnen Sina Hoffmann und Kathrin Ganser hörten dies in den vergangenen Wochen öfter, möglich sei die „Extrabehandlung“ aber nicht. „Wo fängt man an, wo hört man auf? Wir alle empfanden es so mit der Verlosung am fairsten“, sagte Dallmann. Unter Zustimmung von Bürgermeister Nico Schulz (Freie Wähler) sowie von Susann und Fabian Schwarzlose von der Fefa GmbH mit Sitz in Stendal, die neben Christa Rieger von der Avacon Natur die Geschäftsführer der Betreibergesellschaften des Windparks sind.

Jetzt, da das große Interesse an den Sparbriefen bekannt ist und die Verlosung läuft, könne Bürgermeister Schulz „ja beruhigt in den Urlaub fahren“. Er stellte abermals die vielfachen Besonderheiten des Windparks heraus. Die Stadt profitiert über Pachteinnahmen, über die Energiewerke – und nicht zuletzt haben nun auch noch die Bürger etwas von den Wind­erntern, wobei die Bürgerbeteiligung in Form von Sparbriefen indirekt ist. Direkte Beteiligungen, die etwa durch die Gründung einer Energiegenossenschaft oder einer KG hätten realisiert werden können, wurden ins Auge gefasst, aber seinerzeit verworfen. „Das wäre viel aufwendiger gewesen und die Bürger hätten das Risiko mitgetragen“, so Fabian Schwarzlose. Deswegen die Sparbriefe, von denen es im Übrigen durchaus eine weitere Auflage geben könnte. „Wir schauen mal in fünf Jahren, müssen erst mal sehen, wie die Anlagen laufen“, sagte gestern Susann Schwarzlose. Sie ist die Geschäftsinhaberin der Fefa GmbH, die bis jetzt „acht oder neun“ Windkraftanlagen selbst betreibt und zwischen 120 und 130 errichtet hat.

Voraussichtlich in den nächsten zwei Wochen sollen die Sparbrief-Glückspilze benachrichtigt werden. „Aber auch die, die nicht zum Zuge kamen“, so Dallmann. Das Gesamtanlagenvolumen ist auf 750 000 Euro begrenzt, Bürger der Einheitsgemeinde Osterburg haben Absichtserklärungen über insgesamt 1 223 500 Euro abgegeben.